„Dr klei Prinz“: Eliane Fritz hat die Erfolgsgeschichte des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry in den Walser Dialekt übertragen.
Bild: Annette Fritz
„Dr klei Prinz“: Eliane Fritz hat die Erfolgsgeschichte des Franzosen Antoine de Saint-Exupéry in den Walser Dialekt übertragen.
Bild: Annette Fritz
Eliane Fritz aus Mittelberg im Kleinwalsertal hat die Geschichte vom „Kleinen Prinzen“ in den Walser Dialekt übersetzt. Das Buch von Antoine de Saint-Exupéry feiert heuer seinen 80. Geburtstag. Eliane Fritz präsentiert ihre neue Übertragung bei einer Lesung am Freitag, 24. März, um 19.30 Uhr in der Bücherei Mediathek Mittelberg.
Was ist das Ziel dieser Übertragung des „kleinen Prinzen“ in den Walser Dialekt?
Eliane Fritz: Das Ziel ist, einen Beitrag zur Erhaltung unserer Kleinwalsertaler Mundart zu leisten. Mit dem Buch gibt es jetzt eine ganze Geschichte im Dialekt zum Lesen und Vorlesen. Sobald eine Geschichte in der eigenen Mundart erzählt wird, fühlt man sich doch ganz anders angesprochen, man taucht viel intensiver in die Handlung ein und die Person, die erzählt oder vorliest, kann den Inhalt authentischer wiedergeben. Ich hoffe, dass der geschriebene Dialekt aus dem Büchlein oft vorgelesen wird und den Kindern und Jugendlichen unsere Sprache so ins Ohr geht – denn wie die bekannte Walser Heimatdichterin Haberilla Wüstner-Linder einmal in einem wunderschönen Gedicht festgestellt hat: Niemand kann die Walser Sprache so schön aufschreiben wie sie gesprochen klingt.
Warum ist es so wichtig, den Walser Dialekt zu erhalten?
Fritz: Die Globalisierung hat auch vor dem Kleinwalsertal nicht haltgemacht. Was früher selbstverständlich war, nämlich, dass Dialekt überall und auch im Unterricht gesprochen wurde, ist heute – nicht zuletzt aufgrund der multikulturellen Bevölkerung im Tal – nicht mehr so. Außerdem sind die Lehrpersonen dazu angehalten, Hochdeutsch zu sprechen. Im Tal hat der Einfluss verschiedener Sprachen beziehungsweise Sprachfärbungen Einzug gehalten. Unterm Strich wird inzwischen hauptsächlich ein süddeutscher Einheitsbrei der deutschen Sprache gesprochen. In vielen Familien kommt mindestens ein Elternteil von auswärts, weshalb die Kinder nicht mehr automatisch in einem Umfeld aufwachsen, in dem nur Dialekt gesprochen wird. Besuchen die wenigen noch Dialekt sprechenden Walser Kinder das Gymnasium in Oberstdorf, hören sie dort Allgäuer Dialekte oder den „Einheitsbrei“ und fallen mit ihrer Walser Mundart auf, was Kindern normalerweise einfach unangenehm ist. Auch so kann es leider passieren, dass sie sich das Dialektsprechen dann ganz schnell abgewöhnen.
Was ist das Besondere am Walser Dialekt?
Fritz: Den Ursprung hat unsere Sprache im Wallis in der Schweiz, die Basis ist also das Höchstalemannische. Vor ungefähr 700 Jahren haben die Walser dann begonnen Richtung Nordosten zu wandern und sich vor allem auf Anhöhen niederzulassen. Sie haben Gebiete in den Alpen um den Monterosa herum in der Schweiz, in Italien, in Frankreich, in Liechtenstein, im Tirol und in Vorarlberg besiedelt und urbar gemacht. Das Kleinwalsertal ist die östlichste Walser Siedlung, hier hat die Völkerwanderung ihr Ende genommen. Über die Jahrhunderte sind also durch viele regionale Einflüsse unterschiedliche Walser Dialekte entstanden. Es gibt Walser Wörter, die in den unterschiedlichen Walser Mundarten sehr ähnlich oder sogar gleich sind. Wenn man sich als österreichischer Walser ohne Italienischkenntnisse mit italienischen Walsern ohne Deutschkenntnisse unterhält, kann man sich auf der Basis der Walser Dialekte sogar teilweise verständigen.
Warum haben sie für eine Übertragung in den Walser Dialekt den „Kleinen Prinzen“ gewählt?
Fritz: „Der kleine Prinz“ feiert dieses Jahr seinen 80. Geburtstag, zum ersten Mal ist er im Jahr 1943 erschienen. Dieses Buch ist eines der meistübersetzten Bücher der Welt und liegt derzeit in zirka 530 verschiedenen Sprachen vor. Der Verlag Edition Tintenfaß ist ein kleiner, unabhängiger Verlag, der den „kleinen Prinzen“ inzwischen in mehr als 180 verschiedenen Mundartversionen weltweit veröffentlicht hat: in Fremdsprachen von Arabisch bis Wolof; in Regional- und Minderheitensprachen von Andalusisch bis Sorbisch; in Dialekten und Mundarten von Alemannisch bis Sächsisch; in historischen Sprachstufen von Altenglisch bis zu altägyptischen Hieroglyphen. Die Ausgabe „Dr klei Prinz“ im Kleinwalsertaler Dialekt ist jetzt im Februar als 185. Version des Verlags erschienen. Bei dieser Übersetzung handelt es sich um die erste Version in einer Walser Mundart und nach einer in Wienerisch um die zweite österreichische Dialektausgabe. Generell ist „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry ein Werk, das nicht nur im Gymnasium im Französischunterricht, sondern auch als Kinderbuch und als Lektüre für Erwachsene gelesen wird. Es gibt Menschen, die den „kleinen Prinzen“ in ihrer Sprache Wort für Wort kennen. Wenn sie jetzt die Kleinwalsertaler Version in Händen halten, könnten sie theoretisch sogar das „Walserla“ lernen. Abgesehen von den originalen Illustrationen des Autors ist auch die Geschichte eine berührende. Dieses moderne Märchen appelliert an uns Menschen, hinter die Fassade zu sehen, Freundschaft und Liebe und Werte hochzuhalten.
Wie lauten die berühmten zentralen Worte im Walser Dialekt?
Fritz:: Ma siat bloß mit am Härza guat. Was würkle wichtig isch, des seen d Auga ned. Wenn wir uns so umschauen – was passt besser in unsere heutige Zeit? Die Geschichte macht Mut und Mut tut gut. Interview: Thomas Gayda
Eliane Fritz präsentiert ihre Übertragung des „Kleinen Prinzen“ in den Walser Dialekt am Freitag, 24. März, um 19.30 Uhr in der Bücherei Mediathek in Mittelberg. Eintritt frei.
Zur Person: Eliane Fritz (49) ist Lehrerin an der Mittel- und Realschule Kleinwalsertal und unterrichtet dort Englisch und Kreatives Gestalten.