Das Bild zeigt Markus Söder und Klaus Holetschek in jungen Jahren. Sie sind auf Bildungsreise und haben sich mit ein paar Mitstreitern zu einem Gruppenfoto aufgestellt. Damals können beide nicht ahnen, wie sich ihre Wege später einmal kreuzen würden. Die Weggefährten von einst sind wieder eng zusammengerückt. Ministerpräsident Söder hat den Memminger CSU-Landtagsabgeordneten Holetschek in sein Kabinett berufen – als Staatssekretär im Bau- und Verkehrsministerium. „Ich freue mich auf diese große Aufgabe, da gibt es dicke Bretter zu bohren“, sagt Holetschek in einer ersten Reaktion.
Es ist der späte Mittwochabend, als sich die politische Laufbahn des 55-Jährigen in eine neue Richtung bewegt. Bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion in Seeon bittet ihn Söder zu einem Gespräch. Da erfährt der gebürtige Landshuter, dass er Staatssekretär wird. „Diese Aufgabe passt zu mir“, sagt Holetschek. Allerdings war er vor Söders Entscheidung sogar als Nachfolger von Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart gehandelt worden – wie auch der Allgäuer Abgeordnete Eric Beißwenger. Ist Holetschek also ein wenig enttäuscht, dass es nicht zu mehr gereicht hat? „Überhaupt nicht“, wehrt er ab, „ich bin dankbar für das Vertrauen, das ist nicht selbstverständlich“.
In dem Ministerium werde er es mit „zentralen Themen“ zu tun haben, sagt Holetschek: „Bauen, Wohnen, Verkehr.“ Gerade Mobilitätsfragen spielten ja auch im Allgäu eine große Rolle, fügt er hinzu und nennt beispielhaft das geplante 100-Euro-Jahresticket für Bus und Bahn im Oberallgäu. Und beim Bauen gelte es den Spagat zwischen möglichst wenig Flächenverbrauch und dem Schaffen von neuem Wohnraum zu bewältigen. Zu Holetscheks Aufgaben gehört es auch, die neue Außenstelle des Ministeriums in Augsburg mit aufzubauen.
Holetscheks Berufung zum Staatssekretär ist der Höhepunkt einer wechselvollen Polit-Laufbahn. Der Jurist legt einen Bilderbuchstart hin: Mit knapp 34 Jahren wird er in den Bundestag gewählt, vier Jahre später machen ihn die Bad Wörishofer zu ihrem Bürgermeister. Dann aber bekommt die Karriere einen Knick. Bei der Unterallgäuer Landratswahl 2006 geht er als Favorit ins Rennen, doch ist am Ende chancenlos gegen Hans-Joachim Weirather (Freie Wähler). Holetschek macht dabei die Erfahrung, wie bitter es ist, wenn einen die eigene Partei im Wahlkampf nicht geschlossen unterstützt.
Die ernüchternde Wahlniederlage verändert den Vollblut-Politiker.Er fängt an, manches gelassener zu sehen. Noch bis zum Jahr 2013 bleibt er Bürgermeister in Bad Wörishofen, dann wechselt er als Memminger Stimmkreis-Abgeordneter in den Landtag. Erneut muss er eine schwierige Phase durchstehen. Ein Ermittlungsverfahren beschäftigt sich damit, ob er in seiner Zeit als Bürgermeister zu wenig Fremdenverkehrsbeitrag von der Therme Bad Wörishofen verlangt und so die Stadt um Einnahmen gebracht hat. Das Verfahren wird schließlich eingestellt.
Nun schlägt Holetschek ein neues Kapitel auf. Der frischgebackene Staatssekretär kommt am Donnerstag aber nicht groß zum Feiern. Von Seeon aus fährt der verheiratete Vater zweier erwachsener Kinder nach München und kümmert sich um seine Aufgaben als Bürgerbeauftragter der Staatsregierung. „Heute Abend werde ich noch mit meiner Frau anstoßen“, sagt Holetschek am Donnerstagmittag.Bayern