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In Fitnessstudios im Allgäu: Senioren sind besonders treu und motiviert fürs Training

Power-Senioren

In Allgäuer Fitnessstudios sind "Silver Ager" besonders treu und motiviert

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    Fit und fleißig: Viele Senioren trainieren in den Allgäuer Fitnessstudios. Das Ehepaar Wolfgang (im gelben Shirt) und Theresia Kuba ertüchtigt sich bis zu drei Mal die Woche im „Injoy“ in Kempten. Geschäftsführer Harald Gries (Mitte) hat den beiden schon viele Tipps gegeben.
    Fit und fleißig: Viele Senioren trainieren in den Allgäuer Fitnessstudios. Das Ehepaar Wolfgang (im gelben Shirt) und Theresia Kuba ertüchtigt sich bis zu drei Mal die Woche im „Injoy“ in Kempten. Geschäftsführer Harald Gries (Mitte) hat den beiden schon viele Tipps gegeben. Foto: Martina Diemand

    Wenn Kraftpaket Wolfgang Kuba die Hanteln stemmt, können es viele kaum glauben: Der fitte Senior ist 82 Jahre alt. Bis zu drei Mal pro Woche trainiert er mit seiner Frau Theresia (68) im Fitnessstudio „Injoy“ in Kempten. „Unser Ziel ist, die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit auch im Alter zu erhalten“, sagt der Diplom-Ingenieur. Dafür hängen sich die Kubas so richtig rein. Rudergerät, Rückengymnastik, elektronisch gesteuertes Zirkeltraining oder eben – ganz klassisch – Gewichte stemmen: „Jeder macht das, wozu er Lust hat. Manchmal sehen wir uns für eineinhalb Stunden nicht“, erzählt Theresia Kuba schmunzelnd.

    Fitnessstudios im Allgäu: Gesundheitssport bei vielen Mitgliedern immer wichtiger

    Dass die beiden voller Tatendrang sind, hängt auch mit der Corona-Krise zusammen. Insgesamt zehn Monate hatten Fitnessstudios in Bayern geschlossen. „Das war hart für uns“, verrät das Ehepaar: „Mit anderen Leuten und ausgebildeten Trainern zu trainieren, ist doch etwas ganz anderes, als seine Übungen zu Hause im stillen Kämmerchen zu machen.“ Die Kubas sind kein Einzelfall. Freizeit- und Gesundheitssportler über 60 Jahren bilden etwa ein Drittel der 2000 Mitglieder im „Injoy“. Ähnlich hoch ist ihr Anteil auch in anderen Studios in der Region. Die Allgäuer Senioren gelten damit als besonders fitnessbegeistert.

    Im bundesweiten Schnitt stellt die Altersklasse Ü60 nur zwölf Prozent aller Mitglieder, wie der „Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen“ (DSSV) mitteilt. „Bei uns haben viele erkannt, dass regelmäßiges Training der beste Schutz vor dem Altersheim ist“, sagt „Injoy“-Geschäftsführer Harald Gries. Einen weiteren Grund nennt Tobias Stegherr von der „Fit & Fun Factory“ mit Studios in Kempten, Durach und Memmingen: „Wer im Allgäu lebt, will auch im fortgeschrittenen Alter fit bleiben für Bergtouren, Skifahren oder Langlaufen.“

    (Lesen Sie auch: Allgäuer nehmen in der Pandemie 500 Tonnen zu: Was gegen die Corona-Kilos hilft)

    In der Fitness-Branche gilt ein hoher Anteil an „Silver Agern“ als Glücksfall. „Senioren sind motiviert und zielstrebig und bleiben ihrem Studio treu“, sagt DSSV-Sprecher Alexander Wulf. Das sei für die Betreiber derzeit besonders wichtig: „Zehn Monate Schließung gingen an unserer Branche nicht spurlos vorbei.“ Um 1,9 Millionen sank die bundesweite Mitgliederzahl allein im ersten Corona-Jahr 2020. Erstmals seit mehreren Jahren verringerte sie sich auf unter zehn Millionen. Auch im Allgäu verzeichnen Studios teilweise Mitglieder-Rückgänge. Eine Zielgruppe bleibt jedoch buchstäblich bei der Stange: „Unsere Power-Senioren geben uns Kraft“, sagt Tobias Stegherr, der sich jeden Morgen freut, wenn bereits die ersten Senioren voller Tatendrang „auf der Matte stehen“. Vor Kurzem habe sich eine 87-Jährige neu angemeldet.

    Fitnessstudios im Allgäu im Wandel: „Wir sind keine Mucki-Bude“

    Zu früheren Zeiten war das undenkbar, erinnert sich Wolfgang Kuba: „In den 70er oder 80er Jahren war Bodybuilding angesagt – und das war nur was für die Jungen.“ Heutzutage sind hochwertige Studios viel breiter aufgestellt. Zu ihrem Angebot zählen auch Kurse wie beispielsweise Pilates, Faszien-Training, Yoga, Zumba oder Wirbelsäulengymnastik. „Wir sind keine Muckibude, sondern Problemlöser“, beschreibt Lukas Hiemer vom Sportstudio in Füssen das Selbstverständnis. „Wir sehen uns als Gesundheitsdienstleister.“ Bis vor Kurzem trainierte in diesem Sportstudio sogar ein 100-Jähriger.

    Auch im „Finest Fitness“ in Lindenberg (Westallgäu) wird der Gesundheitsaspekt betont: „Ab 30 Jahren beginnt der Muskelabbau im Körper. Wer schlau ist, unternimmt rechtzeitig etwas dagegen. Doch auch im vorangeschrittenen Alter kann man mit zwei, drei Mal Training pro Woche tolle Erfolge erzielen und beispielsweise das Gewicht reduzieren“, sagt Betreiber Thomas Böck. Neben dem Training ist zahlreichen Senioren auch der soziale Kontakt wichtig, berichtet der frühere Profi-Boxer Ali Celik vom „Dynamic Gym“ in Kempten. „Die freuen sich, wenn sie mit den Jüngeren ins Gespräch kommen. Dann wird beispielsweise über die jüngsten Boxkämpfe gefachsimpelt oder über Trainingsmethoden diskutiert.“

    Mittlerweile gehört im „Dynamic Gym“ auch eine Seniorin zu den Mitgliedern, der Celik viel zu verdanken hat: seine frühere Grundschullehrerin. „Ich bin stolz darauf, dass ich ihr heute etwas beibringen darf“, sagt der 34-Jährige.

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