Einige Orte waren während des jüngsten Hochwassers im Allgäu nicht mehr zu erreichen. Darf ich als Anwohner einfach an einer Absperrung vorbeifahren, um nach Hause zu kommen? Darüber haben wir mit Christian Lindstedt gesprochen, Sprecher des Polizeipräsidiums in Kempten.
Wenn sämtliche Straßen in meinen Wohnort wegen Hochwasser gesperrt sind, darf ich als Anwohner dann die Absperrungen umfahren?
Christian Lindstedt: Nein, das ist verboten. Ein Verbotsschild oder eine Absperrung zu umfahren, kann in so einem Fall lebensgefährlich sein. Das gilt für sämtliche Fahrzeuge und auch für Fußgänger. Auch wenn es aus dem Fahrzeug heraus nicht zu sehen ist: Die Strömungen des Wassers, das über die Straße läuft, können so stark sein, dass sie ein Auto von der Fahrbahn ziehen und zum Beispiel in ein Feld reißen können. Wenn dort das Wasser hoch steht, kann das Auto volllaufen. Ein solches Unglück hat es am Montag bei Markt Rettenbach gegeben.
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Auch nicht im Auto übernachten
Was mache ich, wenn ich in einem Ort eingeschlossen bin, in dem ich nicht wohne und in dem es auch keine offiziellen Übernachtungsmöglichkeiten gibt?
Lindstedt: Dann gilt das Gleiche. Und bei Hochwasser sollte auch nicht im Auto übernachtet werden. Wenn Wasser in den Wagen läuft, bemerkt man es im Zweifel erst, wenn es zu spät ist. Wenn ein Ort von Hochwasser betroffen ist, sollte man obere Stockwerke aufsuchen und Schutz suchen. Selbst, wenn man in einem Ort fremd ist: Wir haben beim jüngsten Hochwasser erneut beobachtet, dass die Hilfsbereitschaft in solchen Situationen sehr groß ist. Lesen Sie auch: "Als wir vom Tod der Frau erfuhren, war der ganze Krisenstab völlig still"
Wenn zuhause jemand versorgt werden muss: Notruf wählen
Was kann man machen, wenn zuhause jemand wartet, der versorgt werden muss, etwa eine pflegebedürftige Person oder ein Haustier?
Lindstedt: Dann können Sie Einsatzkräfte in der Umgebung informieren und um Hilfe bitten. Oder Sie wählen den Notruf 112 oder rufen die Polizei unter 110 an und schildern Ihre Lage. Die Einsatzkräfte werden dann schauen, ob es den Betroffenen gut geht, oder sie in Sicherheit bringen.