Das Fragenquartett

Aufs Kreuz legen wirkt Wunder - Lisa Dollinger über praktisches Judo

Wehe, wenn sie losgelassen...: Die frühere WM-Dritte Lisa Dollinger (in Blau) war auf der Matte nicht zimperlich mit ihren Gegnerinnen.

Wehe, wenn sie losgelassen...: Die frühere WM-Dritte Lisa Dollinger (in Blau) war auf der Matte nicht zimperlich mit ihren Gegnerinnen.

Bild: Dollinger (Archivbild)

Wehe, wenn sie losgelassen...: Die frühere WM-Dritte Lisa Dollinger (in Blau) war auf der Matte nicht zimperlich mit ihren Gegnerinnen.

Bild: Dollinger (Archivbild)

Das Fragenquartett: Judoka Lisa Dollinger aus Kaufbeuren über die WM, Verletzungen und weltfremden Funktionäre.
03.11.2022 | Stand: 13:52 Uhr

Kaufbeuren Vier Fragen, die möglich oder unmöglich sind, an Lisa Dollinger. Die 27-jährige Kaufbeurerin war lange deutsche Kaderathletin im Judo, bis sie ihre Karriere verletzungsbedingt beendet hat. Nun macht sie eine Ausbildung zur Orthopädietechnikerin – und verfolgt die Judo-WM in Taschkent.

Deutschland hat bei der Judo-WM in Taschkent zwei Medaillen durch Katharina Menz und das Mixed-Team geholt. Aber Europameisterin Alina Böhm hat auch Weltmeisterin Anna-Lena Wagner rausgeworfen – und beide haben eine Medaille verpasst. Das ist zwar Lospech – aber so kann es ja nicht mehr werden, oder?

Lisa Dollinger: Ja, ein deutsch-deutsches Duell macht wirklich niemanden Spaß, weder Athleten, noch Zuschauern. Das können die zwei auch zuhause klären. Dabei zeichnen sich Höhepunkte gerade dadurch aus, dass sie so attraktiv zum Zuschauen sind. Auch weil die Sportler oft überraschen und über sich hinauswachsen.

Bei der WM verletzte sich im Kampf um Bronze Shiho Tanaka (Japan) und wurde von Gegnerin Sanne van Dijke (Niederlande) von der Matte getragen – sind die inzwischen bei Ihnen für eine neue Orthese angekommen?

Lisa Dollinger: Kampfsportler verlangen Körper, Geist und Willen alles ab, kommen oft an Grenzen oder gehen über diese hinaus. Das musste ich leider auf die harte Tour lernen. Aber es war wohl eine meine besten Entscheidungen, Orthopädietechnikerin zu werden, da mir durch meine Kontakte, die Kunden „leider“ nie ausgehen.

Die ehemalige Judoka und Kaderathletin Lisa Dollinger aus Kaufbeuren.
Die ehemalige Judoka und Kaderathletin Lisa Dollinger aus Kaufbeuren.

Nicht nur beim Judo enden viele Karrieren vorzeitig verletzungsbedingt: Sollten Sportler nicht öfter auf Ex-Kollegen hören, um ihre Gesundheit zu schonen? Oder Politiker mal auf die Matte geschickt werden, damit sie einen Eindruck bekommen, wie für Fördergelder die Gesundheit der Sportler ruiniert wird?

Dollinger: Ja, die sollten auf jeden Fall mehr auf uns hören. Aber ich denke, gerade weil Sportler so hart im Nehmen sind und immer ein Ziel vor Augen haben, ist es oft schwer, den Kreislauf zu brechen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir auch nichts sagen lassen! Aber dem einen oder anderen Politiker würde es bestimmt nicht schaden, mal die alltäglichen Sorgen am eigenen Leib zu spüren! Da wirkt einmal aufs Kreuz legen vielleicht ein Wunder!

Bei der Judo-WM waren Russen und Weißrussen aufgrund des Krieges ausgeschlossen – der internationale Boxverband aber lässt die wieder zu. Sportler können meist nichts für ihre minderwertigkeitskomplexgeplagten Diktatoren. Aber was passiert, wenn Ukrainer und Russen gegeneinander boxen müssen: Sind Funktionäre so dumm, geldgierig oder kaltherzig?

Dollinger: Es ist wichtig, im Moment ein Zeichen zu setzen und sich solidarisch zu zeigen! Würde es uns so gehen, wünschten wir uns auch eine geeinte Welt, die uns den Rücken stärkt. Aber leider haben die Funktionäre mal wieder bewiesen, dass es ihnen nicht um Sportsgeist und Fairness geht, sondern das man ohne Rücksicht aus allem Kapital schlägt. Man sollte sie mal der Front aushelfen lassen, vielleicht würde das für mehr Feingefühl sorgen!


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