3D-Bogenschießen

Weltmeister Franz Herz: "Mir geht es um den Spaß"

Der 67-jährige Franz Herz aus Rettenberg krönte sich im finnischen Rovaniemi erstmals zum Weltmeister im 3D-Bogenschießen.

Der 67-jährige Franz Herz aus Rettenberg krönte sich im finnischen Rovaniemi erstmals zum Weltmeister im 3D-Bogenschießen.

Bild: Herz (privat)

Der 67-jährige Franz Herz aus Rettenberg krönte sich im finnischen Rovaniemi erstmals zum Weltmeister im 3D-Bogenschießen.

Bild: Herz (privat)

Der Rettenberger Franz Herz erobert in Finnland den Weltmeister-Titel im 3D-Bogenschießen. So lebt der 67-Jährige seine Passion daheim im Garten aus.
14.08.2023 | Stand: 18:00 Uhr

„Die Atmosphäre war besser als bei einer Olympischen Eröffnungsfeier“, sagt Franz Herz. „Bei der WM waren es 950 Bogenschützen von überall her. Das war eine Stimmung, bei der sich einem die Haare aufstellen – Begeisterung pur.“ Und diese trieb Herz an. Der 67-Jährige war im finnischen Rovaniemi bei der Weltmeisterschaft im 3D-Bogenschießen nicht nur dabei, sondern holte sich in der Veteranen-Blankobogenklasse sogar den Titel. Für den Oberallgäuer war es der bisher größte Erfolg in seiner Sportlerkarriere.

"Spaß am Bogenschießen" steht im Vordergrund

Dabei nahm er schon an einer Handvoll Europameisterschaften teil. In der Schweiz verpasste er knapp eine Medaille, in Italien holte er 2012 EM-Silber. Allerdings geht es dem Rentner nicht in erster Linie um Platzierungen. „Ich will für mich ein gutes Ergebnis erzielen und eine schöne Zeit im jeweiligen Land verbringen“, sagt Herz. „Wo ich am Ende lande, steht an zweiter Stelle. Mir geht es um den Spaß am Bogenschießen."

Bei seinem Sport gilt der Rettenberger als Späteinsteiger. Bis zu seinem 45. Lebensjahr radelte Franz Herz in seiner Freizeit oder unternahm Bergtouren, Schießsport spielte keine Rolle. Ein Zufall brachte ihn zum Bogenschießen. Mit seiner Ehefrau kaufte er den ehemaligen Steinbruchbetrieb in Kranzegg am Fuße des Grünten und überlegte, was er aus dem riesengroßen Garten machen konnte. Der Sohn des Nachbarn, aktiver Bogenschütze, brachte ihn auf die Idee, dass sich das 7.000 Quadratmeter große Grundstück als Bogenschießplatz eignen würde. 2000 war der Sport lange nicht so populär wie heute, daher fuhr Herz bis in den Norden, um sich bei Fach-Firmen vor Ort das nötige Know-how zu holen und wälzte daheim die dazugehörige Fachliteratur. 2001 eröffnete er schließlich seine eigene Bogensportanlage, die neben gängigen Zielscheiben einen kleinen Waldparcours mit 16 Zielen fürs 3D-Bogenschießen enthält. „Jetzt habe ich meinen eigenen Spielplatz direkt vorm Haus“, sagt Herz glücklich. „Wir waren im weiten Umkreis die Ersten, die eine 3D-Anlage angeboten haben.“ (Auch interessant: Bogenparcours in Nesselwang - Mit der richtigen Körperhaltung klappt’s)

Weltmeister Franz Herz: "Jeder Wettkampf ist anders"

Nach und nach wurde das 3D-Bogenschießen populärer, ist heute eine Trendsportart. Nach den ersten Versuchen kannte Herz’ Begeisterung für Pfeil und Bogen auch keine Grenzen mehr. „Man ist draußen in der freien Natur, tut etwas für seine Gesundheit und kann dabei abschalten“, erklärt er. Die Scheiben seien dabei gerade fürs Training unerlässlich. Dort werde die richtige Technik erlernt, später verfeinert und der Schussrhythmus automatisiert. Daher plädiert Herz auch bei Schützen, die sich im 3D versuchen wollen, darauf, dass sie sich zuerst an der Scheibe einschießen. Im Gegensatz zum olympischen Bogenschießen wartet die „3D-Form“ mit besonderen Reizen auf, da die Distanz des Ziels nicht bekannt ist. „An der Scheibe weiß ich genau, auf welche Entfernung ich schießen muss. Beim 3D wird die Jagd symbolisiert und die Plastik-Tiere stehen für die echten, die man im Wald schießen könnte. Daher muss man die Entfernung selbst abschätzen“, erklärt Herz. Auf Tierattrappen sind Zielscheiben angebracht, die es zu treffen gilt. Gelingt das dem Schützen, erzielt er eine höhere Punktzahl. „Aber das Gelände täuscht – mal freies Feld, mal Buckel, mal sind es andere Gegebenheiten, die es zu berücksichtigen gilt“, beschreibt der Weltmeister die speziellen Anforderungen. Das aber mache gerade den speziellen Reiz des Bogenschießens aus. „Es ist nie gleich, jeder Wettkampf ist anders“, sagt der 67-jährige Rettenberger. „Andere Tiere, das Gelände ist immer unterschiedlich und das Licht gilt es auch zu berücksichtigen.“

Vier Tage langer Wettkampf

Gerade das Licht war eine der Besonderheiten bei der Weltmeisterschaft in Finnland. In Lappland herrschte zur Wettkampfzeit gerade Mitternachtssonne. Die ausbleibende Dunkelheit nutzten die Ausrichter und verlegten einen Wettkampftag in die Nacht. Ein spezielles Mentaltraining zur Vorbereitung auf die Aktivitäten im Polarsommer machte Franz Herz trotzdem nicht. Zwei Monate vor großen Wettkämpfen trainiert er täglich, um seine Technik sauber beizubehalten – aber eine halbe Stunde pro Einheit. Vor Ort trat er vier Tage hintereinander im vier Kilometer langen und 28 Ziele zählenden Parcours an. Herz war täglich sechs bis sieben Stunden im Waldparcours, wo er sich am Ende gegen zehn Konkurrenten in seiner Altersklasse durchsetzte.

Besonders beeindruckt hat ihn das Nachtschießen, das um 20.30 Uhr begann und bis 3 Uhr dauerte. „Um 0:30 Uhr wurde es für nur eine Stunde dämmrig, ein super Erlebnis“, sagt Herz. Obwohl er vor Ort ohne Mietauto kaum Gelegenheit für weitere Erkundungstouren hatte, behält er das Land und die Rentiere bei nächtlichen Spaziergängen in bleibender Erinnerung.

Herz liebäugelt schon mit der nächsten WM in Südafrika

Für Franz Herz soll diese, seine zweite WM, nicht die letzte bleiben. Zunächst gilt sein Fokus der EM 2024 in Österreich, er liebäugelt aber auch mit der nächsten WM, vermutlich in Südafrika. „Wenn die Gesundheit mitspielt und es finanziell machbar ist, nimmt man an so ein einzigartiges Erlebnis mit“, sagt Herz. Zu seinem Bedauern ist das 3D-Bogenschießen immer noch eine Randsportart, die in der Gesellschaft keinen großen Stellenwert hat. Aus diesem Grund müssen die Schützen sämtliche Kosten selbst tragen und finden nicht einmal Sponsoren. Deshalb lohnt sich der WM-Titel auch nicht finanziell – aber dafür hat es Franz Herz auch nicht gemacht.

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