Nein, es ist keine Reisegruppe, die Halt macht beim Gasthof Adler im Oberallgäuer Weitnau. Der Bus gehört dem Landkreis und hat eine wichtige Fracht an Bord: 70 Corona-Impfdosen. Heute sollen Bürger aus Weitnau und dem Nachbarort Missen-Wilhams ihre Erstimpfung bekommen.
Corona-Impfung: Wer in Weitnau an der Reihe war
„Alle Menschen mit höchster Priorität, die geimpft werden wollten, haben wir jetzt durch“, sagt Lisa Lerpscher, Mitarbeiterin in der Verwaltungsgemeinschaft Weitnau. An diesem Nachmittag bekommen im Gasthof Adler sogar schon 30 Personen aus der zweithöchsten Prioritätsgruppe ihre erste Impfung, sagt Christian Bader, örtlicher Einsatzleiter des mobilen Impfzentrums Oberallgäu: „Das sind meist Ehepartner, deren Mann oder Frau schon über 80 ist.“ Der Bus wurde so umgebaut, dass auch ohne Probleme im Fahrzeug selbst geimpft werden könnte. Doch das sei bislang fast nie nötig gewesen: „Wir nutzen jeweils Räume vor Ort“, sagt Bader. In Weitnau wird im Saal des Gasthauses Adler geimpft. „Für die älteren Leute ist das besser, dort ist es ebenerdig. Dadurch geht es auch schneller“, sagt Markus Cecco, der Fahrer des Impfbusses. In Zukunft hat das Impfteam um Christian Bader vor, auch abgelegenere Ortsteile anzusteuern: „Da werden wir wohl auch im Bus impfen, da dort meist keine größeren Räume zur Verfügung stehen.“ (Lesen Sie auch: Impfen - jetzt kommen die über 70-Jährigen an die Reihe)
Allgäuer Rentner hat Bedenken bei Astrazeneca
Ob im Bus oder im Gasthof, Hauptsache vor Ort: „Das ist einfach gut für uns, wir müssten sonst bis nach Sonthofen fahren“, sagt der 79-jährige Karl Tillmann. Von seinem Wohnort Kleinweiler-Hofen sind es etwa 40 Kilometer in die Kreisstadt. Wegen des umstrittenen AstraZeneca-Impfstoffs, der in Weitnau gespritzt wird, habe er schon gewisse Bedenken, sagt der Rentner. Da er und seine Frau aber Risikopatienten seien, freue er sich dennoch auf die Impfung: „Dann können wir hoffentlich wieder unsere Enkelkinder sehen.“
Die 79-jährige Hilde Wedig macht sich wegen AstraZeneca hingegen keine Sorgen: „Ich habe eh nichts mehr zu verlieren“, sagt sie und lacht. Sie hatte sich telefonisch für eine Impfung registriert. Am Tag vor dem Termin habe sie dann einen Anruf von der Weitnauer Gemeindeverwaltung bekommen, erzählt Hilde Wedig: „Mein Mann und ich haben uns da sehr gefreut, so müssen wir nicht so weit fahren.“ Die Gemeinden haben laut Bader Zugriff auf die bayerische Impfsoftware. In Verbindung mit den Einwohnermeldelisten könnten die Kommunen sehen, wer sich bereits registriert hat und wer noch nicht, aber für eine Impfung infrage kommt. Diese Bürger rufen die Mitarbeiter dann an und laden sie zum Impftermin ein. „Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Entweder wurde die Person schon geimpft, die Person möchte nicht geimpft werden, oder sie freut sich, dass sich jemand meldet, da sie sich nicht selbst online registrieren konnte“, sagt Bader.
Bürger wissen erst kurz vorher, was geimpft wird
Erst vor Ort werden die Impflinge darüber informiert, welches Vakzin sie bekommen: „Zehn Bürger wollten nicht mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden“, sagt Christian Bader. Darauf sei das Impfteam vorbereitet: „Wir haben Reservelisten mit Bürgern der nächsten Prioritätsstufe, die dann kurzfristig nachrücken.“ Somit blieb kein Tropfen übrig.
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