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Allgäuer helfen Flüchtlingen aus der Ukraine ehrenamtlich - wo gibt es Unterkunft, Deutschkurs, welche Anträge muss man ausfüllen?

Helferkreise

Hunderte Allgäuer helfen ukrainische Flüchtlingen ehrenamtlich - Das fordern sie jetzt von der Politik

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    Für ukrainische Flüchtlinge engagieren sich aktuell hunderte Allgäuer.
    Für ukrainische Flüchtlinge engagieren sich aktuell hunderte Allgäuer. Foto: Symbolfoto: dpa, Bernd Wüstneck

    Anrufe, Whatsapp-Nachrichten und E-Mails in ukrainischer Sprache: Das Handy von Tetyana Schiattarella, 45, aus Ellhofen steht kaum still in diesen Tagen. Die gebürtige Ukrainerin, die seit 18 Jahren in Deutschland lebt, engagiert sich ehrenamtlich als Dolmetscherin für Flüchtlinge im Westallgäu. „Wo bekomme ich eine Unterkunft? Welche Anträge muss ich ausfüllen? Wo gibt es einen Deutschkurs?“ Bei Fragen wie diesen hilft Schiattarella. Sie ist eine von hunderten Freiwilligen im Allgäu, ohne deren Einsatz Städte und Gemeinden den aktuellen Zustrom wohl kaum bewältigen könnten.

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    „Behörden und Ämter arbeiten am Anschlag. Ohne die Ehrenamtlichen geht es nicht. Sie sind der Motor für die weitere Entwicklung“, sagt Anke Heinroth, hauptamtliche Integrationslotsin für die Stadt Kempten. Genau wie Schiattarella spricht sie von einer „unglaublichen Hilfsbereitschaft“. Allein in Kempten haben sich innerhalb von zwei Wochen fast 200 Bürgerinnen und Bürger gemeldet, um ankommende Ukrainer zu unterstützen. Etwa 70 Freiwillige hätten einen ukrainischen Hintergrund.

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    In Kempten sind bislang um die 600 Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet eingetroffen. In städtischen Unterkünften und Gastfamilien gibt es laut Heinroth kaum noch Platz. Beim Nachzug von weiteren Familienangehörigen sei deshalb wichtig, dass sie sich zunächst beim schwäbischen Ankerzentrum in Augsburg registrieren – danach würden sie verteilt. Diese Botschaft werde mithilfe der Dolmetscher derzeit innerhalb der Community verbreitet.

    Bei der Bewältigung der Aufgaben erweist es sich in zahlreichen Städten und Gemeinden als Vorteil, dass es bereits Helfergruppen gibt. Beispiel Kaufbeuren: Der dortige Arbeitskreis Asyl mit 120 Mitgliedern existiert seit mehr als 30 Jahren. „Wir haben eine Basis. Das macht vieles leichter“, sagt Integrationslotsin Dr. Cornelia Paulus. Wer als Helfer neu dazu kommen will, kann zum Beispiel am Montag die Teestube besuchen und dort Kontakt zu ukrainischen Flüchtlingen aufnehmen. „Aktuell suchen wir Hauspaten, die Geflüchtete in den städtischen Unterkünften betreuen“, sagt Paulus.

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    Gute Erfahrungen habe man mit der digitalen Integrationsplattform „Integreat-App“ gemacht. Sie wird bundesweit von über 70 Partnerkommunen genutzt, die sie mit lokalen Inhalten für Flüchtlinge füllen. „Hilfreich wäre, wenn die Basis-Informationen auf ukrainisch übersetzt würden“, appelliert Paulus an die Politik. Auch beim Westallgäuer Flüchtlingshilfsverein „Freunde statt Fremde“ mit 65 Mitgliedern gibt es Erwartungen nach turbulenten Tagen voller Improvisation: „Wir würden uns wünschen, dass es mehr Koordinierung gibt“, sagt Vorsitzender Joseph Bastin. „Wie viele Menschen benötigen eine Unterkunft in einer Gastfamilie? Wie viele kommen anderweitig unter? Uns fehlt der Überblick.“ Wichtig sei auch, den Flüchtlingen eine Perspektive für die Dauer ihres Aufenthalts zu geben. Vor allem den Kindern. Für Deutschkurse sorgten bereits viele Helferkreise. Über schulübergreifende Klassen für ukrainische Kinder und Jugendliche solle die Politik nachdenken.

    Überhaupt sehen viele Helferinnen und Helfer im Allgäu ihre Aufgabe aktuell darin, die Erstversorgung zu gewährleisten. „Für die weitere Struktur, insbesondere was Wohnungen und Einrichtungen betrifft, müssen Bund und Länder sorgen“, bringt es Manuel Lahner vom Helferkreis Waal (Kreis Ostallgäu) auf den Punkt. „Da muss künftig ein Zahnrad ins andere greifen.“

    Die wichtigsten Informationen für ukrainische Flüchtlinge im Allgäu finden Sie hier.

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