Mit vielen Preisen ausgezeichnete Geigerin: Tamaki Kawakubo
Bild: Yuji Hori
Mit vielen Preisen ausgezeichnete Geigerin: Tamaki Kawakubo
Bild: Yuji Hori
Maurice Ravel war der Auffassung, dass Klavier und Violine nicht sonderlich gut miteinander harmonieren. Dennoch hat er für die beiden Instrumente eine Sonate geschrieben und das „Problem“ geschickt gelöst. Das meint zumindest die Pianistin Yu Kosuge. Sie wird am Sonntag, 5. Februar, gemeinsam mit der Geigerin Tamaki Kawakubo in der Fiskina in Fischen den Beweis antreten. Beim zweiten Meisterkonzert der Sonthofer Gesellschaft „Freunde der Musik“ präsentieren die beiden Musikerinnen weitere Werke von Kreisler, Mozart und César Franck.
Sie beginnen mit Fritz Kreisler und einem Werk „im Stil von Gaetano Pugnani“, der im 18. Jahrhundert lebte. Wie eigenständig ist die Kreisler-Komposition?
Tamaki Kawakubo: Der in Österreich geborene Kreisler ist für seine äußerst charmanten Kompositionen bekannt, in denen Wiener Walzer und Rhythmus im Vordergrund stehen. Präludium und Allegro (im Stil von Pugnani) ist jedoch eher in dessen Stil komponiert, was ich als modernen Barock bezeichnen würde. Interessant ist, dass er Pugnanis Namen benutzte, damit dieses Werk veröffentlicht werden konnte, und erst in den 1900er Jahren enthüllte Kreisler, dass es eigentlich seine eigene Komposition ist.
Mozarts Sonate für Violine und Klavier, Köchel-Verzeichnis 304, ist seine einzige Moll-Sonate, die sehr häufig gespielt wird. Was macht sie so beliebt?
Kawakubo: Diese Sonate wurde während der Zeit geschrieben, als Mozarts Mutter verstarb. Die Tonart e-Moll, in der er sie komponierte, spiegelt diese Traurigkeit wider, die sich in einer so schönen Sonate niederschlägt. Mozart hat ein „Image“ wie ein Sonnenschein, ein Komiker, der musikalischen Humor liebte, was man in so vielen seiner Werke und Opern hören kann. Da es sich um eine der wenigen Moll-Sonaten handelt, ist das ein Grund, warum viele dieses Stück schätzen.
Im Programm folgt eine Sonate von Ravel. Er war der Meinung, dass die beiden Instrumente eigentlich nicht gut miteinander zu vereinbaren sind. Können Sie diese Ansicht nachvollziehen?
Yu Kosuge: Ich finde, das Klavier ist ein Instrument, das andere Instrumente nachahmen und vereinbaren kann und daher wie ein Orchester einem anderen Instrument gut als Partner gegenübersteht. Aber der Klang zwischen Klavier und Streichinstrument ist so grundverschieden, dass ich es auch nachvollziehen kann, dass es schwierig ist, ein Duo zu schreiben … Man erkennt in der Sonate, dass Ravel nicht versucht, sie zu vereinbaren: Die Stimmen der beiden Instrumente sind unabhängig von-einander und sehr transparent geschrieben. So ist der erste Satz polyphon, der Groove in dem Blues-Satz, dem zweiten Satz, wird von den banjo-artigen Akkorden am Klavier erzeugt, während die Geige darüber singt. Im Perpetuum mobile, dem dritten Satz, spielt die Geige virtuos durchgehend Sechzehntel, während das Klavier rhythmische Impulse gibt und Motive aus vorigen Sätzen aufgreift.
Von Ravel präsentieren Sie auch das Stück „Tzigane“. Was hat ihn zu dem Stück inspiriert?
Kosuge: Als Ravel die ungarische Geigerin Jelly D’Aranyi 1922 in London spielen gehört hatte, bat er sie nach dem Konzert, einige ungarische Zigeunerweisen zu spielen. Er wollte immer mehr hören, sodass es fünf Uhr morgens wurde! Begeistert von ihrem Spiel, versprach er ihr, ein hochvirtuoses Stück eigens für sie zu schreiben. Er versuchte, die Möglichkeit der Geige aufs Äußerste auszuschöpfen, sodass er auch die 24 Paganini-Capricen und Liszts Ungarische Rhapsodien studierte, bevor er mit der Komposition begann.
Außerdem interpretieren Sie die Sonate A-Dur von César Franck. Das Werk wird als eine der besten Sonaten bezeichnet, die je geschrieben wurden. Sehen Sie das auch so?
Kosuge: Ja, sie ist ein Meisterwerk. Es ist genial, wie er alle vier Sätze – den melancholischen, emotionalen ersten Satz, den dramatischen scherzohaften zweiten Satz, den träumerischen, aber intensiven dritten Satz, und den zur Hoffnung blickenden vierten Satz – zyklisch mit einem Thema vereint. Die Sonate, die für seinen Freund und berühmten Geiger Eugène Ysaÿe und seine Frau als ein Hochzeitsgeschenk geschrieben wurde, wirkt in ihrer Dramatik und im Dialog zwischen Violine und Klavier so, als ob sie ein Ehepaar in guten und schlechten Zeiten widerspiegelt.
Interview: Veronika Krull
Pianistin Yu Kosuge
Tamaki Kawakubo wurde 1979 in den USA geboren. Sie erhielt ihren ersten Violinunterricht mit fünf Jahren. Schon früh gewann sie erste Preise bei bedeutenden Wettbewerben in den USA. Der internationale Durchbruch gelang ihr 2001 mit dem Gewinn des Grand Prize des Pablo-de-Sarasate-Wettbewerbs und 2002 der Silbermedaille beim Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau.
Yu Kosuge wurde 1983 in Tokio geboren. Im Alter von vier Jahren trat sie in die Tokyo University of the Arts ein. Mit neun Jahren gab sie ihr Orchesterdebüt mit dem Tokyo New City Orchestra. 1993 zog sie nach Deutschland, um dort ihre Studien fortzusetzen. Besonders wurde sie von András Schiff gefördert. Sie gilt als eine der meistbeachteten jungen Pianistinnen der Welt.
Das Meisterkonzert mit Tamaki Kawakubo und Yu Kosuge findet am Sonntag, 5. Februar, um 18 Uhr in der Fiskina in Fischen statt. Karten gibt’s bei Bücher Greindl in Sonthofen, Telefon 08321/26160, im Gästeservice Fischen, Telefon 08326/3646-0, sowie an der Abendkasse.
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