Eindrucksvolle Wiedergabe von anspruchsvollen Werken: Die Harmoniemusik Hindelang glänzt unter der Leitung von Christoph Eberle bei ihrem Osterkonzert auch mit Klassik von Mozart und Beethoven.
Bild: Christoph Pfister
Eindrucksvolle Wiedergabe von anspruchsvollen Werken: Die Harmoniemusik Hindelang glänzt unter der Leitung von Christoph Eberle bei ihrem Osterkonzert auch mit Klassik von Mozart und Beethoven.
Bild: Christoph Pfister
Drei Achtel auf G, ein langgezogenes Es: Musikkenner identifizieren das markante Eröffnungsmotiv zur fünften Sinfonie nach vier Tönen nur, Hörern der Unterhaltungsmusik ist es durch Bearbeitungen nicht fremd. Fortissimo, also „sehr große Lautstärke“ und „Klangfülle“ lautet Ludwig van Beethovens Anweisung an seine Interpreten. Das kann eine Blaskapelle ja bieten, aber auch die vielen feinen Nuancen eines Sinfonieorchesters sogar und erstaunlich gut, wie die Harmoniemusik Hindelang bei ihrem Osterkonzert vorführt.
Mit der rhythmischen Kraft, die dem Werk zu seiner Beliebtheit verholfen hat, expressiven Klangfarben „durch Nacht zum Licht“, deutlich gegrenzten Instrumentengruppen, prägnanter Rhythmik. Dass sie beim finalen Hereinbrechen des Hauptmotivs zunehmend kantig gerät, das Schlagwerk krachend, trübt die eindrucksvolle Wiedergabe im Kurhaus kaum.
„Die Milde des Titus“ kann die Harmoniemusik, nicht zuletzt durch ihre engagiert wie filigran agierenden Holzbläser so lyrisch erklingen lassen, wie es die Substitution von Streichern wohl überhaupt zulässt. Wolfgang Amadeus Mozarts Opernouvertüre vortrefflich charakterisiert. Die Grenzen der Transformation tun sich in Beethovens Romanze Opus 50 auf: Das Paradestück für Geiger büßt von seiner „göttlichen Botschaft“ (Nathan Milstein) ein, auch wenn Trompeter Peter Pfitzenmaier reiche Verve und Emphase in seine Kadenzen legt, herzlichen Beifall zu Recht bekommt. Mit im Programmpart Wiener Klassik Joseph Haydns „Grande Marche“, vornehm, streng. Franz Schuberts Marsch Militaire Nr. 3 dezent zackig, wienerisch charmant präsentiert.
Christoph Eberle hat als Dirigent renommierter Sinfonieorchester sicherlich mit Bedacht die Harmoniemusik in eine ihr unbekannte Stilwelt geholt. Herausragende Disziplin, stark aufgestellte, in sich homogene Register und Ensemblegeist genutzt, intensiv geübt, um Klassik mit diesem Anspruch, Bravour und Glanz spielen zu können. Auch wenn sie sich als „Easy Listening“ bezeichnet, unkompliziert zu hören sein soll, gehen Eberle und „seine“ Hindelanger mit Respekt und Ernsthaftigkeit an diesen Part ihres Konzertes.
Im Hugo-Strasser-Medley zum Auftakt des zweiten Programmteils hängt in manchem Schallstück wohl noch Beethovens Wucht, die sofort verfliegt, als die „Reise ins Glück“ viel vom „Segeln“ und vom „silbernen Mond“ aus dem Originaltitel locker beschert, angeführt vom Solosaxophon des Pultchefs. Herrliche Crescendi in Bert Kaempferts „Danke schön“, samtene Farbteppiche, blumiges Flair, das sich im Schlager „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ fortsetzt. Top gestaffelte Register, volle Transparenz und perfekte Balance zum souveränen Saxophonsatz. Corinna Schweiger an der Soloflöte, flankiert von Claudia Wachter und Lorena Zint spiegeln das bekannte Motiv aus James Last „Einsamer Hirte“ klangschön wie stimmungsvoll.
Ein Konzert der Oberstufe, voll österlicher Freude. Mitreißend. Begeisternd. Dank einem leidenschaftlichen Dirigenten, einem hochmotivierten Orchester mit Spielfreude, mit Anspruch.
Der Dirigent Christoph Eberle aus Hittisau.
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