Kulturgemeinde Oberstdorf

Zwei wie Hund und Katz: Ein szenischer Balladenabend in Oberstdorf

Mit vollem Einsatz: Isabella Leicht und Andreas Joachim Hertel proben für den Balladenabend der Kulturgemeinde Oberstdorf.

Mit vollem Einsatz: Isabella Leicht und Andreas Joachim Hertel proben für den Balladenabend der Kulturgemeinde Oberstdorf.

Bild: Andi Schmid

Mit vollem Einsatz: Isabella Leicht und Andreas Joachim Hertel proben für den Balladenabend der Kulturgemeinde Oberstdorf.

Bild: Andi Schmid

Schauspielerin Isabella Leicht bereitet mit ihrem Kollegen Andreas Joachim Hertel einen ungewöhnlichen Balladenabend für die Kulturgemeinde Oberstdorf vor.
18.03.2023 | Stand: 18:30 Uhr

„Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp, zu tauchen in diesen Schlund?“ Den Satz werden viele schon einmal gelesen oder gehört haben: Damit eröffnet Friedrich Schiller seine bekannte Ballade „Der Taucher“. Für Isabella Leicht zählt sie zu den schönsten Werken des deutschen Dichters. Die Schauspielerin aus Landsberg wird das dramatische Geschehen am Donnerstag, 23. März, im Oberstdorf-Haus darstellen – in einer Veranstaltung der Kulturgemeinde Oberstdorf. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Andreas Joachim Hertel gestaltet sie einen Balladenabend voller Emotionen. Der Titel „Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“. Im Interview verrät Leicht einige Details zu der Premiere am Fuße des Nebelhorns.

Warum ein Abend mit Balladen?

Isabella Leicht: Also, ich hatte ein Schlüsselerlebnis als Schülerin. Da war ich um die 20 Jahre alt und in München auf der Schauspielschule. In der Zeit war ich oft in den Kammerspielen – da konnte man als Schülerin günstig rein. Da bin ich einmal in einem Balladenabend gelandet mit dem Titel „Des Sängers Fluch“. Das ist eine Ballade von Uhland, die wir auch im Programm haben. Ich war so schwer beeindruckt, dass ich ein Leben lang dachte: Irgendwann möchte ich auch so etwa machen als Schauspielerin. Der Andreas Joachim Hertel hatte das auch gesehen und den gleichen Gedanken. Seit wann wir das machen? Wir haben in Oberstdorf Premiere! Wir proben seit zwei Jahren. Und wir hoffen sehr, dass wir das öfters spielen können. Bei Lyrik schrecken viele Veranstalter ja etwas zurück.

Welche Balladen haben Sie sich ausgeguckt?

Leicht: Zum Beispiel „Don Ramiro“ von Heinrich Heine, natürlich „Der Taucher“ von Friedrich Schiller, „Des Sängers Fluch“ von Ludwig Uhland, „Die Rakete und der Kater“ von Joachim Ringelnatz, natürlich auch „Der Handschuh“ von Schiller, eine komödiantische Ballade. Bei uns soll an dem Abend der Humor nicht zu kurz kommen. Da gibt es auch die eine oder andere Slapstick- oder Zeitlupenszene. Uns ist es ganz wichtig, dass die Zuschauer auch mal lachen können. Es sind so grausame Sachen dabei – da würde man sonst erschlagen.

Sie tragen die Texte nicht nur vor ...

Leicht: Nein. Wir spielen die Balladen. Das soll ein sehr lebendiger, emotionaler Abend werden, nicht nur für uns. Wir hoffen, auch für das Publikum.

Sie sind zu zweit: Wer übernimmt was? Gibt es eine Rollenvertei-lung?

Leicht: Ja. Nicht aber, dass mein Kollege die Männerrollen und ich nur die Damenrollen spiele. Ich übernehme auch Männerrollen. Das hat den einfachen Grund, dass es viel mehr Männerrollen gibt in den Balladen. Der Andreas übernimmt zum Beispiel den Pudel in „Der tugendhafte Hund“ von Heine, ich spiele den schwarzen Kater von Ringelnatz. Wir spielen sozusagen Hund und Katz.

Schlüpfen Sie auch in verschiedene Kostüme?

Leicht: Ja. Wir haben auch eine Kostümbildnerin, Uschi Haug, die zur Premiere kommen will, wenn sie es zeitlich schafft. Sie ist viel beschäftigt an großen Bühnen. Es gibt offene Umzüge auf der Bühne. Die Kostüme sind mehr dem Inhalt angepasst und nicht der Entstehungszeit. Alles ist sehr schlicht: die Kostüme und das Bühnenbild.

Was ist Ihre Lieblingsballade?

Leicht: „Der Taucher“ von Schiller. Ich werde ihn auch vortragen. Mein Kollege? Er hat zwei: „Des Sängers Fluch“ und „Die Bürgschaft“ von Schiller. Die Ballade steht am Schluss, ganz bewusst wegen des Zitats: „Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der dritte“. Es ist uns wichtig, dass das Publikum wie unser Partner ist. Wir wollen die Zuschauer einladen, mit uns den Abend zu erleben. Diese Aufforderung soll den ganzen Abend sichtbar sein. „Die Bürgschaft“ ist eine ganz starke Ballade über Freundschaft und Liebe. Liebe und Freundschaft sind stärker als jede Tyrannei in der Welt. Diese Botschaft wollen wir dem Publikum mitgeben. Interview: Veronika Krull

Der Balladenabend findet am Donnerstag, 23. März, um 20 Uhr im Oberstdorf-Haus statt. Karten gibt es in der Tourist-Info im Oberstdorf-Haus, Telefon 08322/700-2100 und im Medien-Shop des Allgäuer Anzeigeblatts in Immenstadt, Telefon 08323/802-150.

Zur Person:

Isabella Leicht wurde 1973 in München geboren. Leicht lebte zwischen 1987 und 1990 in Saudi-Arabien. Von 1994 bis 1997 besuchte sie die Schauspielschule Gmelin in München. Leicht arbeitet als Schauspielerin, Sprecherin, Regisseurin und Autorin. So schreibt sie seit drei Jahren Drehbücher für „Die Rosenheim-Cops“. Sie lebt mit ihrer Familie in Landsberg.

Andreas Joachim Hertel wurde 1969 in Stuttgart geboren. Er absolvierte seine Schauspielausbildung in München. Engagements beim Landestheater Dinkelsbühl und beim Landestheater Burghofbühne in Dinslaken schlossen sich an. Von 2006 bis 2009 gehörte er zum Ensemble des Valentin-Karlstadt-Theaters in München. Hertel hat auch in einer Reihe von Filmen mitgewirkt.

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