Flüchtlinge in Kaufbeuren

40 Kriegsflüchtlinge in Kaufbeuren angekommen - ihr erstes Ziel ist das Rathaus

Bevor die Geflüchteten in ihre Unterkünfte können, müssen sie Anträge im Kaufbeurer Rathaus ausfüllen.

Bevor die Geflüchteten in ihre Unterkünfte können, müssen sie Anträge im Kaufbeurer Rathaus ausfüllen.

Bild: Lara Voelter (Symbolbild)

Bevor die Geflüchteten in ihre Unterkünfte können, müssen sie Anträge im Kaufbeurer Rathaus ausfüllen.

Bild: Lara Voelter (Symbolbild)

Erstmals fand die Aufnahme einer Gruppe Geflüchteter aus der Ukraine direkt im Kaufbeurer Rathaus und nicht in einer Turnhalle statt. Das sind die Hintergründe.
22.02.2023 | Stand: 19:52 Uhr

Auf den ersten Blick könnten die 40 Menschen einer Reisegruppe angehören, die an diesem Aschermittwoch vor dem Kaufbeurer Rathaus aus dem Bus steigt. Doch die Frauen, Männer und Kinder erwecken nicht den Eindruck, unbeschwerte Touristen zu sein. Wer die ukrainischen Wortfetzen hört, weiß: Es sind Geflüchtete.

Schlimme Erfahrungen im Krieg

Einer von ihnen ist der Jurastudent Artur. Er lebte in Charkiw, als der Krieg begann. Seine Eltern wohnten in Mariupol, sie hätten den Schrecken des Angriffs von Anfang an miterlebt, erzählt der junge Mann. Ein Nachbar sei vor seinen Augen von einer Rakete getötet worden.

Der Stadtteil in Charkiw, in dem Artur lebte, habe unter massivem Beschuss gestanden, Raketen trafen das Wohngebiet. Er habe Kampfflieger und Explosionen gehört, hatte Angst, sein Wohnheim stürze ein. „Es war sehr beängstigend“, sagt Artur. Also beschloss er, zu fliehen. Über Polen kam er nach Deutschland. „Die Menschen hier behandeln Ukrainer freundlich und respektvoll“, sagt er. Dafür sei er sehr dankbar.

Erstmals Aufnahme der Flüchtlinge im Rathaus

Erstmals wird eine Gruppe Geflüchteter aus der Ukraine im Rathaus empfangen. Zuvor fand die Aufnahme bei größeren Zuweisungen der Regierung von Schwaben in der Schraderturnhalle statt, die im vergangenen Herbst abgerissen wurde. „Im Rathaus haben wir weniger Aufwand“, sagt Peter Kloos, Leiter der Abteilung Arbeit und Soziales bei der Stadt. „Hier ist das Ausländeramt, hier haben wir die EDV-technische Ausstattung.“

Die Stadt sucht nach Unterkünften zu gutem Preis

Am Donnerstag der Vorwoche hatte Kloos die ersten Informationen über die Ankunft der Geflüchteten erhalten. Seitdem bereitete sich die Stadt darauf vor. Untergebracht werden die Menschen in Wohnungen, aber auch in Großunterkünften. Teilweise werden darin fremde Menschen zusammen in einem Zimmer leben und mit Gemeinschaftsduschen vorliebnehmen müssen.

„Es geht noch besser, aber ich glaube, das sind schon ganz gute Unterkünfte“, sagt Kloos. Die aktuellen Wohnmöglichkeiten seien dem Bettenlager in einer Turnhalle vorzuziehen. Die Stadt sei aber noch immer auf der Suche nach Wohnraum zu gutem Preis. „Wer über eine leerstehende Unterkunft verfügt, kann uns das gerne melden“, sagt er.

Die Stadt kann die Geflüchteten nicht dauerhaft betreuen

Vier Dolmetscherinnen stehen Kloos bei der Aufnahme zur Seite. Eine ist Natavan Eipov. „Es gab Zeiten, da wussten wir nicht, ob jemand kommt“, sagt sie. Damals sei 24 Stunden am Tag jemand auf Abruf gewesen für den Fall, dass Geflüchtete in Kaufbeuren eintreffen. Eipov wird den Menschen heute Fragen beantworten und ihnen die Unterkünfte zeigen.

Vieles aus dem Kaufbeurer Alltag ist für die Betroffenen neu. „Dass man das Wasser hier aus der Leitung trinken kann, zum Beispiel“, sagt Kloos. Eine dauerhafte Betreuung der Ukrainer durch die Stadt sei aber nicht möglich. „Das schaffen wir nicht. Nur in Einzelfällen können wir sozialpädagogische Unterstützung leisten.“ Er sei froh um die Arbeit von Ehrenamtlichen. „Gerade der Arbeitskreis Asyl ist sehr engagiert.“

Bettenlager in Turnhallen will die Stadt vermeiden

Auf 90 Menschen ist die Stadt vorbereitet. „Aber keiner weiß, was in nächster Zeit passiert.“ Die Regierung weise die Menschen zu. Darauf stelle die Stadt sich ein. Sollte die Zahl der Geflüchteten sprunghaft ansteigen, sei auch eine kurzfristige Unterbringung in einer Sportstätte möglich. „Wir brauchen nur zwei Tage Vorlauf, dann können wir die Turnhalle der Sophie-La-Roche Realschule in ein Bettenlager umwandeln“, sagt Kloos. Dies wolle die Stadt aber unter allen Umständen vermeiden.