Svenn Pabst hat eine Firma gegründet und produziert in Sonthofen maschinell Bienenwachstücher.
Bild: Eva Jansen
Svenn Pabst hat eine Firma gegründet und produziert in Sonthofen maschinell Bienenwachstücher.
Bild: Eva Jansen
Als leidenschaftlicher Maschinenbau-Ingenieur war es nicht die erste Idee, die Svenn Pabst aus Sonthofen in den Sinn kam, sich einmal intensiv mit Bienenwachstüchern zu beschäftigen. Es war vielmehr sein ehemaliger Mitbewohner aus der Studenten-WG, der ihn darauf brachte. Der 29-jährige Ingenieur studierte da noch in Kempten Maschinenbau. Gleich im Anschluss konnte er gleich bei einem großen Stuttgarter Unternehmen in der Entwicklungsabteilung von Lasermaschinen anfangen.
„Mein Kumpel stellte da schon Wachstücher in Heimarbeit her und beklagte sich immer darüber, dass er bei der stetig steigenden Nachfrage mit der Produktion gar nicht mehr hinterherkommen würden“, erzählt Pabst und weiter: „Diese Herausforderung nahm ich gerne an“.
Mit 2000 Euro Startkapital, einer großen Portion Neugier, viel Enthusiasmus und zwei guten Freunden entwickelte er im Keller des Elternhauses einen Prototypen für die maschinelle Fertigung von Bienenwachstüchern. Es wurde geplant, gefräst, geschraubt und verkabelt. Verwendung fanden dabei Heizungsrohre als Walzen und Scheibenwischermotoren als Antriebe: „Alles was grad so rumlag und günstig war“.
Der Vorteil der maschinellen Herstellung liegt auf der Hand. Zum einen können größere Stückzahlen in gleichbleibender hoher Qualität herstellt werden, zum andern kann die Produktion – die bis heute überwiegend im asiatischen Raum stattfindet – wieder nach Deutschland, bzw. in die Region verlagert werden. Das Konzept ging auf. Schon bald wurde die Produktionsstätte im heimischen Keller (20 qm) zu klein und so gründete Svenn Pabst im September 2019 seine eigene Produktionsfirma „Bergtuch GmbH“ –ganz ohne staatliche Hilfe.
Die Produktionsräume sind derzeit im zweiten Stock (180 Quadratmeter) des ehemaligen C&C-Gebäudes in Sonthofen-Rieden untergebracht. Svenn Papst konzipierte gleich darauf noch weitere Maschinen, beispielsweise zum maschinellen Falten der Wachstücher. „Die fertig geschnittenen Wachstücher können zwar auch gut in Heimarbeit gefaltet werden, bei steigenden Stückzahlen kann das aber auch die Maschine erledigen“. Heuer wurden bereits 200 000 Bienenwachstücher hergestellt. Die Zutaten wie Baumwolle, Leinen, Hanf oder Bienenwachs stammen zwar noch nicht direkt aus der Region, aber die Transportwege konnten bereits erheblich reduziert werden.
Ein Zukunftsprojekt wäre z. B. die heimischen Imker dahin zu bringen, ihr Bienenwachs an einer gemeinsamen Sammelstelle abzugeben und so die Ressourcen vor Ort zu nutzen. Natürlich steht Svenn Pabst mit seinem Unternehmen im weltweiten Wettbewerb und Nachhaltigkeit hat nun mal seinen Preis. Aber durch eine höhere Automatisierung hofft er, mehr für die Materialien ausgeben zu können. So ein Bienenwachstuch lässt sich ungefähr 500 Mal gebrauchen. Dann kann man aber mit einem Reparaturset und mithilfe des Backofens das Tuch selbst neu beschichten. Mittlerweile sind die Bienenwachstücher in ganz Europa zu finden, auf Märkten, in Bioläden, bei Beegut im Internet und bald auch im Drogerieladen. Es gibt sogar eine vegane Variante. In zwei Jahre muss Svenn Pabst mit seinem florierenden Unternehmen leider wieder aus dem Gebäude ausziehen und ist daher jetzt schon auf der Suche nach neuen, größeren Geschäftsräumen.