Das ist ja noch einmal gut gegangen: Zu Beginn des „Großen Egerländer Open Airs“ auf der Altusrieder Freilichtbühne toben zwar noch Wolkenbrüche, und das Platzkonzert des Musikvereins Markt Rettenbach im Gastronomiebereich ist dementsprechend eine ziemlich nasse Angelegenheit. Doch pünktlich zum offiziellen Konzertbeginn hört der Regen auf und meldet sich fünfeinhalb Stunden lang nicht mehr zurück. So steht einem emotionalen Abend mit unterschiedlichen Ausprägungen der böhmisch-mährischen Musik nichts im Wege.
Den Anfang machen „Die Muhsikanten“ aus dem Allgäu unter Dirigent Johannes Möller. Sie bestechen vor allem durch ihr abwechslungsreiches Spiel. Feine Pianostellen bieten einen schönen Kontrast zum vollen Blechklang der knapp 20 Mann und Frau starken Truppe. Mit großem Applaus bedenkt das fachkundige Publikum das Solo von Helmut Steidle am Flügelhorn in „My Dream“ von Peter Leitner.

Mit den Gewinnern des „Grand Prix der Blasmusik“ aus dem Jahr 2019, der Formation „Ceska“ aus dem österreichischen Innkreis, nähert sich der Abend weiter der böhmisch-mährischen Musik an. Die 14 Musiker, teilweise seit 33 Jahren miteinander auf der Bühne, spielen ohne Dirigenten. Der Schlagzeuger gibt das Tempo vor und los geht’s! Mit „Die zwei Schlingel“, bei dem die beiden Tenorhornspieler Stefan Unterberger und Andreas Silmbroth höchste Fingerfertigkeit beweisen, heimsen die Österreicher den größten Applaus ein.

Dann wird es ernst, mit Ernst Hutter in Ernst Moschs Fußstapfen. Die „Egerländer Musikanten“ in der XXL-Besetzung erobern die Freilichtbühne. Gleich mit dem zweiten Stück „Blas’ Musik in die Welt“ von Martin und Stephan Hutter packen sie das Publikum emotional, als Ernst Hutter selbst bei den Tenorhörnern solistisch mit eingreift. Der lyrische Soloteil und der flotte Marsch ergänzen sich zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von Stück zu Stück steigert sich die Begeisterung der 2900 Fans in der ausverkauften Freilichtbühne bis hin zur Zugabe „Astronautenmarsch“: „Der Marsch grad war so geil!“, bricht es aus einem jungen Musiker in kurzer Lederhose auf der Tribüne heraus. „Und jede Note sitzt!“, ergänzt die Mutter im Dirndl.

Weiter geht es mit der kleineren Tourneebesetzung der Egerländer Musikanten. Mit den Polkas „Späte Liebe“, „Genieß dein Leben jeden Tag“ oder der „Sehnsuchtspolka“ startet die kleine Egerländerbesetzung traditionell. Mit dem Solostück „Trompetensterne“, das Ernst Hutter für seine Trompeter komponiert und arrangiert hat, beweisen die Musiker ihre Virtuosität – und dass sie auch Bigband-Sound draufhaben. Das krönt Hutter persönlich, als er bei „Memory Ernst Mosch“ zur Posaune greift und ein so ergreifendes wie virtuoses Solo im Gedenken an seinen Mentor abliefert. Erneut tobt das Publikum in der Freilichtbühne, und es tobt so lange, bis die Egerländer mit dem Gesangsduo Katharina Praher und Nick Loris einen ganzen Reigen von Zugaben spielen.

Höhepunkt ist die humoristische Einlage von Schlagzeuger Holger Müller bei der „Löffelpolka“. Toni Schratt von der Musikkapelle Schöllang, den seine Tochter zum Konzert eingeladen hat, bringt den Abend auf den Punkt: „Schön, dass Profis unsere Musik auf diesem Niveau spielen!“
Auch 2023 ist ein „Großes Egerländer Open Air“ auf der Altusrieder Freilichtbühne geplant: „Ernst Hutter & Die Egerländer Musikanten“ treten am Samstag, 26. August 2023, auf. Tickets im Vorverkauf gibt es unter anderem bei unserer Zeitung (Telefon 0831/206 55 55, sowie online unter www.allgaeuticket.de).