Sie planen mittelfristig den großen Wurf: Die Talente des BSC Illertal Mia Knauth (links) und Isabel Kaiser spielen seit April 2021 im neugegründeten Verein.
Bild: Röhrig
Sie planen mittelfristig den großen Wurf: Die Talente des BSC Illertal Mia Knauth (links) und Isabel Kaiser spielen seit April 2021 im neugegründeten Verein.
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„Ich wollte nie einen eigenen Verein gründen. Ich musste es machen, ich konnte die Mädels nicht hängen lassen“, sagt Jürgen Eder. Über viele Jahre hat der Vorsitzende des BSC Illertal den Volleyball in der Region als Funktionär und Jugendtrainer unterstützt. In der Hochphase der Pandemie gehörte Eder dem TSV Burgberg an und versuchte, die Jugend am Ball zu halten.
Umso größer war der Schock, als die Verantwortlichen ihm mitteilten, dass es zu viele Jugendliche seien. „Ich hätte gerne weitergemacht, aber ich musste gehen“, sagt Eder. „Auch die Eltern wollten ihre Kinder weiter im Sport sehen. Die BSC-Gründung erfolgte auch auf ihre Resonanz. Sie haben mich gefragt, ob wir nicht weitermachen können.“ Also gründete der 59-Jährige im April 2021, seinen eigenen Verein, den BSC Illertal.
Dieser zählt mittlerweile 100 Mitglieder. Neben den Erwachsenen der „Talentgruppe“ spielen beim BSC 60 Mädchen. Unabhängig vom Einstiegsalter in den Sport macht Eder deutlich: „Bei uns kann jeder spielen. Quereinsteiger jeden Alters sind willkommen.“ Gerne würde der Sonthofer schon die Jüngsten aufnehmen, kann das aber aus Mangel an Hallenzeiten nicht machen.
„Es ist meine Aufgabe, die Kinder zum Sport zu bringen. Sie sollen Spaß haben und Zuverlässigkeit für die Teilnahme am Training lernen. Sie sollen sich mit der Gruppe bewegen und Freundschaften knüpfen“, sagt Eder. Deshalb strebt er die Gründung einer Ballsportgruppe für Fünf- bis Neunjährige an. Der Plan für die Übungseinheiten ist ausgereift, die Plakate sind fertig, aber Illertal fehlen Hallenzeiten.
Darin liegt das größte Problem des Vereins – und seit Monaten der Hauptstreitpunkt mit den Behörden. Zum einen blockieren fehlende Zeiten die Jugendarbeit, zum anderen benötigen die Spielerinnen Spielpraxis in größeren Hallen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eder hofft bei der Neuordnung der Hallenvergabezeiten auf die Unterstützung der Stadt Sonthofen und der umliegenden Städte und Gemeinden. „Wir brauchen dringend Trainingsmöglichkeiten. Egal wo, Hauptsache eine geheizte Halle“, fordert Eder.
Zudem strebt Eder Kooperationen mit Schulen an. „Ich würde in den Schulen gerne Sport anbieten. Über Schulübungen bis hin zu Nachmittagsangeboten, vereins- und sportartenübergreifend mit anderen Vereinen“, sagt Eder. „Ich will keine Konkurrenz zu anderen Vereinen sein.“
Den Club habe er zwar als Einzelkämpfer gegründet, sich aber nach und nach aber immer mehr Leute ins Boot geholt, die ihn bei seiner Mission unterstützen. „Ich versuche durch meine Leidenschaft andere anzustecken. Für einen Verein braucht man hundertprozentige Mitstreiter. Es ist zwar überall schwer, Ehrenamtliche zu finden, aber ich weiß, dass man nur richtig mit den Leuten reden muss“, sagt Eder. „Ich bin ein sturer Mensch und manchmal heißt ein „Nein“ nur ein „momentan nicht.“
Inzwischen unterstützt ein großer Pool an Sponsoren ebenso den Verein wie ein ausgebildetes Trainerteam aus ehemaligen Bayernliga- und Auswahlspielerinnen, Sportlehrern und anderen Übungsleitern, die sich alle kostenfrei engagieren. „Bei uns arbeiten alle aus Überzeugung. Es kommen Ex-Spielerinnen zu uns, die den Kindern etwas zurückgeben wollen“, sagt Eder.
Das Grundprinzip des BSCI soll sein: „Spaß ohne Leistungsdruck“. Dafür will Eder viel tun: Neben den regelmäßigen Volleyball-Trainings durften die Mädchen sich bereits beim Boxen und im Kart versuchen. Und doch findet er Talente, die Eder zu einer Zielsetzung bringen: „Ich kenne das Gefühl, auf einer deutschen Meisterschaft zu sein, deshalb möchte ich meine Mannschaft auch bis zur Teilnahme an einer „Deutschen“ bringen – und zwar mit Spaß und ohne Druck“, sagt der 59-Jährige.
Ein erster Schritt ist getan. Die Teams des BSC Illertal sind in drei Altersklassen, der U20, U18 und U16, auf der schwäbischen Meisterschaft vertreten. Letztere wird am kommenden Sonntag sogar vom BSC in der Sonthofer Heribert-Wilhelm-Halle ausgerichtet. „Es ist klasse, dass man uns das zutraut“, freut sich Eder. In der kommenden Saison plant er, zwei bis drei Damenteams im Spielbetrieb zu melden. Zudem hat er den Aufstieg aus der Kreisklasse im Visier. „Wenn die Stammmannschaft zusammenbleibt, wird uns niemand aufhalten. Wir haben ein tolles Team, dem nur die Erfahrung fehlt“, sagt Eder. „Dafür brauchen wir aber die gleichen Trainingsvoraussetzungen wie andere Clubs.“