Zwischen Rappenalp- und Stillachtal in Oberstdorf soll ein Wasserkraftwerk gebaut werden.
Bild: Sophia Ungerland
Zwischen Rappenalp- und Stillachtal in Oberstdorf soll ein Wasserkraftwerk gebaut werden.
Bild: Sophia Ungerland
Wenn es nach den Oberstdorfer Rechtlern geht, soll das Projekt für ein Wasserkraftwerk im Rappenalptal weiterverfolgt werden. Auf der Jahresversammlung war zwar der Antrag gestellt worden, aus dem Vorhaben auszusteigen. Eine große Mehrheit stimmte jedoch für die Pläne.
Jörg Weissensteiner hatte seinen Antrag damit begründet, dass es bei aller Sympathie für die Wasserkraft in Schutzgebieten Grenzen geben müsse. Zudem seien die Amortisierungsrechnungen wegen des Klimawandels nicht umsetzbar. Auch wenn die Rechtler an dem Projekt im Rappenalptal nur mit 12,5 Prozent beteiligt wären, würde das Vorhaben im Naturschutzgebiet negativ auf den Verein zurückfallen.
Zuvor hatte der zweite Vorsitzende des Rechtlervereins, David Huber, ein flammendes Plädoyer für das Wasserkraft-Projekt gehalten und die groben Pläne vorgestellt. Angesichts der momentan veränderten politischen Bewertung von regenerativen Energien seien die Chancen für eine Umsetzung so gut wie nie, so Huber.
Sieben Millionen Kilowatt Strom und damit vergleichbar viel wie das Kraftwerk Illerursprung ließen sich am geplanten Standort an einer bereits bestehenden Schwelle auf Höhe der Buchrainer Alp produzieren. Träger seien zu je einem Viertel die Naturschutzstiftung Allgäuer Hochalpen, der Verschönerungsverein Oberstdorf, die Energieversorgung Oberstdorf und die Kraftwerke Oberstdorf GmbH & Co. KG (KWO), an der die Rechtler und Unternehmensgruppe Geiger zu je 50 Prozent beteiligt sind. Die Baukosten würden auf 13 Millionen Euro geschätzt.
In der kommenden Gemeinderatssitzung solle das Projekt nach zweimaligem Anlauf nun öffentlich präsentiert werden. Huber betonte, dass hier nicht ein unbekannter Investor, sondern eine heimische Bürgergenossenschaft im Boot sei.
Bereits beteiligt sind die Rechtler an den Kraftwerken Oybele, Faltenbach und Illerursprung, die ein wechselhaftes Jahr erlebten. Geringe Niederschläge mit entsprechend niedriger Stromerzeugung und starke Preisschwankungen durch die Energiekrise prägten die Bilanz. Gewinne würden vornehmlich zur Schuldentilgung verwendet, erklärte zweiter Vorsitzender David Huber.
Herbert Gambeck resümierte sein erstes Jahr als Vorsitzender, das ihm einiges abverlangt habe, aber dank guter Zusammenarbeit mit Ausschuss und Büroteam konstruktiv verlaufen sei. Schäden durch Schlagwetter zählten ebenso dazu wie viele Stunden Arbeit mit der neuen Grundsteuerveranlagung, Investitionen in Forst, Alphütten, Gasthäuser sowie das Vorantreiben des Neubaus des Verwaltungsgebäudes. Das Projekt, das sich seit mehr als zwei Jahren hinziehe, soll endlich Fahrt aufnehmen. „Die Ausschreibung steht an, das Bauholz ist da“, sagte Gambeck. Die Kosten würden allerdings von 1,6 auf mindestens 1,9 Millionen Euro steigen.
Im „Schmuckkästle“, dem Museumsdorf Gerstruben stünden immer wieder Sanierungsarbeiten (20.000 Euro) auf dem Programm, weshalb er für das große ehrenamtliche Engagement sehr dankbar sei. Im Oytalhaus seien in die Erneuerung des Gastraums, den Austausch des Heizkessels und die Verbesserung des Druckkanals mehr als 60.000 Euro investiert worden, so Gambeck.
Auch die Alpwirtschaft hat den Verein gefordert. Der Alpweg „Untere Mädele“ wurde endlich fertiggestellt. Nächstes Jahr werde die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Alpgebäudes in Angriff genommen. In der dazugehörigen Alpe Oberau war die Sickergrube zu entschlammen. Zusammen kostete das 37.000 Euro. Der Weg zur Lugenalpe wurde für 24.000 Euro neu gesichert. Die Dietersbachalpe erhielt eine UV-Entkeimungsanlage und eine biologische Kläranlage für 30.000 Euro. Ein Weg der Alpe Traufberg musste nach einem Schlagwetter aufwendig ausgebessert werden (28.000 Euro) und in der Alpe „Eschbach“ standen in Sennküche und Stall Renovierungsarbeiten an.
Nicht mehr ohne fachkundige Unterstützung seien die Aufgaben im Forst zu leisten gewesen. Vor allem der Dschungel aus Zuschusswesen, Anträgen und Behörden sei kaum überschaubar. Darum habe der Verein mit Franziska Gleissner eine Expertin eingestellt.
Die Försterin betrachtete das abgelaufene Jahr mit einem Gesamteinschlag von 3800 Festmeter und 44.000 Euro Ertrag als durchaus erfreulich. Verbessern möchte sie den Ablauf zur Beseitigung des Käferholzs im Oytal. Das solle durch ein „SEK Oytal 2023“ mit Monitoring und schneller Vergabe der Aufarbeitung geschehen. Die Pläne fürs neue Jahr: Die Anpflanzung von über 11.000 Setzlingen sowie der Wegebau. 1,5 Kilometer lang wird der Weg am Breitenberg-Kehr mit einem enormen Erschließungsgebiet. In der Spairube im Stillachtal wird ein Weg benötigt, weil die Holzbringung im dortigen Schutzwald für eine Seilbahn zu flach und zum Fahren zu steil ist.
Thomas Boxler, der als dritter Vorsitzender seit einem Jahr kommissarisch wirkt, wurde im Amt bestätigt. Vier neue Ausschussmitglieder waren zudem zu wählen, da Anton Brutscher, Johann Ammann, Martin Berktold und Florian Huber nicht mehr zur Verfügung standen. Gewählt wurden Josef Schraudolf, Josef Huber, Max Hornik jun. und Anton Boxler. Die Ersatzleute sind Martin Braxmair, Philipp Althaus, Otto-Mäx Schall, Christine Schwarz, Thomas Rietzler und Matthias Berktold.