Hubert Aiwanger entdeckte mit dem Fernrohr tatsächlich Gämsen. Der Wirtschaftsminister war ebenso wie Umweltminister Thorsten Glauber (links) zur Besichtigung der Beobachtungsstation gekommen.
Bild: Matthias Becker
Hubert Aiwanger entdeckte mit dem Fernrohr tatsächlich Gämsen. Der Wirtschaftsminister war ebenso wie Umweltminister Thorsten Glauber (links) zur Besichtigung der Beobachtungsstation gekommen.
Bild: Matthias Becker
Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, ist ein besonderes Erlebnis. Doch wenn immer mehr Menschen in die Berge strömen, schrecken sie die Tiere auf und bringen sie in Gefahr. Um zu verhindern, dass Bergwanderer auf der Suche nach Gämsen durch sensible Naturräume streifen, wurde am Riedbergpass in Obermaiselstein (Oberallgäu) eine Beobachtungsstation errichtet, wo die Ranger des Zentrum Naturerlebnis Alpin („Alpinium“) über seltene Tierarten informieren.
Von einer überdachten, aus Holz gebauten Beobachtungsplattform aus können Besucher künftig mit hochauflösenden Fernrohren nicht nur ins Gebirge schauen, sondern auch die Gämsen beobachten, die am gegenüberliegenden Berghang ungestört über den Fels klettern. Die Station ist frei zugänglich und mit dem Bus und bald auch über einen Wanderweg zu erreichen, versprach Obermaiselsteins Bürgermeister Frank Fischer. Eine ähnliche Plattform gibt es bereits im Bereich Warmatsgund in Oberstdorf. Dort haben die Bayerischen Staatsforsten eine Station errichtet, die allerdings im Gegensatz zum neuen Aussichtspunkt nicht ganzjährig erreichbar ist.
Finanziert haben das Projekt, das rund 180.000 Euro gekostet hat, Umwelt- und Wirtschaftsministerium gemeinsam. Deshalb waren mit Thorsten Glauber und Hubert Aiwanger (beide Freie Wähler) gleich zwei bayerische Minister zur Eröffnung gekommen. „Hier kann man die Gämse aus 800 Metern Entfernung beobachten und muss nicht mit dem Handy auf vier Meter heran“, sagte Wirtschaftsminister Aiwanger, ein Ideengeber für das Projekt. Gämsen lägen in der Wahrnehmung „zwischen Rote-Liste-Art und Waldschädling“. Deswegen sei es wichtig, dass die Menschen die Tiere näher kennenlernen und erfahren, wie sensibel sie auf Störungen reagieren, erklärte Aiwanger. „Man schützt nur das, was man kennt.“
„Schätzen und Schützen“ nannte das Umweltminister Glauber. „Um den Naturschutz in die Zukunft zu führen, brauchen wir auch Elemente wie diese Beobachtungsstation.“ Die Ranger des Alpiniums bieten auch Naturführungen zu seltenen Tierarten wie den sogenannten „Allgäu Big Five“ an. Dazu zählen neben der Gämse auch Murmeltier, Alpenschneehuhn, Steinbock und Steinadler.
Doch die Ranger-Aktivitäten sind nicht unumstritten. So scheiterte eine zweite Gamsbeobachtungsstation im Rappenalptal bisher am Widerstand in Oberstdorf. Dort wurden zuletzt Vorhaben des „Alpiniums“ wiederholt abgelehnt. Die Oberstdorfer kritisieren, die Ranger würden durch geführte Touren in schon überlaufene Täler die Situation noch verschärfen.
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