Die südliche Lawinengalerie in der Birgsauer Straße wurde bei einem Felssturz im August 2019 stark beschädigt.
Bild: Benjamin Liss
Die südliche Lawinengalerie in der Birgsauer Straße wurde bei einem Felssturz im August 2019 stark beschädigt.
Bild: Benjamin Liss
Ab Mitte April könnte es auf dem Weg zur Fellhornbahn zu langen Staus kommen. Denn die südliche Lawinengalerie über die einzige Straße ins Stillachtal muss neu gebaut werden. Das alte Bauwerk aus den 70er Jahren ist, wie berichtet, einsturzgefährdet. Deswegen führt kein Weg an dem Projekt vorbei, das mit 3,6 Millionen Euro deutlich teurer wird als erwartet. Im März waren die Kosten noch auf 2,6 Millionen Euro kalkuliert worden. Die Gemeinde rechnet aber mit hohen staatlichen Zuschüssen. Die Mitglieder des Bauausschusses votierten jetzt einstimmig dafür, die Arbeiten auszuschreiben.
Bei einer regelmäßigen Prüfung aller Brückenbauwerke im Oberstdorfer Ortsgebiet hatte die südliche Galerie 2020 die Note „ungenügend“ erhalten. Weil die Schäden rapide voranschreiten, bestehe sehr dringender Sanierungsbedarf, hieß es vom Bauamt. Durch eindringendes Wasser und eine zu geringe Betondeckung über dem Stahl seien massive Schäden wie Risse und Abplatzungen entstanden. Um an den Bauteilen über der Fahrbahn lose Betonteile abzulösen, werde die Decke jährlich abgeklopft werden. Die maroden Betonbrüstungen über den Fahrbahnen wurden verblecht. Die Stützenfüße wurden durch Ortbetonschalen vor weiterem Tausalz-Angriff geschützt.
Dennoch bildeten sich am Bauwerk weiter neue Risse. Zudem wurde das Dach der Galerie bei einem Felssturz im August 2019 stark beschädigt. Gesichert ist sie seitdem durch ein Schwerlastgerüst, für das jährlich Miete von 4300 Euro anfällt. Die Optionen Sanierung und Teilneubau waren 2020 geprüft worden. Ein wichtiges Kriterium war, dass das Tal durch den Neubau in der Bauphase einspurig mit Ampelregelung erreichbar bleibt.
Jetzt soll die alte Galerie abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. „Der Felssturz vor zwei Jahren hat gezeigt, wie wichtig der Schutz ist“, sagte Bauamtsmitarbeiter Armin Stöckle im Ausschuss. „So klein die Galerie wirken mag, so komplex ist das Projekt.“ Die größte Herausforderung ist es, die Bewohner des Stillachtals, ihre Gäste und die Fellhornbahn nicht von der Außenwelt abzuschneiden.
In der ersten Bauphase ab Mitte Mai soll der Verkehr noch durch die Baustelle fließen. Ende Mai folgt der Abriss, für den die Strecke ins Stillachtal kurzzeitig ganz gesperrt werden muss. Bis Ende Juni kann dann der Verkehr wieder am Baufeld vorbeigeleitet werden. Während die neuen Stützen installiert werden, können die Autos auf der eigentlichen Strecke die Baustelle passieren. Die neue Dachkonstruktion soll bei nächtlichen Sperrungen im August angebracht werden.
Um die Bauzeit so kurz wie möglich zu halten, soll mit Fertigteilen gebaut werden. Auch der bei Ortsteilversammlungen artikulierte Wunsch nach einer Beleuchtung der Galerie wird umgesetzt, sagte Stöckle. Durch eine Trafostation und Lichter soll die Strecke künftig für Radler sicherer werden.
Im Gemeinderat gab es keine Zweifel an der Notwendigkeit des Schutzbauwerks. Sorgen äußerten Ratsmitglieder in Bezug auf die Einschränkungen für die Talbewohner. „Das ist ein ganz schlimmes Baufenster mitten in der Hauptsaison“, sagte Alexa Schwendinger (OA). Sie trat dafür ein, die Anwohner über alle Bauabschnitte und Sperrungen zu informieren und einen Ansprechpartner für die Talbewohner zu benennen. Peter Titzler (FW) kritisierte die Transparenz der Kostendarstellung und hakte nach, ob gesichert sei, dass der nächste Felssturz die Galerie nicht erneut schwer beschädige. Das neue Bauwerk sei mit dem alten nicht zu vergleichen, erklärte Stöckle. Es sei standsicherer und vor Steinschlag geschützt.
„Einen Quantensprung an Qualität“, nannte Gemeinderat Siegmund Rohrmoser (Grüne) das Projekt. „Ich blicke aber mit Sorge auf die nördliche Galerie. Wann kommt da etwas?“ Das zweite Bauwerk auf dem Weg ins Stillachtal sei noch statisch sicher, nur am Vordach gebe es ein Problem, erläuterte Stöckle: „Mittelfristig werden wir auch diese Galerie angehen müssen.“
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