Die drei neuen Vorsitzenden der Oberstdorfer Rechtler (von links): Thomas Boxler, Herbert Gambeck und David Huber.
Bild: Elke Wiartalla
Die drei neuen Vorsitzenden der Oberstdorfer Rechtler (von links): Thomas Boxler, Herbert Gambeck und David Huber.
Bild: Elke Wiartalla
Der Verein der ehemaligen Rechtler Oberstdorf hat einen neuen Vorstand. Nachdem Richard Math, der acht Jahre Vorsitzender war, sein Amt außerplanmäßig aus persönlichen Gründen zurückgab, musste auf der Jahresversammlung neu gewählt werden. Maths Nachfolger wurde der bisherige zweite Vorsitzende Herbert Gambeck. Dessen Amt übernahm der bisherige dritte Vorsitzende David Huber und zum dritten Vorsitzenden wurde Thomas Boxler gewählt.
In seinem letzten Rechenschaftsbericht freute sich Math darüber, dass sich nach enormem Preisverfall und Absatzkrise der Holzmarkt im Frühjahr 2021 schnell und gut erholt habe wie seit 1990 nicht mehr. Dadurch seien lang geplante Holzeinschläge wieder rentabel gewesen. Nicht kalkulierbar die Einflüsse der Natur: Sturmschäden, der Borkenkäfer, der durch die Trockenheit im Spätwinter sicher zusätzliche Schäden verursache und das Eschentriebsterben. Käferholz in schwer zugänglichen Waldstücken und immer wieder neue Schadflächen vor allem im Oytal, an der Hochleite oder in Gerstruben seien feststellbar. Insgesamt wurden 900 Festmeter Käfer- und Sturmholz verarbeitet.
Für die Schutzwaldsanierung am Schattenberg sind 6550 Jungbäume gepflanzt, drei Kilometer Zäune gesetzt und Steigwege auf 50 Kilometer Länge gebaut worden. 77.000 Euro wurden investiert, 2022 sollen, gefördert durch staatliche Zuschüsse, dafür noch einmal 40.000 Euro ausgegeben werden. Aus dem Forstbesitz der Rechtler wurden im Jahr 2021 insgesamt 3395 Festmeter Holz verwertet.
Auch die Alpwirtschaft hat den Verein gefordert. So sei der Alpweg „Untere Mädele“ endlich fertiggestellt. Heuer werde die Sanierung des Alpgebäudes in Angriff genommen. An der Erneuerung des Wegs zwischen Hochleite und Hühnermoos seien die Rechtler mit 40 Prozent beteiligt gewesen. Die Verbesserung der Wasserversorgung für die Gerstruber Alpe und vor allem Roßbichl seien technische Herausforderungen gewesen. In diesem Jahr soll die Dietersbachalpe eine UV-Entkeimungsanlage erhalten und der Weg zur Lugenalpe neu gesichert werden.
Ungeheuer fleißig waren die Rechtler in der Landschaftspflege. 40 Hektar wurden von wuchernden Farnen, Brombeergestrüpp und Gehölzen befreit. 2700 Arbeitsstunden fielen dabei an, wobei sich der Verein über eine Förderung von 80 bis 90 Prozent freuen konnte. „Heuer werden die Kosten wohl die halbe Million überschreiten“, schätzte Math. Eine willkommene Einnahmequelle sei auch die Kiesentnahme, die knapp 150.000 Euro einbrachte. Ein großer Investitionsbrocken steht mit der notwendigen Modernisierung von Einrichtung und Küchenausstattung in den Gaststätten „Oytal“ und „Gerstruben“ an.
Nur zäh vorangekommen sei die Planung des neuen Verwaltungsgebäudes. Wie Gambeck beschrieb, sei man mehr mit Anträgen und Forderungen konfrontiert worden als mit dem Fortschritt des Vorhabens.
David Huber verband die Präsentation der Kraftwerksbeteiligungen mit einem Ausblick in die Energiepolitik. Allen Kritikern zum Trotz habe sich der Bau der Wasserkraftwerke absolut bewährt und angesichts der aktuellen weltpolitischen Ereignisse sei er zuversichtlich, dass sich auch der Plan für ein Kraftwerk in Oberau umsetzen lasse. Das genehmigte Projekt werde seitens des Naturschutzes beklagt und man komme seit Jahren nicht weiter. „Wenn der in der Presse kürzlich veröffentlichte Grundsatz von Ministerpräsident Söder „Versorgungssicherheit vor Naturschutz“ zukünftig gilt, haben wir eine Chance, das auf Eis liegende Projekt noch umzusetzen“, so Huber.
50 Prozent Beteiligung halten die Rechtler bei den Kraftwerken Faltenbach und Oybele, 27,5 Prozent beim neuen Kraftwerk Illerursprung. Obwohl 2021 ein sehr schlechtes Stromerzeugungsjahr war, seien diese Anteile ein wichtiges wirtschaftliches Standbein.
Bürgermeister Klaus King verglich die Vereinsarbeit mit der eines gut funktionierenden mittelständigen Unternehmens mit Millionenumsätzen. Er warb dafür, künftig Rechtlergrundstücke im Innenbereich des Ortes auch für die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum in Erwägung zu ziehen.
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