Noch viele freie Hotelzimmer an Weihnachten im Allgäu

Energiekrise dämpft die Urlaubsstimmung - deutlich weniger Buchungen in Allgäuer Hotels

Keine leichte Zeit für die Hotels im Allgäu: Die Buchungsanfragen für die Weihnachtszeit sind vielerorts sehr verhalten.

Keine leichte Zeit für die Hotels im Allgäu: Die Buchungsanfragen für die Weihnachtszeit sind vielerorts sehr verhalten.

Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)

Keine leichte Zeit für die Hotels im Allgäu: Die Buchungsanfragen für die Weihnachtszeit sind vielerorts sehr verhalten.

Bild: Ralf Lienert (Symbolbild)

Die Hotels im Allgäu haben noch einige Kapazitäten für die Weihnachtszeit. Zu diesem Zeitpunkt ist das ungewöhnlich. So wollen die Hoteliers die Saison retten.
18.11.2022 | Stand: 12:49 Uhr

Noch eine Woche, dann ist der erste Advent. Für die Hotellerie beginnt damit die, neben der Sommersaison, zweite heiße Phase im Kalenderjahr. Wer in der Weihnachtszeit Urlaub im Allgäu machen möchte, muss sehr zeitig an die Buchung eines Hotelzimmers oder einer Ferienunterkunft denken. Denn oftmals ist bereits im Oktober nahezu alles ausgebucht. Doch in diesem Jahr ist das etwas anders. "Wir haben noch immer freie Kapazitäten für die Weihnachtsfeiertage", sagt beispielsweise Karl-Arnold Schüle, Geschäftsführer des Hotels "Schüles Gesundheitsresort und Spa" in Oberstdorf. Wirken sich etwa die unsicheren Zeiten mit Inflation, Energiekrise, Krieg in Europa und Corona auf das Urlaubsverhalten der Allgäu-Touristen aus?

"Es herrscht eine große Verunsicherung. Unsere potenziellen Gäste wissen nicht, welche Kosten da noch auf sie zukommen. Und bevor sie zu viel Geld ausgeben, sparen sie lieber", sagt Schüle. Auch Cora Bethke-Frank, Geschäftsführerin des Hotels "Franks" in Oberstdorf, spüre diese Unsicherheit, sagt sie. Die Situation sei derzeit kaum berechenbar: Wie hoch fällt die Stromrechnung aus, wie stark steigen die Heizkosten noch und wie teuer werden Lebensmittel in den kommenden Monaten? Die Reaktion sei nachvollziehbar: "Für die Verbraucher ist es schwieriger im Alltag zu sparen, als auf den Urlaub zu verzichten", sagt Bethke-Frank.

Eine Umfrage im Allgäu zeigt, dass die Situation aber recht unterschiedlich ist. Denn mancherorts seien die Hotels und Unterkünfte bereits ganz gut gebucht, sagt Simone Zehnpfennig, Sprecherin der Allgäu GmbH. Beispielsweise ist laut Zehnpfennig aus Memmingen zu vernehmen, dass im Übernachtungsgeschäft von ähnlichen Zahlen wie vor der Corona-Pandemie ausgegangen wird. Doch praktisch aus allen Orten ist zu hören, dass die Touristen sehr kurzfristig buchen. Ein Phänomen, das bereits seit einigen Monaten zu beobachten sei, sagt unter anderem eine Sprecherin des Tourismusbüros in Kempten. Darauf setzen die Hoteliers in der Region nun auch für die Weihnachtszeit.

Freie Betten in Allgäuer Hotels über Weihnachten: Ausmaß ist ungewöhnlich

So auch Cora Bethke-Frank, denn in ihrem Hotel gebe es für die Weihnachtszeit noch freie Betten. Das sei zwar nicht völlig außergewöhnlich, wohl aber "das Ausmaß", sagt die Geschäftsführerin. Das Haus habe besonders über die Feiertage oft Stammgäste, die bereits im vergangenen Jahr gesagt hatten, sie kommen in diesem Jahr wieder. Doch von ihnen seien bereits ein paar wieder abgesprungen. (Lesen Sie auch: Experte zum neuen Marriott-Hotel im Allgäu: „Ein bisschen bunter wird’s sicherlich“)

Auch Martin Hanauer, Betreiber des Hotels Sonne in Füssen, sagt, die Energiekrise sei zu spüren. In Zahlen könne er es nicht genau ausdrücken, da das Hotel erst neu gebaut wurde. Doch eine Zurückhaltung bei den Buchungen sei wahrnehmbar. "Die Menschen überlegen zwei Mal wofür sie ihr Geld ausgeben", sagt Hanauer. Investitionen in die Freizeit seien die ersten, die weggelassen würden. Bei dem ein oder anderen "geht das Kopfkino los - ist mein Arbeitsplatz sicher?" Derzeit ginge es zwar etwas ruhiger zu in seinem Hotel, was im November jedoch keine große Überraschung sei, sagt der Geschäftsführer. Und über Weihnachten sei sein Haus ausgebucht, weshalb er guten Mutes sei, sagt Hanauer.

Auch Karl-Arnold Schüle hegt Hoffnung: "Ich gehe davon aus, wenn sich die Wetteraussichten um die Feiertage abzeichnen und womöglich weiße Weihnachten in Aussicht stehen, kommen sicherlich noch ein paar kurzfristige Buchungen hinzu." Das Phänomen habe sich auch zuletzt durch die teils gute Witterung im Herbst gezeigt. Deshalb wolle Schüle "die Flinte nicht ins Korn werfen". (Lesen Sie auch: Die „Krone“ in Stein darf erweitern - Das ist geplant)

Maßnahmen der Hotels im Allgäu: Kürzere Aufenthalte möglich, Stornobedingungen gelockert

Doch großen Handlungsspielraum haben die Hotels nicht, sagt der Hotelier. Sie befänden sich in einer verzwickten Situation. Bei den Fixkosten machten die Mitarbeiter den größten Teil aus. Doch an dieser Kostenschraube möchte Schüle auf keinen Fall drehen. Cora Bethke-Frank hat in ihrem Hotel bereits ein paar Maßnahmen ergriffen, um noch etwas Schwung in die Buchungslage zu bekommen. Beispielsweise könnten ihre Gäste nun auch für nur fünf Tage kommen und nicht nur für sieben. Auch die Stornobedingungen haben sie im Hotel Franks gelockert, um den Gästen so mehr Flexibilität zu bieten. Doch am Preis werde Bethke-Frank nicht ansetzen. Denn bei all den Leistungen, die das Hotel zu bieten habe, sei das schlichtweg nicht möglich.

Schüle schlägt in dieselbe Kerbe. "Unsere Gäste wollen sich verwöhnen lassen. Deshalb können wir beispielsweise bei der Wassertemperatur oder bei der Heizung nichts verändern." Denn das sei in Gesprächen mit den Gästen klar geworden: "Das akzeptiert der Gast nicht", sagt Schüle. So bleibt den Allgäuer Hoteliers nur die Hoffnung auf gutes Wetter, weiße Weihnachten und kurzfristige Buchungen.