Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Inflationsausgleichsprämie: Zahlen Allgäuer Firmen ihren Mitarbeitern 3000 Euro zusätzlich?

„Inflationsausgleichsprämie“

Zahlen Allgäuer Firmen ihren Mitarbeitern 3000 Euro zusätzlich?

    • |
    • |
    Viele Firmen finden die Idee der Bundesregierung grundsätzlich gut, den Mitarbeitern in Inflationszeiten einen Bonus zu zahlen. Allerdings sehen sich längst nicht alle dazu in der Lage. Sie argumentieren mit der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation.
    Viele Firmen finden die Idee der Bundesregierung grundsätzlich gut, den Mitarbeitern in Inflationszeiten einen Bonus zu zahlen. Allerdings sehen sich längst nicht alle dazu in der Lage. Sie argumentieren mit der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Situation. Foto: Ralf Lienert (Symbolbild)

    3000 Euro zusätzlich zum Gehalt: Diese Summe sollen Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern freiwillig zahlen. Das hat die Bundesregierung in ihrem dritten Entlastungspaket vorgeschlagen. „Inflationsausgleichsprämie“ nennt sie das. Im Allgäu gibt es Firmen, die den Bonus zahlen wollen. Andere reagieren zurückhaltend.

    Bis Ende 2024 ist der Bonus steuer- und sozialversicherungsfrei, haben Bundestag und Bundesrat auf Vorschlag der Bundesregierung beschlossen. Dieses Zeitfenster will etwa die Firma Anwander nutzen, die im Bereich Brandschutz, Arbeitssicherheit und Gesundheitsmanagement tätig ist. Die knapp 50 Mitarbeiter am Standort in Sulzberg (Landkreis Oberallgäu) erhalten das Geld gestaffelt: 1500 Euro kommendes Jahr, 2024 die anderen 1500 Euro. „Für uns war schon früh klar, dass wir den Inflationsbonus zahlen wollen und wir hatten nur noch auf den endgültigen Beschluss aus Berlin gewartet“, heißt es aus dem Unternehmen. „So können wir unseren Mitarbeitern in diesen schwierigen Zeiten helfen.“

    IHK-Regionalvorsitzende: Geld fließt "im Rahmen der Möglichkeiten"

    Das sieht auch Andrea Thoma-Böck so. Sie leitet nicht nur mit ihrer Schwester ein Industrieunternehmen in Heimertingen, sondern ist auch Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Memmingen-Unterallgäu. Wann ihre etwa 150 Mitarbeiter das Geld bekommen und in welcher Höhe, stehe derzeit noch nicht fest – aber das Unternehmen zahle „im Rahmen seiner Möglichkeiten“. Wahrscheinlich in Tranchen – „die erste aber noch dieses Jahr“.

    Das mit dem Inflationsbonus verbundene Ziel sei grundsätzlich richtig, ergänzt die Unternehmerin: „Die Prämie kann relativ kurzfristig ausbezahlt werden, der Staat trägt seinen Teil dazu bei und die Arbeitgeber können selbst entscheiden, ob sie die Zahlung leisten.“ Gerade dieser Punkt sei der regionalen Wirtschaft wichtig, „denn nicht jedes Unternehmen ist aktuell in der Lage, 3000 Euro zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn aufzubringen“, sagt Thoma-Böck. Die Firmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen litten massiv unter hohen Energiepreisen und steigenden Arbeitskosten.

    Gerade Firmen aus der Metall- und Elektrobranche sind noch aus einem anderen Grund zurückhaltend. Denn wenn der am vergangenen Freitag zwischen Arbeitgeberverband und Gewerkschaft in Baden-Württemberg beschlossene Pilotabschluss auch für Bayern übernommen wird, kommen sowieso einmalig 3000 Euro pro Mitarbeiter auf die Unternehmen als Einmalzahlung zu – neben der Gehaltserhöhung von 5,2 Prozent ab Juni 2023 und weiteren 3,3 Prozent ab Mai 2024.

    „Die Bereitschaft zum Zahlen des Inflationsbonus im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten ist aber grundsätzlich da“, berichtet Thoma-Böck aus einer Regionalversammlung der Industrie- und Handelskammer. Für die Firmen wäre es allerdings wichtig, dass die Gas- und Strompreise endlich wieder sinken, „Da sehe ich die Politik auf europäischer Ebene in der Pflicht. Denn wer in Not ist, kann natürlich auch den Inflationsbonus nicht zahlen.“

    Handwerkskammerpräsident: "Belohnung für Mitarbeiter"

    „Ein gutes Werkzeug zur Personalbindung und zur Belohnung der Mitarbeiter“ sieht auch der Präsident der Handwerkskammer Schwaben, Hans Peter Rauch, im Inflationsbonus. Der könne die Folgen der Preissteigerung dämpfen, „doch gerade kleine Betriebe und gebeutelte Branchen haben vielfach nicht die finanzielle Luft, um Prämien zu zahlen“. Dazu zähle gerade das Lebensmittelhandwerk vom Bäcker bis zum Metzger – eben alle, die viel mit Wärme oder Kälte arbeiteten und so unter den Energiekosten besonders litten. „Da macht es uns die Politik nicht einfach“, sagt Rauch, der selbst eine Metzgerei in Waltenhofen (Landkreis Oberallgäu) betreibt.

    Kritik an der Boni-Initiative kommt auch vom Bund der Selbstständigen (BDS): Die Bundesregierung habe eine hohe Erwartungshaltung zulasten der Firmen geschaffen. Das gefährde nicht nur den Frieden in den Betrieben, sondern könne auch dazu führen, dass Personal abwandert: Von Firmen, die nicht zahlen, zu solchen, die sie sich leisten können, sagt die bayerische BDS-Präsidentin Gabriele Sehorz. Dieses Problem sieht Handwerkskammerpräsident Rauch indes nicht: „Gute Leute werden so oder so umgarnt – auch ohne den Inflationsbonus.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden