Endspurt in der Fußball-Landesliga

Heißes Finale: So kann der 1. FC Sonthofen vorzeitig Meister werden

Es wartet ein heißer Saisonendspurt auf Marco Faller und den 1. FC Sonthofen.

Es wartet ein heißer Saisonendspurt auf Marco Faller und den 1. FC Sonthofen.

Bild: Günter Jansen

Es wartet ein heißer Saisonendspurt auf Marco Faller und den 1. FC Sonthofen.

Bild: Günter Jansen

In der heißen Phase der Saison verkünden drei Spieler des 1. FC Sonthofen ihren Abgang zu Ligakonkurrent Durach. Davon unberührt könnte der FCS schneller als erwartet Meister werden. Auf der Zielgeraden wird es hoch spannend.
11.05.2023 | Stand: 18:07 Uhr

Es kribbelt im Endspurt. Für den 1. FC Sonthofen stehen die drei letzten Spiele in der Landesliga-Saison an – und der FCS ist nach drei sieglosen Partien in Serie praktisch aus dem Nichts doch wieder in der Pole Position. Vor dem Auswärtsduell am Freitag ab 18.30 Uhr beim VFL Kaufering (5./44 Punkte) führt Sonthofen die Tabelle mit 59 Punkten vor Ehekirchen (56) an. Es bahnt sich ein dramatisches Saisonfinale an. Und just in diese Phase platzt eine „personelle Bombe“, die Sonthofen zur Unzeit Unruhe bescheren könnte.

Ehekirchen geht die Luft aus

Zunächst das Sportliche: Überraschend ist die neue Konstellation der Tabelle deshalb, weil auch Widersacher Ehekirchen im Titelrennen offenbar die Luft ausgeht. Nun hatte Sonthofen bereits ein komfortables Punktepolster im Kampf um den Direktaufstieg in die Bayernliga, verspielte dieses aber durch die „Sieglos-Serie“. Eigentlich zu wenig – dachte man in Sonthofen. Allerdings patzte Ehekirchen nicht nur beim 0:2 gegen Illertissen, sondern verlor auch noch das Nachholspiel am vergangenen Mittwoch in Erkheim mit 1:4 und steht deshalb bei 56 Punkten.

Meister auf der Couch?

Theoretisch könnte der FCS bei einem Sieg in Kaufering und einer Niederlage Ehekirchens Samstag in Weißenburg sogar bereits vorzeitig Meister werden. Die Kreisstädter werden diese Rechenspiele aber ausblenden und sich auf die eigene Leistung zu konzentrieren, denn Kaufering ist zu Hause eine Macht. „Am Ende wird der Druck immer größer. Da sieht jeder die Tabelle und denkt: Hoppla, in drei Spielen gibt’s ’ne Entscheidung. Nervenflattern darf deswegen nicht sein, weil es ja wunderbar ist, um den Aufstieg zu spielen“, sagt Sonthofens Teammanager Bernd Kunze, der den beruflich verhinderten Coach Benjamin Müller in Kaufering vertritt. „Wir werden es hinkriegen, dass ein Nervenflattern nicht auftritt und wir unsere Leistung abrufen. Wir haben oft bewiesen, dass wir in der Lage sind, jeden zu schlagen.“

Die deftige 0:6-Hinrunden-Klatschte in Sonthofen dürfte die Kauferinger von Trainer Benjamin Enthart allemal anstacheln. Vergangenes Wochenende war der Aufsteiger gegen Gilching bereits 4:2 in Front – da musste die Partie kurz vor Schluss wegen eines Unwetters unterbrochen werden. Wenn diese drei Punkte in die Wertung einfließen würden, stünden die Hausherren auf Rang drei. Entsprechend kann der VfL befreit aufspielen und wird dem FCS das Leben schwer machen.

Littig und Mürkl gehen

Im Sonthofer Lager, wo man zuletzt intensiv Ursachenforschung betrieben hat, weshalb Stabilität und Leichtigkeit verloren gingen, könnte eine Verkündung aus der Nachbarschaft für ungewollte Ablenkung im Titelrennen sorgen. Landesliga-Konkurrent VfB Durach verkündete auf einem Pressetermin am Mittwoch einen Transfercoup, der den FCS unabhängig vom unglücklichen Zeitpunkt trifft.

