Vorsorge gegen psychische Probleme

Gesunde Musikschule in Immenstadt: Ratgeber nicht nur beim Lampenfieber

Fehlhaltungen beim Spielen eines Instruments können zu körperlichen Beschwerden führen und der Druck vor Auftriten zu psychischen Problemen führen.

Fehlhaltungen beim Spielen eines Instruments können zu körperlichen Beschwerden führen und der Druck vor Auftriten zu psychischen Problemen führen.

Bild: Jens Büttner/dpa

Fehlhaltungen beim Spielen eines Instruments können zu körperlichen Beschwerden führen und der Druck vor Auftriten zu psychischen Problemen führen.

Bild: Jens Büttner/dpa

Die Musikschule Oberallgäu-Süd ist jetzt die erste „gesunde“ im Allgäu. Die Lehrkräfte sollen künftig ein Augenmerk auf mögliche Risiken beim Musizieren lenken.
12.05.2023 | Stand: 17:00 Uhr

Die Musikschule Oberallgäu-Süd mit Sitz in Immenstadt darf sich jetzt offiziell „Gesunde Musikschule“ nennen. Das entsprechende Zertifikat überbrachte Hans-Dieter Karsch von der Internationalen Musikschulakademie Schloss Kapfenburg. Es ist in der Region ein Alleinstellungsmerkmal. Bislang gab es bayernweit 15 „Gesunde Musikschulen“, im Allgäu befand sich aber keine davon.

Der zweite Vorsitzende des Trägervereins der Musikschule, Oberstaufens Bürgermeister Martin Beckel, machte keinen Hehl daraus: Dass es positiv für die eigene geistige Gesundheit sei, zu musizieren, das habe er gewusst. Aber: „Dass auch Risiken entstehen können, das war mir nicht klar.“ (Lesen Sie auch: Beim Walser Musikverein "d'Hirschegger" steht ein Jubiläum an)

Fehlhaltungen führen zu körperlichen Beschwerden

Doch genau darum geht es: Fehlhaltungen beim Spielen eines Instruments, die zu körperlichen Beschwerden führen, gilt es ebenso vorzubeugen wie psychischen Problemen. Die sind beispielsweise mit Blick auf Stress möglich, der vor einem Auftritt oder vor Prüfungen entsteht.

Die Corona-Pandemie hat die nötigen Kapazitäten für eine entsprechende Weiterbildung geschaffen: Da die Musikschule keine Konzerte oder sonstigen Veranstaltungen ausrichten konnte, absolvierte ihr musikalischer Leiter Tobias Heinrich auf Schloss Kapfenburg eine Ausbildung zum Mentor für gesundes Musizieren. (Lesen Sie auch: Üben fürs Aufeinander-Hören: "Impro-Orchester" in Immenstadt)

16000 Schüler aus Immenstadt, Sonthofen, Blaichach, Waltenhofen, Oberstaufen und Missen-Wilhams

Sie umfasste fünf Module. Ganz wesentlich dabei: Das Wissen gilt es nun, in den Alltag der Musikschule zu integrieren. Dazu gilt es für Heinrich, die 48 Lehrkräfte der Musikschule für die Thematik zu sensibilisieren, damit diese wiederum die derzeit 1600 Schülerinnen und Schüler aus Immenstadt, Sonthofen, Blaichach, Waltenhofen, Oberstaufen und Missen-Wilhams entsprechend beobachten und anweisen können.

Atemtechniken als Hilfsmittel gegen die Aufklärung

Heinrich sieht sich dabei vor allem auch als Vermittler: So brachte er eine Schülerin mit einem Schnappfinger mit einem Orthopäden in Kontakt. Außerdem will die Musikschule künftig Experten zu gesundheitsrelevanten Themen einladen, die entsprechende Vorträge halten. Schülern, die beispielsweise unter Lampenfieber leiden, sollen entsprechende Kurse angeboten werden. Dort erlernen sie dann Atemtechniken als Hilfsmittel gegen die Aufregung.

Eine „gesunde Musikschule“ solle letztlich nicht nur helfen, ein Instrument zu erlernen, sondern auch den richtigen Umgang mit dem Körper, fasste Hans-Dieter Karsch das Ziel des 2008 gestarteten Projekts zusammen. Doch nicht nur die Schülerinnen und Schüler sollen profitieren: Zielgruppe seien auch Arbeitskräfte in der Verwaltung.

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