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„Jeder Ire fühlt sich als Musiker“

Garvey:

„Jeder Ire fühlt sich als Musiker“

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    Den Schlusspunkt bei den Königswinkel-Open-Airs am Festspielhaus Füssen setzt der irische Sänger Rea Garvey. Vor dem Konzert sprachen wir mit dem 46-jährigen Sänger und Gitarristen unter anderem über die Frage, warum Irland so viele Popstars hervorbringt.

    Mister Garvey, Sie sind auf Ihrer Sommer-Tour mit dem aktuellen Album „Neon“ unterwegs. Darauf befinden sich 14 neue Songs. Wie ist es für jemanden wie Sie, der so viele Songs schreibt, am Ende ein paar davon für ein neues Album auswählen zu müssen?

    Ja, ich schreibe wirklich viel.(lacht)Vor jedem Album sind es bestimmt 60 bis 70 Songs. Ich schreibe sie, lass sie dann liegen und nehme sie mir wieder vor. Und so langsam kristallisieren sich dann meine Favoriten heraus. Am Ende bleiben dann vielleicht 20 Songs übrig, und aus denen suche ich dann die besten aus.

    Gibt es ein zentrales Thema bei den Songs auf der CD Neon?

    Das Album sollte zunächst eigentlich Blacklight heißen. Also Schwarzlicht. Das ist das Licht in den Discos, wo man nur die hellen, weißen Dinge sieht. Ich fand, das war ein gutes Bild, weil es in den Texten darum geht, Dinge anders zu sehen, als man sie normal sieht oder einmal gesehen hat. Einfach einmal die Perspektive zu wechseln.

    Die Perspektive auf etwas Bestimmtes?

    Nehmen wir Dublin. Viele Leute lieben die Stadt und sehen die schönen Plätze. Und ich liebe Dublin auch, aber es ist nicht mehr die gleiche Stadt wie früher, als ich dort gelebt habe. Facebook und Google haben das Stadtbild verändert. Die sind sicherlich gut für Jobs, aber vieles ist nicht mehr so schön, wie es einmal war. Wahrscheinlich sehe ich die Stadt jetzt aus einer anderen Perspektive.

    Sie kommen aus Irland, einem Land mit knapp fünf Millionen Einwohnern und sehr vielen großen Musikern. Wie schafft es Irland, so viele Popstars hervorzubringen?

    Ja, es ist schon faszinierend, wenn man darüber nachdenkt. Ich weiß nicht, in Irland wird einfach überall gesungen, alle machen Musik. Es ist echt schwer, sich in Irland als Musiker zu outen, weil alle dann nur mit der Schulter zucken und fragen: „Und, was machst du sonst so?“ Denn jeder Ire empfindet sich als Musiker. Das ist nichts Besonderes. (lacht)

    Sie haben sich musikalisch über die Jahre sehr verändert. Gibt es Einflüsse, die besonders auf Sie wirken?

    Am Anfang meiner Karriere habe ich viel kopiert – bis ich gemerkt habe, was ich will. Es ist wichtig, dass man sich selbst findet. Wenn man kopiert, verliert man Platz für sich selbst. Von daher höre ich auf das, was aus mir herauskommt.

    Sie haben in kurzer Zeit sehr viele Hits gehabt. Ist es da schwer, eine Setlist für die Konzerte zusammenzustellen, weil das Publikum vielleicht Bestimmtes immer erwartet?

    Ich denke nie darüber nach, dass die Leute bestimmte Songs hören wollen. Ich denke eher darüber nach, was mir Spaß machen würde, und natürlich auch, was dem Publikum bestimmt gefällt. Aber ich sage mir nicht: Das und das musst du spielen. Es ist eher so, dass man im Probenraum merkt, was gut funktioniert, und dann machen wir das live.

    Neben Ihrer eigenen Karriere sind Sie seit vielen Jahren als Coach bei „The Voice of Germany“ aktiv. Was reizt Sie an der Aufgabe?

    Ich glaube, ich bin der schlimmste Coach. Ich umgebe mich gerne mit Musikern. Gerade junge Musiker haben etwas Magisches, und ich will das miterleben, dabei sein. Und ich will ihnen helfen, aus dem, was sie haben, etwas Besonderes zu entwickeln. Mir ist das wirklich wichtig. Deshalb bin ich da auch sehr ehrlich, aber immer auf eine konstruktive Art.

    Interview: Christian Mörken

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