Käferholz wird derzeit aus dem Stadtwald von Immenstadt per Helikopter abtransportiert.
Bild: Pirmin Enzensberger
Käferholz wird derzeit aus dem Stadtwald von Immenstadt per Helikopter abtransportiert.
Bild: Pirmin Enzensberger
Das Käferholz muss raus – und zwar möglichst schnell. Die Sorge haben derzeit viele Waldbesitzer. Nach den langen und heißen Trockenperioden hat sich der Borkenkäfer in den Oberallgäuer Wäldern stark vermehrt. Damit sich der Schädling vor allem im Bergwald nicht noch weiter ausbreitet, wird mancherorts auf den Einsatz von Hubschraubern gesetzt, die die befallenen Bäume aus den steilen Hanglagen fliegen – wie in Immenstadt.
„Wir führen Holztransporte mit dem Hubschrauber im Stadtwald fast ausschließlich zur Borkenkäferbekämpfung durch“, sagt der Immenstädter Stadtförster Gerhard Honold. Damit sei der schnelle Abtransport befallender Bäume möglich, „wenn andere Möglichkeiten aufgrund zu geringer Mengen oder schlechter Erreichbarkeit ausscheiden“. Das sei laut Honold besonders im Steilhang der Fall. Üblicherweise werden dort geschlagene Bäume über Seilbahnen transportiert. Doch das sei nur wirtschaftlich, wenn entsprechende Mengen an Holz abtransportiert werden, erläutert der Leiter des Immenstädter Forstreferats.
Und wie rechnen sich dann Hubschrauber-Einsätze, die bekanntermaßen ebenfalls sehr teuer sind? „Für Transporte im Schutzwald werden vom Freistaat Bayern Zuschüsse bezahlt, sonst würde sich das nicht rechnen“, erläutert der Stadtförster. Trotzdem gelte es, „gründlich abzuwägen“, sagt Honold. Schließlich werde viel Energie verbraucht und Wildtiere werden durch den Lärm gestört.
Bei den Kosten für einen Hubschrauber-Einsatz komme es auf die Menge des Käferholzes an. Der bisherige Anfall im Stadtwald liege bei etwa 200 Festmeter Flugholz, das sind 150 mittelgroße Fichten. Da liegen die Kosten bei etwa 120 Euro pro Festmeter. 50 Euro für den Festmeter gibt es an Förderung. Allerdings werden für Käferholz geringere Preise bezahlt, die derzeit etwa 30 Prozent unter den regulären Marktpreisen liegen. Unterm Strich sei nach dem Verkauf des Holzes laut Honold dann zumindest der Aufwand bezahlt. Nach dem Flug wird das Holz zeitnah aufgearbeitet und möglichst schnell aus dem Wald transportiert – bevor die nächste Generation Jungkäfer ausfliegt. Denn das sei der Sinn der Maßnahme: Es gilt, eine Massenvermehrung zu vermeiden, um die Schutzfunktion des Waldes nicht zu verlieren.
Trotzdem: Der Aufwand für die Hubschraubereinsätze sei hoch, rechnet der Stadtförster vor: Neben dem Piloten sind ein Einweiser am Anhängeort, ein Einweiser am Abladeort und drei Waldarbeiter zum Aus- und Einhängen der Last notwendig. Eine Rotation, das ist der Zeitraum vom Beladen bis zur Ablage des Holzes, dauert zwischen zwei und drei Minuten. Das Immenstädter Forstreferat arbeitet mit der Firma „Helix“ zusammen, die einen Hubschrauber am Segelflugplatz bei Agathazell stationiert hat. Der Helix-Helikopter kann etwa eine Tonne tragen. Alternativ werden auch Bäume im Wald geschält und liegen gelassen. „Das ist aber sehr zeitaufwendig und mit dem knappen Personalstand im Forst nicht in der Kürze der Zeit leistbar“, sagt Honold.
Und wie sieht derzeit die Käfer-Lage aus? „Aktuell ist es noch relativ normal, nicht mehr als in den vergangenen Jahren“, erklärt Förster Kay Speiser von der Forstbetriebsgemeinschaft Oberallgäu, die etwa 3000 Mitglieder hat. Das sieht auch Stadtförster Honold so: „Es ist noch überschaubar.“ Allerdings wollen beide auf keinen Fall Entwarnung geben. Wenn es weiterhin so trocken und heiß bleibe, könnte es im September zu einer weiteren Generation der Borkenkäfer mit Massenvermehrung kommen. Zudem erkennen laut Speiser die Waldbesitzer erst sehr spät einen Käferbefall an den Kronen.
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