Auf dem Straßenschild gibt es ihn schon, den Fidel-Schlund-Platz vor dem Literaturhaus. Der ganze Platz soll aber noch schöner werden.
Bild: Franz Summerer
Auf dem Straßenschild gibt es ihn schon, den Fidel-Schlund-Platz vor dem Literaturhaus. Der ganze Platz soll aber noch schöner werden.
Bild: Franz Summerer
Das Straßenschild steht schon länger. Jetzt hat der Bauausschuss des Stadtrats einstimmig die Umgestaltung des Platzes beschlossen, mit dem der große Freiheitskämpfer der Stadt Immenstadt geehrt werden soll: Zum Gedächtnis an Fidel Schlund (1805 bis 1882) soll vor dem Literaturhaus ein Areal geschaffen werden, das dem großen Sohn der Stadt würdig ist. Die Kosten von 160.000 Euro werden von dem Förderprogramm „React-EU“ getragen.
Der Immenstädter Kaufmann Fidel Schlund war ein demokratischer Vordenker und einer der führenden Köpfe der 1848er-Revolution. 1848 wurde er in den bayerischen Landtag gewählt und als begnadeter Redner vom Volk als Freiheitsheld gefeiert. Er setzte sich ein für Volkssouveränität und unbedingte Geltung der Grundrechte, vor allem der Freiheit.
Allerdings war Schlund der Obrigkeit ein Dorn im Auge, musste ins Gefängnis und wurde von der Polizei bespitzelt. Nach der gescheiterten Revolution verkaufte er sein ganzes Hab und Gut und wanderte 1853 mit seiner großen Familie nach Amerika aus. Dort wurde er Wahlkämpfer für die Präsidenten Abraham Lincoln und Ulysses Grant, stritt als Captain im amerikanischen Bürgerkrieg aufseiten der Nordstaaten für die Abschaffung der Sklaverei und ging so in die US-Historie ein.
Weil zwar die Kinder in den USA seinen Namen im Geschichtsunterricht lernen, aber ihn in seiner Heimatstadt kaum jemand kennt, setzen sich Stadtarchivar Gerhard Klein, Altbürgermeister Gerd Bischoff und weitere Historiker dafür ein, dass ein Platz in Immenstadt nach ihm benannt wird. Sie schlugen den Landwehrplatz vor, an dem das frühere Wohnhaus von Schlund angrenzte. Außerdem hatte der Kommandeur der Landwehr Fidel Schlund bespitzelt. Dem Antrag stimmte der Stadtrat 2019 zu. Doch nach Protesten der dortigen Gewerbetreibenden, die sich wegen hoher Kosten gegen eine Adressenänderung aussprachen, beschloss der neue Stadtrat 2021 mit knapper Mehrheit, die bislang namenlose Fläche vor dem Literaturhaus Fidel Schlund zu widmen. Dafür soll der wesentlich kleinere Platz aufgewertet werden.
Die 160.000 Euro stammen aus „React-EU“ – zur Revitalisierung der Innenstädte nach Corona. Nach der Planung des Landschaftsarchitekturbüros Geiger und Waltner sind verschiedene Bereiche vorgesehen: Wo sich jetzt eine Boulebahn befindet, soll ein eigener Teil mit Freiheitsbaum (Linde oder Ulme), Schlund-Bronzefigur samt Erklärtafel und mehreren Sitzgelegenheiten entstehen. Ebenfalls geplant ist eine Pergola mit Sitzplätzen im Anschluss an das Trafohäuschen, das mit Holz verkleidet wird. Zwischen Pergola und Literaturhaus soll ein ebenerdiger Brunnen mit Fontänen den Platz auflockern und im unteren Bereich ist eine Fahrrad-Abstellanlage angedacht. Auf dem ganzen Platz wird die bestehende Pflasterung fortgesetzt. Bis Mitte 2023 soll der Umbau fertig sein.
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