Die Oberstdorfer Gymnasiastinnen Maria Ritsch als Dido (links) und Charang Jun als Belinda bei der Probe zur Oper „Dido und Aeneas“.
Bild: Thomas Müller
Die Oberstdorfer Gymnasiastinnen Maria Ritsch als Dido (links) und Charang Jun als Belinda bei der Probe zur Oper „Dido und Aeneas“.
Bild: Thomas Müller
Das Gymnasium Oberstdorf wartet anstelle eines Sommerkonzertes mit einer Überraschung auf: einer Opernproduktion. Schülerinnen und Schüler interpretieren Henry Purcells „Dido und Aeneas“. Angeleitet und unterstützt werden sie dabei von Lehrern und Profimusikern. Doch die Hauptrollen spielen die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, erklärt der Initiator dieses Projekts, Musiklehrer Thomas Müller. Er habe heuer „einen super Jahrgang“, schwärmt er, mit dem sich sogar die anspruchsvollen Partien des Stückes wunderbar besetzen ließen.
Seit Dezember proben er, Kollegin Silvia Winterhalder und Kollege Andreas Braunsch mit den Schülerinnen und Schülern. Alle zusammen haben sie nicht nur die Musik einstudiert und deren historischen Hintergrund erarbeitet, sondern sich auch ein Konzept für eine szenische Darstellung der Handlung überlegt. Zudem wurde ein fundiertes Programmheft erstellt, das sogar Stellskizzen zur szenischen Präsentation enthält. Die möchte Thomas Müller nicht als Inszenierung bezeichnen, sondern lediglich als „Szenierung“, als Andeutung des Geschehens.
Die Oper greift eine Episode aus der „Aeneis“ des Vergil auf, eines lateinischen Epos, wie das Programmheft erläutert: Aeneas ist auf der Flucht aus dem zerstörten Troja in der nordafrikanischen Stadt Karthago gelandet. Königin Dido hat sich in ihn verliebt, will solche Gefühle aber nicht zulassen. Ihre Vertraute Belinda versucht, Dido aus der depressiven Stimmung herauszuhelfen und versichert ihr, Aeneas erwidere ihre Gefühle. Auch der Hofstaat hofft auf eine glückliche Verbindung zwischen Dido und Aeneas. Doch eine Zauberin und ihr Gefolge spinnen einen teuflischen Plan, um die Beziehung zu zerstören …
Diese Hexen sind eine Erfindung des Librettisten der Oper, des englischen Dichters Nahum Tate. Er schafft damit ein groteskes Gegenstück zu den Szenen am Königshof. Das Programmheft misst diesen Szenen jedoch noch eine weitere Bedeutung bei und weist darauf hin, dass zur Entstehungszeit des Werkes, 1689, „in ganz Europa ‚ Hexen‘ gejagt, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden“. Solche Details veranschaulichen, wie genau sich die Schülerinnen und Schüler mit diesem Werk auseinandergesetzt haben.
Als zusätzliche Inspiration diente ihnen dabei auch der Besuch einer Aufführung an der Bayerischen Staatsoper in München. Dort hatte eine Neuinszenierung dieses Werkes im Februar Premiere. Auch wenn große Sängerinnen des 20. Jahrhunderts wie Kristen Flagstad, Janet Baker oder Jessye Norman immer wieder in die Rolle der Dido schlüpften, so fand die erste überlieferte Aufführung dieser Oper tatsächlich in einer Schule statt: einem Pensionat für Edelfräulein in Chelsea.
Das Werk gilt dabei als singuläres Meisterwerk. Es ist das Einzige dieser Art aus der Feder des englischen Komponisten Henry Purcell (1659 - 1695). Er findet darin zu einer individuellen, ausdrucksstarken Tonsprache, die sich von Vorgängern wie etwa der Tragédie-lyrique des Franzosen Jean-Baptiste Lully abhebt.
Von den insgesamt 39 Nummern, aus denen sich das Werk zusammensetzt, werden sechs vom Schulorchester begleitet, die übrigen von einer kleinen Instrumentalgruppe, in der Lehrkräfte des Gymnasiums unter anderem von der Cellistin Ulrike Loesch und dem Kontrabassisten Hansjörg Gehring unterstützt werden.
Wirken im Orchester wie den Chören Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur 12. Klasse mit, tragen die Hauptlast der Produktion der Musikkurs Q11 und die Klasse 10 Plus. Die Hauptrollen singen Maria Ritsch (Dido), Charang Jun (Belinda), Xaver Heidweiler (Aeneas) und Maja Stojanovic (Zauberin). Ausgangspunkt für die szenische Deutung, bei der auch Tänzerinnen und Tänzer mitwirken, ist der Satz „Schüttle die Wolke ab von deinen Brauen“, mit dem Belinda Dido aus trüben Gedanken reißen möchte.
Diese dunklen Wolken inspirierten die Schülerinnen und Schüler des Musikkurses Q11 und der Klasse 10 Plus zu einem ganzen Zyklus an Fotografien. Die Arbeiten sind in einer Ausstellung im Anschluss an die Aufführung zu sehen.
Die Oper „Dido und Aeneas“ von Henry Purcell ist am Freitag, 19. Mai, und Sonntag, 21. Mai, jeweils um 18 Uhr im Oberstdorf-Haus zu sehen. Karten gibt es in der Oberstdorf-Bibliothek, Telefon 08322/9406218, im Vorverkauf. Restkarten gibt es an der Abendkasse.
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