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Italienischer Petrusbruder steckte 26 Menschen in Priesterseminar in Wigratzbad an

Corona-Ausbruch bereits im Februar

Italienischer Petrusbruder steckte 26 Menschen in Priesterseminar in Wigratzbad an

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    Corona im Priesterseminar im Westallgäu: In Wigratzbad baute die Petrusbruderschaft Ende der 1980er Jahre ein Priesterseminar. Aktuell besuchen es etwa 70 junge Männer.
    Corona im Priesterseminar im Westallgäu: In Wigratzbad baute die Petrusbruderschaft Ende der 1980er Jahre ein Priesterseminar. Aktuell besuchen es etwa 70 junge Männer. Foto: Petrusbruderschaft

    In der Priesterbruderschaft St. Petrus in Wigratzbad im Westallgäu haben sich bereits vor vier Monaten 26 Mitglieder mit dem Corona-Virus infiziert. Das wurde erst jetzt bekannt, als das Landratsamt erstmals die Zahl der Corona-Fälle pro Gemeinde veröffentlichte und die hohe Quote in der Gemeinde Opfenbach auffiel. Nach Recherchen der Lindauer Zeitung geht diese auf den Ausbruch im Priesterseminar zurück.

    Bisher hatte die Behörde nur Infektionszahlen für den Landkreis, aber keine gemeindebezogenen Daten veröffentlicht – mit Verweis auf „Persönlichkeitsrechte“. Nicht betroffen vom Corona-Ausbruch in Wigratzbad war die Gebetsstätte. Das erklärt deren Direktor Nikolaus Maier.

    Corona-Infektionen: Gastpriester kam aus Rom über Bergamo ins Westallgäu

    Das Priesterseminar der Petrusbruderschaft Wigratzbad befindet sich neben der markanten, zeltförmigen Sühnekirche Wigratzbad. Es ist Ausbildungsstätte der 1988 in der französischen Schweiz gegründeten Petrusbruderschaft. Laut Markus Reiner, Sprecher der Bruderschaft, traf heuer in Wigratzbad am 29. Februar ein Gastpriester aus Rom ein, der auf seiner Anreise noch einen Stopp bei seiner Familie in Bergamo eingelegt hatte.

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    Als er eine Woche später mit Corona-Symptomen erkrankte, habe er sich sofort in Selbstisolation begeben. Ein positives Testergebnis, das Tage danach eintraf, bestätigte seine Vermutung. Weitere Tests belegten die Ausbreitung des Virus unter den Petrusbrüdern: 21 Studenten und fünf Priester hatten sich angesteckt. Das ist nicht erstaunlich, leben die Männer doch unter einem Dach, sie essen zusammen und verbringen viel Zeit mit gemeinsamem Gebet.

    Wigratzbad/Opfenbach bei Hergatz: Ganzes Priesterseminar fünf Wochen in Isolation

    „Das Priesterseminar hat sich in Selbstisolation begeben, noch bevor die behördliche Anweisung kam“, erklärt Markus Reiner. Bis zum 12. April befand sich das gesamte Haus, in dem zu diesem Zeitpunkt 70 Seminaristen und zehn Priester lebten, in Quarantäne. Die Männer kümmerten sich selbst ums Kochen, Waschen und Putzen, weil auch die Angestellten das Haus nicht betreten durften. „Man hat ihnen die Lebensmittel vor die Tür gestellt“, sagt Reiner. Der Lehrbetrieb sei in dieser Zeit weitgehend eingestellt, gewesen. Nach seinem Eindruck – auch der Sprecher hatte keinen Zugang zum Haus – sei die Stimmung unter den Betroffenen während der fünfwöchigen Isolation „relativ gut“ gewesen.

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    Bei den meisten der Erkrankten verlief die Infektion leicht, ein Seminarist, der gelernter Krankenpfleger ist, kümmerte sich um sie. Drei Petrusbrüder mussten für einige Tage ins Krankenhaus. Etwas länger als die anderen habe der 43-jährige Gastpriester aus Rom mit der Erkrankung zu kämpfen gehabt.

    Petrusbrüder betonen: Keine Gefahr für Kirchenbesucher

    In der Sühnekirche waren ab der Selbstisolation keine Petrusbrüder mehr zu sehen, die sonst dort auch Gottesdienste halten und besuchen. „Es gab keinerlei Gefahr für Besucher der Kirche“, betont Nikolaus Maier, Direktor der Gebetsstätte. Allerdings sprach sich der Corona-Ausbruch offenbar unter Gläubigen herum, was zu Verunsicherung geführt habe, sagt Maier. „Aber dann wurden ja eh bald die Kirchen geschlossen.“

    In der Diözese Augsburg waren zwischen 16. März und 3. Mai keine Gottesdienste zugelassen. Das Studienjahr der Seminaristen in Wigratzbad hat sich wegen des Corona-Ausbruchs nach hinten verschoben. Seit Kurzem sind sie in den Ferien, die bis Mitte September dauern.

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