Die erst zehnjährige Mia Gibbesch und Lias Luft (14) eroberten im Frühjahr bei der deutschen Meisterschaft Silber.
Bild: Hella Höppner
Die erst zehnjährige Mia Gibbesch und Lias Luft (14) eroberten im Frühjahr bei der deutschen Meisterschaft Silber.
Bild: Hella Höppner
Der Verein ist Magnet und Talentschmiede: Der EC Oberstdorf hat sich in den vergangenen Jahren in Eiskunstlauf und Eistanz mit großen Erfolgen einen Namen gemacht – nicht umsonst ist die Marktgemeinde Olympiastützpunkt. Schon das in den 1960er Jahren erfolgreichste deutsche Paar, Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler, schätzte die Vorzüge der Trainingsstätte im Oberallgäuer Süden. Diese Liste hochdekorierter Athleten lässt sich lange fortsetzen: Carolina Kostner, Kati Winkler und Rene Lohse oder Aljona Savchenko folgten im Lauf der Jahre.
Der ECO ist aber nicht nur ein Magnet für namhafte Größen, sondern vor allem eine Talentschmiede. Ein beachtlicher Teil der Erfolge bei den vergangenen deutschen Meisterschaften wurde von Oberstdorfer Eigengewächsen erzielt: Sieben Medaillen, darunter drei deutsche Meistertitel machten den ECO bei den Titelkämpfen in Neuss zum erfolgreichsten Verein.
Das Erfolgsgeheimnis beruht auf den Trainingsbedingungen vor Ort. „Abgesehen von vier Wochen Pause haben wir in Oberstdorf ganzjährig Eis“, sagt ECO-Eiskunstlauf-Vizepräsidentin Christiane Gertscher-Mayer. Und die Düsseldorferin ergänzt: „Das ist weitaus länger als in einigen Großstädten. Ich habe das schnell zu schätzen und lieben gelernt. Vor allem für Kinder ist das Umfeld hier traumhaft.“ Ihre Tochter Zoe wollte nach dem ersten Oberstdorf-Aufenthalt im Allgäu bleiben und auch die Mama schätzt die Vorzüge: „In der Stadt müssen die Kinder weit zur Halle fahren, hier können sie radeln. Außerdem sind Schule und Sport einfacher zu kombinieren“, sagt Gertscher-Mayer.
Das Sportgymnasium Oberstdorf, die Mittelschule Oberstdorf und die Realschule Sonthofen sind Eliteschulen des Sports und unterstützen die Kinder auch in der sportlichen Ausbildung. Mit Tanja Luft steht den Athleten zudem eine Ansprechpartnerin zur Seite, die dabei hilft, Schule und Sport zu kombinieren und koordinieren, indem sie sich beispielsweise um notwendige Unterrichtsbefreiungen kümmert. Auch Trainingsbausteine, wie Kondition und Ballett, werden für die Kinder Hand-in-Hand organisiert.
Kern und Herzstück der Top-Bedingungen in Oberstdorf ist das erfahrene Trainergespann um Florian Just. Dieses Rundum-Paket ergänzt ECO-Vizepräsidentin Daniela Pauk-Foley mit Blick auf das Erfolgsgeheimnis um die Aspekte: „Training, Fleiß, Disziplin und Spaß“, sagt Pauk-Foley. „Alle äußeren Bemühungen und das Talent helfen nicht, wenn die Einstellung nicht stimmt.“
Und Gertscher-Mayer fügt an: „Das Kind muss es wollen; mit Durchhaltevermögen. Für jeden Sprung, den die Kleinen leisten, sind sie über tausend Mal gefallen“, sagt die Vize-Präsidentin: „Und jede Pirouette wird in jahrelangem Training aufgebaut. Die Kinder und Jugendlichen geben so viel auf für ihren Sport, aber es ist ihre Passion.“ Schon Drei- bis Vierjährige können im Clubtraining zweimal wöchentlich erste Erfahrungen auf dem Eis sammeln. In dieser ersten Stufe, für die der ECO auch drei A-Lizenz-Trainer einsetzt, befinden sich momentan 20 Kinder.
Je nach Talent und Trainingsintensität teilt sich die Gruppe später in zwei Schienen. Wer aus Spaß hobbymäßig auf dem Eis bleiben möchte, schließt sich der Breitensportgruppe an. Wer Ambitionen hat, kommt zu den Leistungssportlern und peilt die Aufnahme in den Landeskader an. Diese Athleten nehmen regelmäßig an Wettbewerben teil, während das Kräftemessen bei Wettbewerben für die Breitensportler auf freiwilliger Basis stattfindet. „Gerade in jungen Jahren müssen die Grundlagen gelegt werden“, betonen die Vize-Präsidentinnen. „Mit 14 ist der Zug abgefahren.“
In Oberstdorf glänzen die Trainer und Verantwortlichen durch Fachkompetenz und durch ihre praktische Erfahrung. Dadurch nehmen die Coaches zugleich Vorbild-Funktionen ein. „Die sportliche Geschichte unserer Trainer ist für die Kinder ein Boa-Erlebnis“, sagt Gertscher-Mayer und Pauk-Foley fügt hinzu: „Die Trainer haben selbst große Wettbewerbe erlebt, Erfahrungen gesammelt und Erfolge gefeiert. Sie wissen ganz genau, wie sie die Sportler betreuen müssen, haben ein besseres Auge und auch mehr Verständnis für Missgeschicke. Bei aller Liebe zum Sport zählt auch die menschliche Seite.“
Und so freut es allen voran Christiane Gertscher-Mayer und Daniela Pauk-Foley, dass die Liebe zum Eiskunstlauf ungebrochen ist und sie auf einen guten Unterbau im Nachwuchs zählen. Dennoch appellieren sie: „Wir freuen uns über interessierte Kinder, die reinschnuppern. Unser Sport bietet so viel.“