Allgäu Panorama Marathon in Sonthofen

Nach zwei Jahren schwerer Krankheit: Stefan Lämmle siegt beim Allgäu Panorama Marathon

Phönix aus der Asche: Der Wiggensbacher Stefan Lämmle siegte beim 15. Allgäu Panorama Marathon nach schwerer Krankheit auf der Ultra-Distanz in der Fabelzeit von 6:25:50 Stunden.

Phönix aus der Asche: Der Wiggensbacher Stefan Lämmle siegte beim 15. Allgäu Panorama Marathon nach schwerer Krankheit auf der Ultra-Distanz in der Fabelzeit von 6:25:50 Stunden.

Bild: Anton Herb

Phönix aus der Asche: Der Wiggensbacher Stefan Lämmle siegte beim 15. Allgäu Panorama Marathon nach schwerer Krankheit auf der Ultra-Distanz in der Fabelzeit von 6:25:50 Stunden.

Bild: Anton Herb

Der APM lockt 1400 Läufer aus 40 Nationen – und elektrisiert Sonthofen. Auf der Königsdisziplin triumphiert Stefan Lämmle nach schwerer Krankheit.
16.08.2022 | Stand: 11:28 Uhr

Es ist eine dieser Geschichten, die bleiben: 2017 Zweiter, 2018 Sieger, 2019 gelähmt – Comeback als Triumphator 2022. „Es klingt furchtbar, aber umso schöner ist es, dass ich heute hier so stehen kann“, sagte Stefan Lämmle im Ziel nach seinem dominanten Sieg im Ultra beim 15. Allgäu Panorama Marathon in Sonthofen. Der 45-jährige Wiggensbacher, der wegen einer schweren Nervenerkrankung sportlich über zwei Jahre außer Gefecht gesetzt war, feierte auf der Königsdisziplin nach 69,3 Kilometern und 3100 Höhenmetern in 6:25:50 Stunden einen beispiellosen Triumph mit einem unfassbaren Vorsprung von über 34 Minuten auf den Zweiten, Samuel Grill aus Inzell. „Ich kann nicht in Worte fassen, was ich empfinde“, sagte Lämmle spürbar berührt: „Dass mir das hier noch einmal gelingt, bei diesem traumhaft organisierten Event, ist unfassbar.“

1377 Athleten am Start - 300 Helfer im Hintergrund

Bis auf einen Bienenstich am Ellbogen von Organisator Axel Reusch ist überhaupt alles glatt gelaufen beim APM – einmal mehr. Die 15. Auflage des fünfmal in Serie zum beliebtesten Marathon gewählten Events lockte im 16. Jahr 1377 Athleten aus 40 Nationen ins Oberallgäu. „Es ist immer wieder eine Freude, hier zu sein. Es ist verrückt, aber es sieht jedes Jahr wieder so aus, als wäre es wie an der Schnur gezogen“, sagte der Marathon-Sieger Kay-Uwe Müller aus Schwäbisch Hall. Und das – dafür sorgten heuer 300 Helfer um das Orga-Duo Reusch und Christian Feger – war in diesem Jahr nicht nur für die Oberallgäuer Lokalmatadore außergewöhnlich.

Denn bereits am Vortag hatte ein Sonthofer ein Ausrufezeichen gesetzt. Der Ausnahmeläufer Simon Pulfer vom Allgäu Outlet Raceteam wiederholte seinen Vorjahressieg beim „Einlaufen“ im „AOK 5k“ und siegte in 16:30 Minuten vor seinem Teamkollegen Patrick Cutmore (17:28). Dasselbe Kunststück gelang Pulfers Teamkollegin Charlotte Heim vom AORT, die in ihrer Siegeszeit von 18:17 Minuten noch zehn Sekunden schneller war als bei ihrem Vorjahreserfolg. Die 26-Jährige jubelte mit über zwei Minuten Vorsprung vor Pia Holzer (LG Filger, 20:23).

Oberallgäuer dominieren im "Vorprogramm"

Tags darauf lief Pulfer beim Halbmarathon in 1:16:25 mit etwas müden Beinen auf Rang zwei hinter dem Comebacker des diesjährigen APM: Niels Michalk triumphierte über 21,1 Kilometer in 1:12:45 Stunde – und das neun Jahre nach seinem ersten und bisher letzten Start beim APM. Damals stellte der 34-Jährige den Streckenrekord (1:11:25) auf, zog nach Berlin, kehrte nun wieder nach Oberstdorf zurück – und in die Siegerliste des APM. Schnellste Halbmarathoni-Dame war wiederum Allgäu-Outlet-Flitzerin Heim, der in 1:24:42 nach ihrem zweiten Rang 2021 der Doppelsieg gelungen ist.

„Es war sensationell zu laufen – der Fischinger Wald war auch nicht so zäh wie im Vorjahr“, sagte die Altusriederin und ergänzte mit Blick auf ihren Vorsprung von über zwei Minuten auf Maria Legelli (Laufarena Allgäu): „Ich habe versucht, auf dem Weg von Schöllang noch zwei Männer einzuholen – da kommt die Motivation alleine.“

Triumphator aus Schwäbisch-Hall auf der Marathon-Strecke

Die dürfte bei Kay-Uwe-Müller ohnehin auf dem Höhepunkt gewesen sein. Der 42-Jährige von der TSG Schwäbisch-Hall startete zum zehnten Mal beim APM und dominierte einmal mehr den Marathon über 42,2 Kilometer und 1425 Höhenmeter. Mit der Zeit von 3:12:16 Stunden blieb Müller acht Sekunden unter seiner Siegerzeit von 2019. „Es wird immer langsamer, man wird immer älter“, sagte der nunmehr sechsfache APM-Sieger. „Aber im Ernst: Es macht so viel Spaß, hier zu laufen. Es ist wie immer top organisiert, die Leute aus der Laufszene kommen wieder zusammen – es ist ein immer großes Ding.“

Auf Rang zwei hinter dem Dominator lief Felix Pörtner aus Höhenkirchen mit beträchtlichem Rückstand von fast sieben Minuten (3:19:07). Sensationssiegerin bei den Damen wurde die 22-jährige Hamburgerin Katharina Wrage, die bei ihrem ersten Start überhaupt in 4:01:31 vor Julia Rohrer (Freiburg, 4:08:30) gewann.

Simon Pulfer sorgt für emotionalen Moment

Und so sorgte fernab der Zahlen, Serien und Streckenrekorde neben der rührenden Geschichte von Stefan Lämmle einmal mehr Simon Pulfer für den emotionalsten Moment des APM-Wochenendes. Der 28-jährige Sonthofer schenkte seinen Pokal, das traditionelle Steinmännchen, den er tags zuvor beim Sieg über den 5k bekommen hatte, Ben Gay aus Heltersberg. Der Zwölfjährige hat das Down-Syndrom und absolvierte den Kids-Run in 5:40 Minuten mit großem Abstand als Letzter, wurde von seinem Vater über die Ziellinie begleitet – bekam aber doch Pulfers Siegerpokal.