Ende einer Ära in Sonthofen

Radikaler Schnitt: Sonthofer Volleys tauschen komplette Führungsetage aus

Der letzte Vorhang: Nach acht Jahren, gekrönt mit der Meisterschaft der 2. Bundesliga 2017, verlässt Zuspielerin Veronika Kettenbach die AllgäuStrom Volleys Sonthofen.

Der letzte Vorhang: Nach acht Jahren, gekrönt mit der Meisterschaft der 2. Bundesliga 2017, verlässt Zuspielerin Veronika Kettenbach die AllgäuStrom Volleys Sonthofen.

Bild: Dominik Berchtold

Der letzte Vorhang: Nach acht Jahren, gekrönt mit der Meisterschaft der 2. Bundesliga 2017, verlässt Zuspielerin Veronika Kettenbach die AllgäuStrom Volleys Sonthofen.

Bild: Dominik Berchtold

Die Sonthofer Volleys verabschieden Galionsfigur Veronika Kettenbach, Geschäftsführer Christian Feger und weitere Funktionäre. Es ist das Ende einer Ära.
17.03.2023 | Stand: 19:07 Uhr

Einmal noch. Einmal noch wird Veronika Kettenbach das Parkett der Allgäu-Sporthalle in Sonthofen betreten. Ein letztes Mal wird Hallensprecher Achim Flick die Nummer 10 der AllgäuStrom Volleys Sonthofen ansagen. Ein letztes Mal wird Physio Christian Harner auf der Bank sitzen. Und ein letztes Mal wird Christian Feger die Organisation leiten. Sie alle verlassen den Kreisstadt-Club nach teils fast 20 Jahren nach der laufenden Saison. Es wird also allemal ein denkwürdiger Abend, wenn die Volleys Samstag ab 19.30 Uhr den Dresdner SSV in der heimischen Allgäu-Halle empfangen.

Letzter Vorhang für Kettenbach

Acht Jahre hat Veronika Kettenbach das Spiel der Sonthoferinnen geprägt, wurde als Zuspielerin zum Gesicht der Volleys wie nur wenige vor ihr. Nun soll Schluss sein. „Ich bin seit meinem zwölften Lebensjahr wöchentlich vier- bis fünfmal in der Halle, als Spielerin, als Trainerin oder als Sportliche Leiterin“, sagt Kettenbach. „Ich habe Volleyball viele Jahre intensiv gelebt und erlebt – aber ich habe gespürt, dass sich meine Prioritäten verschoben haben. Ich möchte den Fokus auf andere Dinge im Leben legen.“ Die 31-Jährige war 2015 mit 23 Jahren vom Bundesligisten Aurubis Hamburg ins Oberallgäu gekommen und wurde auf Anhieb zur festen Größe.

Über die Jahre drückte die zweifache Zweitliga-Meisterin, deutsche U20-Meisterin von 2011 und deutsche Hochschulmeisterin von 2014 den Volleys ihren Stempel auf, erwuchs zur Anführerin und zum emotionalen Sprachrohr.

„Ich werde das nie vergessen“

„Der Höhepunkt war ganz klar die Meisterschaft 2017 mit allen Menschen, die beteiligt waren“, sagt Kettenbach. „Aber ehrlich, jeder Samstagabend in Sonthofen war ein Höhepunkt. Diese Atmosphäre in der Halle und all die Menschen, die das möglich gemacht haben – das ist außergewöhnlich.“ Dabei betont die gebürtige Münchnerin, die als Lehrerin ihren Lebensmittelpunkt schon seit Jahren ins Oberallgäu verlegt hat, ihre Dankbarkeit dem Club gegenüber. „Die Menschen haben mich aufgenommen und mir ein Zuhause gegeben. Diese Wertschätzung habe ich so noch nie erlebt. Ich werde nie vergessen, wie man in Sonthofen mit mir umgegangen ist.“

