Neuer Foodtrend?

Essen wir bald alle Grillen, Würmer und Co.? Das sagt eine Vorarlberger Insektenköchin dazu

Die Köchin Anja Sieghartsleitner aus Sulz in Vorarlberg bietet bereits seit ein paar Jahren Kochkurse an, in denen sie Insekten verwendet. Wie sie die Zulassung weiterer Insekten in Lebensmitteln in der EU einschätzt.

Die Köchin Anja Sieghartsleitner aus Sulz in Vorarlberg bietet bereits seit ein paar Jahren Kochkurse an, in denen sie Insekten verwendet. Wie sie die Zulassung weiterer Insekten in Lebensmitteln in der EU einschätzt.

Bild: Anja Sieghartsleitner, Philipp Mueck

Die Köchin Anja Sieghartsleitner aus Sulz in Vorarlberg bietet bereits seit ein paar Jahren Kochkurse an, in denen sie Insekten verwendet. Wie sie die Zulassung weiterer Insekten in Lebensmitteln in der EU einschätzt.

Bild: Anja Sieghartsleitner, Philipp Mueck

Die EU-Zulassung für weitere Insekten in Lebensmitteln bringt die Frage auf: Kommt da ein neuer Foodtrend? Eine Köchin aus der Region schätzt die Lage ein.
25.01.2023 | Stand: 11:18 Uhr

In einigen Ländern und Kulturen essen Menschen bereits seit jeher Insekten. In Europa hingegen haben es die Krabbeltierchen noch kaum auf die Speisepläne geschafft. Doch das könnte sich bald ändern. Eine neue EU-Regelung ermöglichte nun die Zulassung weiterer Insekten auf dem europäischen Lebensmittelmarkt. Bislang waren nur Mehlwürmer und Wanderheuschrecken zugelassen. Jetzt auch Hausgrillen und ab Donnerstag, 26. Januar, Larven des Getreideschimmelkäfers. Weitere Zulassungsanträge sollen folgen.

Bahnt sich also ein neuer Foodtrend an? Wie die Entwicklung einzuschätzen ist, verrät uns Anja Sieghartsleitner. Sie betreibt ein Kochstudio im Vorarlberger Sulz und experimentiert bereits seit einigen Jahren mit Insekten in der Küche.

Insekten in Lebensmitteln: Züchtung nachhaltiger und klimaverträglicher als die anderer Tiere

Die Köchin freue sich über die weiteren Zulassungen, sagt sie. "Insekten sind hochwertige Lebensmittel mit vielen Proteinen, ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen." Sie seien eine sehr gute Ergänzung in der menschlichen Ernährung. Und außerdem sei die Züchtung der Tierchen deutlich nachhaltiger und klimaverträglicher als die anderer Tiere.

Doch damit der Verzehr von Insekten in Europa zur Normalität wird, bedürfe es noch einiger Aufklärungsarbeit, sagt Sieghartsleitner. Denn bislang seien Lebensmittel aus Mehlwürmern, Grillen und Co. nur ein äußerstes Nischenprodukt. Zwar haben wohl schon die meisten Menschen davon gehört, doch wissen nur die wenigsten, welche Vorteile die Verarbeitung von Insekten in der Küche mit sich bringt. "Da haben wir noch viel Arbeit zu leisten", sagt die Vorarlberger Köchin.

Werden Insekten zum neuen Vegan? "Sind noch ein Nischenprodukt"

Eine gewisse positive Entwicklung hin zu Insekten sei schon zu erkennen, doch noch auf einem sehr niedrigen Niveau. "Es gibt einen allgemeinen Trend zu einer gesunden Ernährung", sagt Sieghartsleitner. In dem Zuge setzten sich inzwischen auch einige mit Insekten als Nahrung auseinander. Es gebe durchaus beispielsweise Veganer oder Vegetarier, die aber auch Grillen oder Würmer zu sich nehmen - Entotarier genannt (aus griechisch "Ento-" für Insekten). Doch dass ein Insektentrend in naher Zukunft Trends wie die vegane Ernährung ablöst, glaubt die Köchin nicht. (Lesen Sie auch: Werden in Allgäuer Restaurants genug vegane Gerichte angeboten?)

Viele Menschen ekeln sich beim Gedanken an eine geröstete Grille oder einen gegrillten Mehlwurm. Sie können sich kaum vorstellen, jemals ein Insekt zu essen. Laut Sieghartsleitner sei das aber eine reine Kopfsache. Der Ekel vor Insekten sei "ein sozial gelerntes Verhalten, dass wir schon als Kinder lernen". Aber wenn man sich einmal genauer mit den Insekten auseinandersetze, sich ansehe, was sie fressen, wie sie gezüchtet und getötet werden, sei im Grunde nichts Ekelerregendes mehr daran.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Zulassung neuer Insekten in der EU lesen Sie hier.