Eine Sonthoferin hat entschieden, dass ihre Kinder während der Faschingsferien nicht am Homeschooling teilnehmen werden.
Bild: Rolf Vennenbernd, dpa (Symbolbild)
Eine Sonthoferin hat entschieden, dass ihre Kinder während der Faschingsferien nicht am Homeschooling teilnehmen werden.
Bild: Rolf Vennenbernd, dpa (Symbolbild)
Die Kinder brauchen eine Verschnaufpause vom Homeschooling. Und deswegen sollen sie Faschingsferien haben. Dieser festen Überzeugung ist Ulrike Eifert aus Sonthofen. Daher hat sie einen offenen Brief an den bayerischen Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) geschrieben.
Darin erklärt sie, dass sie „die Streichung der Faschingsferien nicht akzeptiere“ und ihre „Kinder für diesen Zeitraum nicht am Unterricht teilnehmen lassen werde“. Den Brief hat sie am Mittwoch in den Briefkasten geworfen und am selben Tag noch auf den sozialen Medien veröffentlicht.
Die Resonanz im Netz ist enorm. Bis Freitagmittag wurde der Beitrag mehr als 4.200 Mal geteilt und hundertfach kommentiert. Viele der Nutzer teilen die Ansicht von Eifert und bedanken sich für ihre Worte.
Sehr geehrter Herr Prof. Piazolo, ich teile Ihnen mit, dass ich zu meinem eigenen gesundheitlichen Schutz und zum... Gepostet von Egga Eifert am Mittwoch, 3. Februar 2021
Eine Passage aus ihrem Schreiben wurde am Donnerstag im Bayerischen Landtag verlesen. Der FDP-Abgeordnete Matthias Fischbach war im Netz auf Eiferts Schreiben gestoßen und zitierte daraus, um seiner Forderung nach der Einhaltung der Faschingsferien Nachdruck zu verleihen.
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Die 41-jährige Notärztin beschreibt ihre Patchwork-Familie mit fünf Kindern im Alter zwischen 8 und 14 Jahren als „gut situiert“. „Wir haben für jedes Kind ein eigenes Arbeitszimmer und genug Tablets/PCs“, schildert Eifert. Die Voraussetzungen für ein funktionierendes Homeschooling sind also relativ gut. Trotzdem ist die Situation an der Belastungsgrenze.
„Ich finde die Achtjährige weinend über ihren Matheaufgaben sitzend und einen 12-Jährigen, der sofort in die Luft geht, wenn man ihn auf Fehler hinweist“, heißt es in dem Brief. „Es fließen inzwischen Tränen wegen Dingen, die vor Monaten noch niemanden groß gejuckt hätten“, schreibt Eifert weiter. Vom Kultusministerium hat sie den Eindruck, dass es „den Bezug zur Realität völlig verloren hat.“
Mit solch einer großen Resonanz hat die freiberufliche Notärztin nicht gerechnet. „Dass das auch so viele Eltern genauso sehen, war mir nicht bewusst“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie sieht ihre Entscheidung, mit den Kindern in den Faschingsferien kein Homeschooling zu machen, als eine Art Präventionsmaßnahme, damit sie bis Ostern gut durchhalten könnten.
„Sie sind noch nicht krank“, sagt sie, aber eine Pause tue gut. Sie gefährde damit nicht die Gesundheit anderer und nach der Auszeit seien die Kinder wieder leistungsfähiger. Lernlücken befürchte sie keine. „Ich glaube nicht, dass dadurch Nachteile für meine Kinder entstehen“, sagt die 41-Jährige. Dabei überwiege der Nutzen der Freizeit. Weiterhin betont sie, dass sie „keine Lamentiererin“ sei. Es gehe ihr nur um das Wohl der Kinder.
Am Ende ihres Briefes drückt sie ihr Verständnis für die Corona-Maßnahmen aus. Es gehe ihr nicht darum, die Corona-Regeln grundsätzlich in Frage zu stellen. Sie wisse nicht, wie man es hätte besser machen können. Aber „was ich schon weiß, ist, wann meine persönliche Belastungs- und Akzeptanzgrenze erreicht ist“, schreibt Eifert.
Auf die Frage, ob sie von Piazolo eine Antwort erwarte, erwidert sie: „Ich erhoffe mir eine. Aber ich erwarte Verständnis.“
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