Als „Glücksgriff“ bezeichnet der Vorsitzende Peter Dietrich die Verpflichtung von Patrick Littig, Gregor Mürkl und Manuel Schäffler im Sommer. Das Trio zählte in den vergangenen Jahren zu den Stammkräften des 1. FC Sonthofen. Als Hauptgrund für ihre Entscheidung führen alle drei Spieler an, ein neues fußballerisches Umfeld erleben zu wollen.

Just in der heißen Phase wird der Abgang der langjährigen FCS-Spieler (von links) Manuel Schäffler, Gregor Mürkl und Patrick Littig zum VfB Durach bekannt gegeben.
Just in der heißen Phase wird der Abgang der langjährigen FCS-Spieler (von links) Manuel Schäffler, Gregor Mürkl und Patrick Littig zum VfB Durach bekannt gegeben.
Bild: Ralf Lienert

„Ich habe acht lange Jahre in Sonthofen gehabt“, sagt Schäffler. Der 27-Jährige kam 2015 aus Ottobeuren nach Sonthofen und etablierte sich in den folgenden Bayern- und Landesliga-Spielzeiten in der Innenverteidigung. „Zuletzt hatte ich weniger Spielzeit in der ersten Mannschaft als erhofft. Zu dieser Situation habe ich aber auch einen Teil beigetragen“, sagte Schäffler.

„Keine Entscheidung gegen FCS“

Mürkl (29 Jahre, offensives Mittelfeld) spielt seit seinem vierten Lebensjahr für den FCS. „Ich hatte schon in den vergangenen Jahren überlegt, etwas anderes zu machen. Dieses Mal habe ich mich durchgerungen“, sagte Mürkl. Auf die Frage, ob FCS-Trainer Benjamin Müller eine Rolle bei der Entscheidung gespielt habe, sagte Mürkl: „Ich hatte ihn sieben Jahre als Trainer. Persönlich habe ich kein Problem mit ihm, aber ich brauche einen neuen Impuls.“ Ähnlich sieht es Littig (27): „Es war keine Entscheidung gegen Sonthofen“, sagte der Außenverteidiger.

Das Trio versteht sich auch außerhalb des Platzes gut. Alle drei Spieler standen auch mit anderen Vereinen in Kontakt, doch Durach kam zugute, dass das Trio Positives über den VfB gehört hat. „Man hat immer das Gefühl, dass man gegen eine Mannschaft und einen kompletten Verein spielt – und nicht gegen Einzelspieler. Auch im Vereinsheim soll es abgehen“, sagt Schäffler. Für den Sportlichen Leiter Stefan Feneberg sind die Transfers ein Fingerzeig: „Wir sind an einem entscheidenden Punkt angelangt, was unsere Zukunft in der Landesliga angeht. Wir wollen den nächsten Schritt machen. Deswegen ist Input von außen wichtig.“

„Sie werden alles geben“

In Sonthofen sorgt man sich angesichts des Zeitpunkts der Bekanntgabe mitten in der heißen Phase des Titelrennens indes nicht darum, dass Unruhe aufkommt. „Die Mannschaft ist stabil“, sagt Kapitän Manuel Wiedemann. „Ich bin mir sicher, dass sie alle drei – wenn sie auf dem Platz stehen – in den letzten Spielen alles geben werden.“ Das betont auch Littig: „Wir alle ziehen an einem Strang. Das merkt man schon im Training. Jeder will alles geben. Jeder will das Ziel erreichen und aufsteigen und jeder weiß, was zu tun ist. Das verkörpert die gesamte Mannschaft.“

Und das wird sie auch in Kaufering tun müssen, wenn der FCS einen wichtigen Schritt in Richtung Meisterschaft gehen kann. „Also, von Grund auf sind wir Erster. Deswegen brauchen wir nicht über Qualität in der Mannschaft zu diskutieren“, sagt Bernd Kunze. „Wichtig ist jetzt, das Ding nur noch heimzubringen.“

Mitfahrgelegenheit nach Kaufering für Fans mit dem Bus am Freitag ab 15.30 Uhr vom Parkplatz RS-Getriebe.