Und auch wenn sich Veronika Kettenbach nicht vorstellen kann, „nie wieder Volleyball in Sonthofen zu spielen – dafür liebe ich den Sport und den Verein zu sehr“, gesteht die 31-Jährige, „für die nächste Zeit sollen andere Dinge im Fokus stehen.“

Schnitt in der Führung

Nach einem Abschied für immer sieht es allerdings in der Führungsetage aus. Es vollzieht sich ein radikaler Schnitt auf Funktionärsebene: Aus dem Orga-Team scheiden Christian Feger, Achim Flick, Oliver Späth, Christian Harner und Claus Wendl aus. „Ich habe derzeit viele Herausforderungen, die mich zeitlich fordern“, sagt Feger. Der 55-Jährige ist „der Macher“ der jüngeren Clubgeschichte: Feger war 18 Jahre als DJ, Hallensprecher, Pressewart und Heimspielkoordinator aktiv und leitete seit 2014 die Geschicke der ersten Mannschaft in der Bundesliga als Geschäftsführer. „Es ist ein guter Zeitpunkt für einen Umbruch. Nach so vielen Jahren ist es wichtig, dass jüngere Kräfte übernehmen, und, dass man sie an die Aufgaben heranlässt.“

Physio-Team und Kiosk-Duo

Aus diesem Grund zieht sich auch Hallensprecher und Aufbauhelfer Achim Flick zurück, der bereits 2020 als Teammanager zurückgetreten war und seither bei den Heimspielen am Mikro stand. Auch Späth (Sponsoren) sowie das Orga-Team-Duo Claus Wendl und Christian Harner ziehen einen Schlussstrich. Wendl war jahrelang Jugendtrainer und ist seit 2015 Vorsitzender des Fördervereins. Ebenso wie Harner, der mit seiner Frau Sandra und Susi Eckl die Volleys seit 2011 als Physiotherapeuten betreut. Noch länger dabei sind sogar Moni und Susi Kühn. Das Duo betreute den Kiosk in der Halle über 20 Jahre und bildete für Feger „eines der zentralen Elemente an Heimspieltagen, weil der Kiosk eine wichtige Einnahmequelle für die Nachwuchsarbeit ist.“

„Das ist kein Einbruch“

Es ist eine Zeitenwende auf etlichen Ebenen, die für Feger allerdings nicht im Niedergang des Sonthofer Volleyballs mündet. „Das ist auf keinen Fall ein Einbruch des gesamten Konstrukts. Es ist nur so, dass wir die Aufgaben an junge Kräfte weitergeben“, sagt der Ex-Geschäftsführer. „Wir haben so gut wie alle Posten neubesetzt und das vor allem mit fachnahen, volleyballkundigen Leuten.“ So soll die ehemalige Spielerin und Zweifach-Mutter Franziska Dillinger als Sportliche Leiterin installiert werden, Caro Wyklicky werde die Pressearbeit leiten. Feger: „Wir haben gute Lösungen für die Führung und für die Mannschaft.“

Emotionale Abschiede

Denn es wird neben Kettenbach noch weitere Abgänge aus dem Team geben. Sie alle sollen im Anschluss an das Dresden-Spiel bekannt gegeben werden. Dabei geht es für die Sonthoferinnen, die aktuell bei 22 Punkten und damit nur drei Zähler vor dem ersten Abstiegsrang stehen, sogar noch um viel. Denn theoretisch könnte das Team absteigen – aller Voraussicht nach wird das aber wegen einer Neueinteilung der Ligen nicht passieren. „So oder so wäre es kein gutes Signal, die Saison auf einem Abstiegsplatz zu beenden“, sagt Feger. Das sieht auch die scheidende Regisseurin so. „Es ist cool, dass es noch um etwas geht, weil das Spiel dadurch noch mehr aufgeladen ist“, sagt Veronika Kettenbach mit Blick auf ihren letzten Auftritt vor ihrem Publikum. „Ich glaube immer noch, dass die Mannschaft mehr kann, als die Tabelle aussagt. Und ich weiß, es wird wieder ein besonderes Spiel werden. So, wie es immer in Sonthofen war.“