Kabarett in Güteklasse Diamant: Andreas Rebers.
Bild: Christoph Pfister
Kabarett in Güteklasse Diamant: Andreas Rebers.
Bild: Christoph Pfister
Blitzgewalt und Donnerschlag über dem Klostergarten. Bestätigender Beistand für „Reverend Rebers“? Zorn und Tadel, weil der Kabarettist, in Teilzeit für drei Religionen im Pointenberg des Herrn im Einsatz, „Mottenpulver riecht, wenn er Kardinal Woelki sieht“, gar „die Kirche im Dorf anzünden“ möchte, ob ihrer Missetaten.
Ins Kreuzfeuer müssen an diesem Abend beim „Immenstädter Sommer“ noch mehr: Die „Frauen in der CDU, weil sie, wie „Kosmetikverkäuferin“ von der Leyen, Schaden angerichtet haben: „Frau reicht nicht. Ich bin ein Freund der Qualifikation.“ Die Fashion-Victims („Jedes A…loch hat heute Style“). Alle, in denen die DNA des Nationalsozialismus „einiges durchgemendelt“ hat.
Andreas Rebers nimmt kein Blatt vor den Mund, ignoriert „political correctness“, wäre mehrfach gerichtsmassig, würde die Kunstfreiheit ihn nicht schützen. Die Schärfe seiner Worte, die Kraft seiner Bilder indes delektiert sein Publikum. Das hat Klarglas in der Brille, statt verklärender Farben, ist, wie der Kabarettkünstler selbst, kein Freund von „betreutem Denken“. In schonungsloser Deutlichkeit, plastischen Synonymen, Miniparabeln, aphoristisch wie banal für die Bühne aufbereitet, spricht er aus, was reflektierende, was freie Geister denken, eher nicht zu sagen wagen. Mit Hirn und Hintersinn erleuchtet, aus dem Geschwafel geschält, in alternativer Perspektive ins Visier genommen.
„Jetzt pass auf“, holt er seine Gäste kumpelhaft zu sich, um bald darauf, dramaturgisch wirkungsvoll, in kluge Rede zu schwenken. „Onkel Andi“ breitet dazwischen nette Familiengeschichten im harmlosen Erzählton aus, schlimme Seiten, satire-triefend, illustriert Figuren mit Piepsstimme. Schafft mit eingestreuten gehaltvollen Liedern („Ich liebe Musik, zu der man nicht marschieren kann“) Abwechslung in sein Programm, das durch Anspruch und Tiefe kaum Raum bietet, sich per Beifall eine Denkpause zu verschaffen, den Stachel auch aus dem eigenen Fleisch, zu ziehen.
Sofern der jüngeren Geschichte nicht entrückt, dem Zeitgeist kundig, darf man eine prächtige Parade an Realsatire erleben, seinen Intellekt durch den fürwahr kritischen „Missionar“ durchpusten, neu justieren lassen.
Andreas Rebers pulverisiert mit Lust so manches „Problem“ unserer Zeit, reißt die wohlfeilen Fassaden der Kleingeister ein. Mit manchem Spaß („Corona ist eine Erfindung der Plexiglasindustrie“), gutem Rat an seine „Brüderinnen und Brüder“ („Befrei Dich von der Diktatur der Tastatur“), der Erkenntnis: „Die Wahrheit ist ein kostbares Gut, deswegen müssen wir sparsam mit ihr umgehen“.
Andreas Rebers: Politisches Kabarett in Schärfe 10. In Härte und Güteklasse Diamant.
Was der "Immenstädter Sommer" sonst noch bietet.
Der Kabarettist Andreas Rebers.
Lesen Sie auch: "Addn-Fahrer auf der Big-Box-Bühne: Der Kerl provoziert eine Lachsalve nach der anderen".