Künstler-Schicksal in Immenstadt

Immenstädter Musiker will „Raus aus Hartz IV“

Jeff Aug-9D3B8213 photo by Evelyn Steinweg

Vom „Arbeitsverbot“: Musiker und Konzertagent Jeff Aug spielt am Freitag in Immenstadt. Durch die Corona-Pandemie sind ihm fast alle Einnahmequellen weggebrochen.

Bild: Evelyn Steinweg

Vom „Arbeitsverbot“: Musiker und Konzertagent Jeff Aug spielt am Freitag in Immenstadt. Durch die Corona-Pandemie sind ihm fast alle Einnahmequellen weggebrochen.

Bild: Evelyn Steinweg

Gitarrist Jeff Aug sind durch die Corona-Pandemie fast alle Einnahmen weggebrochen. Jetzt spielt er in Immenstadt und prangert die schwierige Situation von Künstlern an.
04.08.2020 | Stand: 18:00 Uhr

Musik erklingt wieder in Immenstadt. „Musik im Städtle“ heißt eine neue Reihe, die jeden Freitag bei gutem Wetter draußen ein Konzert anbietet (bei schlechtem Wetter fällt es aus). Gitarrist Jeff Aug tritt am 7. August um 16 Uhr auf dem Bräuhausplatz auf. „Beat the Hartz IV“ („Raus aus Hartz IV“) hat er es selbst sarkastisch betitelt. Da bietet sich ein Gespräch an, nicht nur über seine Musik, sondern auch über die schwierige Lage von Künstlern in Corona-Zeiten.

Mit seiner Fingerstyle-Gitarre wird Jeff Aug zwischen Folk und Rock auf eine zweistündige musikalische Reise gehen. Bei vier Titeln ist Florian Walter mit dabei, Bassist der gemeinsamen Band „Ape Shifter“. Vor Corona hatte Jeff Aug Einnahmen nicht nur aus Auftritten, sondern auch mit seiner Agentur „Maximum Booking“. Egal ob Jazz Fusion oder Heavy Metal: Der gebürtige Amerikaner Jeff Aug ist darauf spezialisiert, Veranstaltungs-Verbindungen zwischen Deutschland und den englischsprachigen Nationen zu knüpfen. So holte er zum Beispiel schon mehrmals Michael Jacksons Ex-Gitarrist Greg Howe nach Deutschland.

Mit einer Familie mit Frau und drei Kindern war die staatliche Corona-Unterstützung bald aufgebraucht, genauso die anschließende seines Vaters. Bewerbungen bei Post, Paket-Zustelldiensten und im Internet-Sektor waren erfolglos. „Wahrscheinlich bin ich schon zu alt“, vermutet der 50-Jährige. Und so blieb nichts anderes übrig, als den 30-seitigen Hartz-IV-Antrag auszufüllen und die Kontoauszüge der vergangenen drei Monate einzureichen.

Eine echte Entspannung ermögliche das aber nicht. Von den etwa 1600 Euro im Monat sind 750 Euro nötig für die Krankenversicherung der Familie, weitere 750 Euro zur Abzahlung für das Haus. Bleiben 100 Euro monatlich für eine fünfköpfige Familie – zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Über Aussagen wie die von Ministerpräsident Markus Söder, dass Hartz IV für Künstler keine Lösung sei, kann Jeff Aug nur lachen. Was denn dann? Wenn er tatsächlich mal etwas dazu verdiene, werde das von den 1600 Euro Hartz IV wieder abgezogen. Um also tatsächlich eine Verbesserung zu erreichen, müsste er über die Schwelle von 1600 Euro drüber kommen. Aktuell nicht so einfach. Sein Strohhalm sind fünf Auftritte im September, für die er schon Zusagen hat. Aber was ist, wenn die Open-Air-Saison vorbei ist? Wann sind Konzerte drinnen wieder unverkrampft möglich?

Jeff Augs Hauptbeschäftigung als Konzertagent ist momentan die Terminverlegung. Aber auf wann? Dieser Herbst dürfte utopisch sein. 2021 Frühjahr oder gleich Herbst? Die Organisation gleicht einem Roulette-Spiel.

Jeff Aug ist flexibel. Er hat früher auch mal drei Monate als Fensterputzer durchgehalten oder zwei Jahre Outdoor-Reisen geleitet. Aber die jetzige Situation, das „Arbeitsverbot“, wie er es nennt, gehe an die Nerven. Umso dankbarer ist er für die Initiative von „Impuls“ in Immenstadt.

"Musik im Städtle"

Das ist am Freitag 7. August, von 14 bis 19 Uhr auf öffentlichen Plätzen in Immenstadt geplant:

Buron-Musik – fetzige Covermusik und Partymusik

Jeff Aug – Underground Musiker aus Washington DC, ab 16 Uhr am Bräuhausplatz

Plattleraufführungen mit den Älplern und Alphornbläser 

Jürgen Laufer – Drehorgelspieler in Frack und Zylinder.