Die Schanze ist endlich wieder zum Greifen nahe. Katharina Althaus freut sich, dass sie nach dreimonatiger Unterbrechung wieder springen darf.
Bild: Dominik Berchtold
Die Schanze ist endlich wieder zum Greifen nahe. Katharina Althaus freut sich, dass sie nach dreimonatiger Unterbrechung wieder springen darf.
Bild: Dominik Berchtold
„Es fühlt sich gut an, wieder zu trainieren und vor allem, auch wieder auf der Schanze zu sein“, erzählt Skispringerin Katharina Althaus, die mit ihren Mannschaftskolleginnen in der vergangenen Woche zum Trainingslager im thüringischen Oberhof war. „Wir haben zunächst alleine trainiert und dann in Kleingruppen, das war schon komisch“, sagt die 24-Jährige über die Zeit des Lockdowns, während jede Art von Mannschaftstraining verboten war. Mittlerweile herrsche, mit ein paar Einschränkungen, aber schon „fast wieder Alltag“, worüber Katharina Althaus sehr froh ist.
Doch auch die deutschen Flugkünstlerinnen müssen sich an einige Hygienevorschriften halten. So finden Reisen im Teambus ausschließlich mit Maske statt, auch die Umkleiden dürfen nicht mehr von allen gleichzeitig genutzt werden. Immerhin dürfen die deutschen Skispringerinnen mittlerweile wieder Doppelzimmer beziehen: „Beim letzten Mal waren wir noch in Einzelzimmern untergebracht“, erinnert sich Althaus.
Da die Trainingsgruppe in Oberstdorf nur aus vier Athletinnen besteht, kann dort zumindest das Training im Kraftraum gemeinsam stattfinden. Der Trainer muss die Einheiten allerdings mit Maske leiten. Auf der Schanze herrscht hingegen weitgehend Normalität.
Ob der Sommer-Grand-Prix allerdings wie geplant stattfinden kann, ist aufgrund der Reisebeschränkungen offen. Neben einem Wettkampf im russischen Tschaikowski, wackelt für die deutschen Athletinnen auch der Bewerb im tschechischen Frenstadt. Das für Oktober angesetzte Finale im sächsischen Klingenthal soll stattfinden.
„Ich hoffe aber, dass wir diesen Sommer noch mehr Wettkämpfe haben. Es wäre schon komisch ohne Reisen für mich“, sagt die Vizeweltmeisterin. Auch die üblichen Materialtests und -Umstellungen würden ohne internationalen Vergleich schwieriger. „Es wäre gut, zumindest einen Wettkampf als Vergleich zu haben, da sich im Sommer immer einiges tut“, erzählt Althaus. „Bei uns hat sich der Anzugschnitt verändert und es gibt für die Keile eine neue Regel. Da ist es interessant zu gucken, was die anderen machen und ob wir etwas aufzuholen haben.“ Sämtliche Lehrgänge der Skispringerinnen fanden bisher in Deutschland statt. Eine geplante Trainingsreise nach Norwegen steht auf der Kippe, doch wenigstens ein Nachbarland könnte Althaus und ihren Kolleginnen ein paar Alternativen bieten: „Wir hoffen in den nächsten Wochen zumindest wieder nach Österreich fahren dürfen.“
Während des Lockdowns hat sich die Schöllangerin ausgiebig mit ihrem Lieblingshobby, dem Nähen, beschäftigt und im Rahmen einer Hilfsaktion unter anderem Schutzmasken gefertigt: „Ich habe viel genäht und versucht, mein Training alleine fortzuführen.“ Die Situation habe „vieles entschleunigt“ und die Olympia-Silbermedaillengewinnerin dazu gebracht, Dinge bewusster wahrzunehmen. „Für uns Sportler ist Essen häufig nur eine schnelle Energiezufuhr zwischen den Trainings. Nun hatten wir Zeit, auch mal in Ruhe zu kochen und das Essen zu genießen“, sagt die 24-Jährige. Außerdem lernte sie das Zusammensein mit der Mannschaft und ihr Training nicht alleine durchziehen zu müssen zu schätzen.
Sorgen, aufgrund der Einschränkungen nicht optimal auf den Winter und die bevorstehende Heim-WM 2021 vorbereitet zu sein, macht sich Althaus allerdings nicht: „Wir sind gerade dabei, das Material zu testen und hinken zeitlich nicht hinterher. Der Sommer ist dafür noch lang genug.“
Die Gesamtwertungsfünfte der abgebrochenen Weltcup-Saison ist aktuell einfach nur froh, wieder auf ihren Skiern durch die Luft fliegen zu dürfen. „Es waren über drei Monate, in denen ich überhaupt nicht gesprungen bin und daher genieße ich es sehr, jetzt endlich wieder auf der Schanze zu sein“, sagt Althaus.
Nach dem Ende der Einschränkungen freue sie sich besonders darauf, wieder viel Zeit mit Freunden und Familie verbringen zu dürfen, um besonders die Sommerabende gemeinsam zu genießen. „Außerdem wäre es schön, wenn ich in meinen zwei freien Wochen in den Urlaub fahren könnte, um etwas Energie und Sonne zu tanken, bevor der Winter losgeht“, sagt Katharina Althaus. Ein Wunsch, mit dem Oberstdorfs erfolgreichste Wintersportlerin sicher nicht alleine ist.