Karthalle Kaufbeuren

Es läuft rund - Seit 25 Jahren gibt es die Karthalle Kaufbeuren

Kuhfeuerwerk

Karts, Partys, Messen und Konzerte: In der Karthalle fand auch schon das Kuhfeuerwerk statt.

Bild: Mathias Wild (Archivbilder)

Karts, Partys, Messen und Konzerte: In der Karthalle fand auch schon das Kuhfeuerwerk statt.

Bild: Mathias Wild (Archivbilder)

Die Karthalle Kaufbeuren ist 25 Jahre alt geworden – coronabedingt leise und ohne Feier. Aber Inhaber Josef Scheibel hat neue Pläne, um bald wieder Gas zu geben.
01.02.2022 | Stand: 18:31 Uhr

1995 feierte Michael Schumacher seinen zweiten Titel in der Formel 1 und löste einen Motorsportboom aus. Keine schlechte Zeit, um eine Karthalle zu eröffnen. Denn das tat Josef Scheibel vor einem Vierteljahrhundert im Kaufbeurer Gewerbegebiet: „Der Neubau war zunächst nur für das Kartfahren konzipiert“, erzählt der Inhaber. Inzwischen hat die Einrichtung eine lange Geschichte hinter sich, in der ein Zombie und ein Finanzstaatssekretär, Braunvieh oder ein Weltmeister eine Rolle spielen.

500 Quadratmeter zum Austoben

Doch zunächst brummten täglich die Karts über die 5000 Quadratmeter große Bahn. Das lockte nicht nur Sportfans an, sondern auch Firmen und Privatleute. Die nutzten das Ganze als sportliche und gesellschaftliche Abwechslung zur Teambildung oder zum Vergnügen. Um die Jahrtausendwende beantragte Scheibel eine Nutzungserweiterung: „Wir waren seinerzeit die erste vom DMSB zertifizierte Indoor-Motorsporthalle in Deutschland“, erklärt er.

Auch das gab es: Bierkistenrennen in der Karthalle.
Auch das gab es: Bierkistenrennen in der Karthalle.
Bild: Mathias Wild

Deshalb waren nicht nur Karts, sondern bald auch Pocket-, Mini oder Pitbikes unterwegs. Besonders boomte aber Supermoto, bei dem auf modifizierten Motocross-Maschinen mit breiten Slics statt groben Stollenreifen gefahren und gedriftet wird. Der Sport lockte Koryphäen wie Weltmeister Bernd Hiemer (Leutkirch) oder der MotoGP-Fahrer Sandro Cortese (Berkheim) in die Halle. Aus der Kindergruppe gingen später die Mannschaftsvizeweltmeister Max Banholzer und Peter Banholzer (Blonhofen) hervor.

Konzert mit Streitaxt

Ende der 1990er Jahre erweiterte Scheibel die Hallennutzung erneut: Etwa seit 2003 gab es auch Partys, Konzerte und Messen. „Mit der Baggerparty der AZ haben wir angefangen. Als die Zeppelinhalle dicht gemacht wurde, haben wir auch noch Heavy Metal-Konzerte übernommen“, berichtet Scheibel. Amon Amarth, Avantasia, Hammerfall oder InExtremo bescherten der Halle einen neuen Klang. „Während der Heavy Rock ordentlich donnerte, schwang Mr. Lordi wahlweise die Streitaxt oder den Gummiknüppel, klappte seine Fledermausflügel aus oder zeigte mit dolchartigen Klauen ins Publikum“, berichtete die Allgäuer Zeitung von einem Konzert der finnischen Band von Tomi Putaansuu, der eine Vorliebe für Zombie-Kostüme hatte.

Begeisterte Fans beim Konzert von Amon Amarth.
Begeisterte Fans beim Konzert von Amon Amarth.
Bild: Mathias Wild

Und Scheibel ist auch noch in die Messebranche eingestiegen: „Auftakt war mit der Allgäu Tec.“ Danach folgten Umweltmesse, Gesundheitsmesse oder die Bauplus, die noch heuer stattfindet. Bei der MIR fuhr Staatssekretär Franz Pschierer in einem Fahrsimulator mal rückwärts auf der Autobahn. Oberbürgermeister Stefan Bosse, der den Versuch beobachtete, war amüsiert und fassungslos: „Nehmt dem Mann den Führerschein weg. Das geht doch so nicht.“ Zudem scheute sich Scheibel nicht, die Halle mit Stroh und Heu füllen zu lassen – beim „Kuhfeuerwerk“ waren vom Allgäuer Braunvieh bis zu Holsteinern alle Rassen vertreten.

Das Zweirad lernt fliegen

Und es gab die Motorradmesse. „Das war die einzige Messe, die ich selbst ausgerichtet habe“, erklärt Scheibel. 2014 stellte er die Veranstaltung aber ein: „Der Eventcharakter und das Drumherum waren jedoch gut“, sagt Scheibel. Dabei profitierte er von den Kontakten in die Szene und präsentierte Weltmeister und Spezialisten aus allen Motorradsportarten – das Zweirad lernte sogar fliegen: etwa bei den Künsten des mehrfachen Stunt-Weltmeisters Chris Pfeiffer (Halblech), den Freestylern der Wrecking Crew (Sonthofen) oder Allgäuer Motocrossern und Enduro-Spezialisten beim Enduro-X.

Stromgespeiste Kartflotte geplant

Doch geblieben sind nach 25 Jahren drei Bereiche: „Kartfahren ist die Basis“, betont Scheibel. Die Kartflotte aus 70 schadstoffarmen Fahrzeugen wird laufend erneuert – 24 davon sind Rennkarts, dazu kommen vier Doppelsitzer. Voraussichtlich 2026 sollen dann nur noch E-Karts, die über die hauseigene PV-Anlage mit 700 kwp gespeist werden, im Einsatz sein, kündigt Scheibel an.

Die MIR aus der Luft.
Die MIR aus der Luft.
Bild: Mathias Wild

„Das zweite Standbein ist die Zweiradschiene“, erklärt er weiter: Neben Supermoto, Mini- und Pocketbike gehören jetzt Pitbikes zum Repertoire: Bis zu 40 Fahrer bei einem Trainerteam sind dann auf den kleinen Honda Dax-ähnlichen Gefährten in der Halle. „Pitbike ist für die Halle ideal“, meint Scheibel. Er hätte gerne die 25 Jahre in irgendeiner Form gefeiert – doch dass fiel frühzeitig wegen der Pandemie flach. Aber wenn es die Coronalage zulässt, sollen als drittes wieder Veranstaltungen in der Karthalle hinzukommen. Als Erstes ist die Bauplus geplant – hofft Scheibel: „Wenn es möglich ist, soll sie am ersten Februarwochenende stattfinden.“

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