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In Allgäuer Kliniken ist Corona immer noch Thema

Pandemie

In Allgäuer Kliniken ist Corona immer noch Thema

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    Auch im Klinikum Kempten nimmt die Zahl der Corona-Patienten ab. Alle Probleme sind dennoch nicht gelöst.
    Auch im Klinikum Kempten nimmt die Zahl der Corona-Patienten ab. Alle Probleme sind dennoch nicht gelöst. Foto: Ralf Lienert (Archivbild)

    Keine Masken mehr beim Einkaufen, Zugangsbeschränkungen und Testnachweise sind größtenteils passé, in den Nachrichten spielt Corona nur noch eine Nebenrolle. Gefühlt ist die Pandemie für viele Allgäuerinnen und Allgäuer schon fast vorbei. Doch wie sieht es in den Krankenhäusern in der Region aus? Und wie bereiten sich die Kliniken auf den Herbst vor? Denn nach Ansicht von Experten ist eines klar: Die Fallzahlen werden dann wieder steigen.

    „Ich würde nicht sagen, dass Corona kein Thema mehr ist“, sagt Dr. Marcus Koller, Ärztlicher Direktor des Kaufbeurer Klinikums. Trotzdem spricht er von einer gewissen Entspannung, die sich in den Krankenhäusern bemerkbar mache. Mitte der Woche wurden in Kaufbeuren sechs Corona-Patienten auf der Normalstation behandelt, auf der Intensivstation kein einziger.

    "Nebenbei" ein positiver Corona-Test

    Ähnlich ist die Situation beim Klinikverbund Allgäu. Zu Beginn der Woche wurden in den sechs Häusern in Kempten, Immenstadt, Sonthofen, Oberstdorf, Ottobeuren und Mindelheim insgesamt 18 Covid-Patienten versorgt, drei davon auf der Intensivstation. Dabei spielt Corona oft „nur eine untergeordnete Rolle“, sagt Dr. Florian Wagner, Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin. Die Patienten befänden sich häufig wegen anderer Probleme in der Klinik und hätten „nebenbei“ noch einen positiven Test. Als Beispiel nennt Wagner einen Patienten mit einer Unterschenkelfraktur, dessen obligatorischer Corona-Test bei der Aufnahme anschlug. Der Mann habe zwar nur milde Symptome, die Behandlung sei wegen der Hygienemaßnahmen dennoch aufwendig. Auf der anderen Seite gebe es Patienten mit einer chronischen Lungenerkrankung, die sich zusätzlich mit Corona infiziert hätten und deren Lungenfunktion durch die Corona-Symptome massiv eingeschränkt sei.

    Laut Maximilian Mai, Vorstand des Memminger Klinikums, sind es derzeit am ehesten die Schutzmaßnahmen wie Masken und die Tests von Mitarbeitern, Patienten und Besuchern sowie die Isolation von bestätigen Fällen, die den Tagesablauf beeinträchtigten. Dazu komme, dass es wegen der vielen in der Pandemie verschobenen Eingriffe noch immer einen Operationsstau gebe. „Formale Einschränkungen zum Freihalten von Betten oder Verbote bestimmter Behandlungen existieren derzeit aber nicht“, sagt der Memminger Klinik-Vorstand. Außerdem fielen nicht mehr so viele Beschäftigte wegen einer Corona-Infektion aus.

    Ärztlicher Direktor: „Die altbekannten Probleme“

    Von einer Entlastung in dieser Hinsicht berichtet auch Koller: Zu Hochzeiten seien teils zehn Prozent der gesamten Belegschaft ausgefallen, in einzelnen Bereichen sogar 30 Prozent. So gravierend sei die Situation jetzt nicht mehr. Aber: „Leider zeigt sich momentan, dass mit der allmählichen Rückkehr der Normalität in den Krankenhäusern auch die altbekannten Probleme wiederkommen: Heillose Überbürokratisierung, Regelungswut und ökonomischer Druck machen den eigentlich wunderschönen Beruf als Arzt oder Pflegekraft doch für viele Mitarbeiter zunehmend unattraktiv.“

    Der Kaufbeurer Mediziner ist sich außerdem sicher: „Im Herbst werden die Inzidenzen wieder steigen.“ Wie sich das auf die Kliniken auswirke, sei aber noch völlig unklar. „Die große Frage ist, welche Variante bis dahin vorherrscht und wie krankmachend sie ist.“ Er hofft, dass eine mögliche neue Welle nicht mehr so massiv ausfällt, wie es bei der Delta-Variante der Fall war. „Am Anfang ist ein völlig neues Virus auf eine ungeimpfte Bevölkerung getroffen“, sagt Koller. Jetzt seien schon viele Menschen geimpft, genesen oder sogar beides.

    Vorbereitet auf den Herbst sind die Allgäuer Kliniken nach eigenen Angaben jedenfalls: „Die Pandemiepläne liegen, wie in den letzten zwei Jahren, in der Schublade. Sie und können jederzeit und je nach Situation wieder aktiviert werden“, sagt Wagner. Von der Politik erhofft er sich mehr und stringentere Aufklärung über die Impfung. Denn diese sei „der beste Weg, um sich gegen das Virus zu schützen“. Und auch Koller fordert: „Impf- und Testzentren müssen in ausreichendem Umfang vorgehalten beziehungsweise bei Bedarf schnell wieder hochgefahren werden können.“

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