Gleitsichtbrille, Übergewicht oder Soli-Zuschlag: Einmal da und nicht mehr wegzukriegen. Seien wir also realistisch: selbst, wenn die Corona-Krise eines Tages überwunden sein wird, bleibt uns die Maske wie der Atommüll nach dem Rückbau eines Kernkraftwerks. Ich bin sicher, noch vor einem Jahr völlig Absurdes wie Geisterspiele, Begrüßung per Ellenbogen oder gar regelmäßiges, mehrfaches Händewaschen werden eines Tages wieder verschwunden sein. Aber eines bleibt so ewig und so fest wie die Mehrwertsteuer: die Schutzmaske.
Falten wie Panzergräben um den Mund, Kinn und Kinneskinn wabbelnd, Haut und Lippen spröde und rissig? Kein Problem – die Schutzmaske verwandelt jede angejahrte Hausfrau im Handumdrehen in eine geheimnisvolle Sexbombe mit orientalischem Flair. Gleiches gilt freilich auch für den Herrn, der seine besten, straffen Jahre schon hinter sich hat: Maske auf und schon macht Moppelchen Platz für einen maskierten Draufgänger, der jederzeit neben Clint Eastwood im Kult-Western „The good, the bad and the ugly“ hätte mitspielen können. Baucheinziehen und ein feurig-selbstbewusster Blick sind rasch erlernt, Hängebacken, rote Nase und andere optische Unvorteilhaftigkeiten verschwinden hinter edlem Tuch aus Designerhand oder Schlichterem von Zewa.
Nun mag die aufgeklärte Linke einwenden, so eine Maske liefere auch freiwillig getragen allerlei Querdenkenden zuhauf Munition: Islamisierung des christlichen Abendlandes, schleichende Vergiftung, beschlagene Brillen und so. Dummfug! Die Vorteile überwiegen eindeutig. Abgesehen vom oben erwähnten optischen Gewinn sparen wir uns eine Menge Zeit und Geld: Rouge auf den Wangen, Lippenstift oder gar tägliche Rasur – all das kann, muss aber unter einer Maske eben nicht mehr sein. Und dass Gutes nicht teuer sein muss, beweist ja unser Herr Ministerpräsident jeden Tag aufs Neue: Der gibt den bayerischen Cowboy selbstbewusst hinter einer weiß-blauen Serviette. Von denen hat er sich wahrscheinlich gleich ein paar Dutzend organisiert, als seine Lieblingswirtschaft noch offen haben durfte.