Museumslandschaft Allgäu

Ein neues Haus für alte Schätze: Das Alpenstadtmuseum in Sonthofen wird eröffnet

Das ehemalige Heimathaus, ein Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, wurde in das Alpenstadtmuseum integriert.

Das ehemalige Heimathaus, ein Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, wurde in das Alpenstadtmuseum integriert.

Bild: Matthias Becker

Das ehemalige Heimathaus, ein Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, wurde in das Alpenstadtmuseum integriert.

Bild: Matthias Becker

Das Alpenstadtmuseum in Sonthofen tritt außen wie innen selbstbewusst auf. Es will einen modernen Zugang zur Geschichte bieten und ein Ort zum Wohlfühlen sein.
17.03.2023 | Stand: 18:56 Uhr

Ab nächstem Wochenende ist das Allgäu um ein Kulturangebot reicher. Dann öffnet das Alpenstadtmuseum in Sonthofen seine Pforten. Es flankiert den neu gestalteten Platz vor dem Haupteingang der Stadtpfarrkirche St. Michael und setzt dort schon architektonisch Akzente: Ein Neubau verbindet zwei historische Gebäude und integriert zudem noch einen Anbau aus den 70er Jahren.

Aus allen Nähten geplatzt

Kern des Komplexes ist das Heimathaus, ein ehemaliges Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, das bislang als Heimatmuseum diente. Das platzte schon seit Langem aus allen Nähten. Zudem füllten die umfangreichen Sammlungen mittlerweile zahlreiche Ausweichquartiere. Nachdem die Stadt 2016 das Nachbargebäude erwerben konnte, ebenfalls ein einstiges Bauernhaus, entschied sie sich für einen Neubau, der mit der historischen Substanz verschmilzt, und eine Neukonzeption der Sammlungen.

Hohe Förderquote

Etwas über 10 Millionen seien veranschlagt gewesen, erklärt Bürgermeister Christian Wilhelm und dabei sei man ungefähr gelandet. Denn in den Gesamtkosten von 11,2 Millionen seien etwa 1 Million Euro für die Umgestaltung des Kirchplatzes enthalten. Zudem sei die Stadt durch eine hohe Förderquote von 64 Prozent entlastet worden. Das Projekt sei unter anderem von der Europäischen Union, vom Land Bayern, von der Regierung von Schwaben und vom Landkreis unterstützt worden.

Holz aus dem Stadtwald

Architekt Andreas Ferstl aus München, der den Wettbewerb gewann, orientierte sich an der Allgäuer Bautradition und am gewachsenen Sonthofer Stadtbild. So gliedert eine Dachlandschaft den Neubau, deren Gestaltung eng aneinanderstoßende Giebel aufgreife, erklärt der Architekt. Zudem wurde viel Holz verbaut: Lärche für die Außenfassade, Weißtanne für die Innenausstattung. Es stammt aus dem eigenen Stadtwald, betont Bürgermeister Christian Wilhelm.

In den früheren Zustand zurückversetzt

Das Heimathaus wurde in seinen früheren Zustand zurückversetzt: als Bauernhaus mit Küche, Stube, Schlafkammer. Fehlende historische Möbel wurden durch schlichte Neubauten wie etwa eine Ofenbank ergänzt, die durch einen hellblauen Anstrich hervorgehoben werden, erklärt Museumsleiterin Mechthild Fischer. Eine klare Farbgestaltung soll dem Publikum die Orientierung erleichtern, sagt Birgit Kadatz-Kuhn, die das Ausstellungskonzept entwickelt hat. Aufgabe sei es gewesen, das Innere weitgehend barrierefrei zu gestalten. So gebe es auch einen virtuellen Rundgang durch das rekonstruierte Bauernhaus, das nicht mit Rollstühlen befahrbar sei, erläutert Ingo Plato, der mit seinem Team von Res D aus Köln die Innenräume gestaltet hat.

Gemütliches Café

Das Museum will möglichst viele Menschen ansprechen. Es soll nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch ein Raum zum Wohlfühlen sein, in dem man sich gern aufhält. Einladend wirken nicht nur das großzügig gestaltete Foyer, ein gemütliches Café und ein Hof zwischen den historischen Gebäuden, sondern auch die Ausstellungsräume selbst, die viel Platz und immer wieder Sitzmöglichkeiten bieten.

Konzentration auf wichtige Themen

Die Präsentation konzentriert sich auf wichtige Themen der Stadtgeschichte, die anschaulich und lebendig vermittelt werden: etwa die Arbeit auf einer Sennalpe. Weitere Ausstellungsstücke erzählen von Berg- und Fotopionieren, huldigen dem Erfindergeist von Tüftlern und Mächlern, beleuchten Brauchtum wie Klausentreiben oder Eggaspiel, schildern Broterwerb und Wirtschaftsentwicklung, aber auch Notlagen und Krisen. Und sie bieten verschiedene Perspektiven auf ein Wahrzeichen und Mahnmal: die ehemalige NS-Ordensburg, die über der Stadt thront.

Hinter Türen verbergen sich weitere Exponate

Hinter Türen oder in Schubladen, die jeder öffnen kann, verbergen sich dabei zusätzliche Ausstellungsstücke. Immer wieder gibt es Möglichkeiten für die Besucherin oder den Besucher, sich selbst zu betätigen: Ornamente zu ertasten, Schellen zum Klingen zu bringen, Düfte von Wiesenblumen zu schnuppern oder auf einem Rodelsimulator einen Berghang hinabzusausen. Auch für Kinder gibt es viele Betätigungsmöglichkeiten und ein kleines Maskottchen, das sie durch die Ausstellung führt: Friedl, die Stubenfliege.

An den Eröffnungstagen Samstag, 28. Januar, und Sonntag, 29. Januar, von 10 bis 18 Uhr ist der Eintritt frei. Infos im Internet: www.alpenstadtmuseum.de

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