Rein rechtlich steht dem Bau des Behördenzentrums des Freistaats in Kaufbeuren nichts mehr im Wege. So soll das vierstöckige Gebäude nördlich des Bahnhofs aussehen.
Bild: Architekturbüro Löhle Neubauer
Rein rechtlich steht dem Bau des Behördenzentrums des Freistaats in Kaufbeuren nichts mehr im Wege. So soll das vierstöckige Gebäude nördlich des Bahnhofs aussehen.
Bild: Architekturbüro Löhle Neubauer
"Wir haben hart darum gekämpft", sagte Oberbürgermeister Stefan Bosse mit Blick auf das geplante Behördenzentrum des Freistaats Bayern, das nördlich des Bahnhofs entstehen und der Wertachstadt bis zu 120 Arbeitsplätze bescheren soll. Bei seiner jüngsten Sitzung wurde der Bauausschuss des Stadtrats nun darüber informiert, dass auch die Fachleute im Rathaus mit den Planungen, die das Staatliche Bauamt im Kempten vorgelegt hat, einverstanden sind. Die entsprechende "Mitteilung über die bauaufsichtliche Zustimmung" wurde von den Ausschussmitgliedern zumeist wohlwollend zur Kenntnis genommen. Damit steht der Errichtung eines vierstöckigen Bürogebäudes am südöstlichen Rand des Jordanparks formal nichts mehr im Wege. Es gibt auch schon einen Zeitplan für die Realisierung, der allerdings noch eine entscheidende Unbekannte aufweist.
Plant der Freistaat ein eigenes, herkömmliches Bauvorhaben wie das Behördenzentrum in Kaufbeuren, muss dieses nicht den üblichen Genehmigungsweg nehmen. Nicht die betreffende Kommune ist für die Prüfung und Billigung zuständig, sondern die Staatlichen Bauämter als übergeordnete Behörden wägen selbst etwa die Belange des Natur- oder Denkmalschutzes sowie städtebauliche Fragen ab. Dies sei im Fall des Kaufbeurer Projektes aber in intensiver Absprache mit der Stadt geschehen, berichtete Theresa Bartl, die Leiterin der Abteilung Stadtplanung und Bauordnung im Rathaus. Aus Sicht der Kaufbeurer Verwaltung gebe es jedenfalls keinen Grund, vom Widerspruchsrecht der Kommune Gebrauch zu machen - im Gegenteil. Das Behördenzentrum gebe "einen wichtigen Impuls für die Entwicklung in diesem Bereich", lobte der städtische Baureferent Helge Carl. Zudem handelt es sich seiner Ansicht nach um ein "gut geplantes Gebäude".
Das sah Ulrike Seifert (Grüne) zumindest im Detail etwas anders. Sie bemängelte, dass durch den Neubau bestehende Fußwegeverbindungen verschwinden und auch das sportliche Angebot im benachbarten Stadion der SVK beeinträchtigt werde. Ein Einwand, der beim Oberbürgermeister sichtlich Missmut hervorrief. "Kaufbeuren hat in München den Ruf, dass man das hier gar nicht will", erklärte Bosse säuerlich. Angesichts der gut 100 Arbeitsplätze, die durch das Behördenzentrum in die Wertachstadt kommen, würde er statt Kritik eher Freude über das Erreichte erwarten. Letztere bekundeten dann aber umgehend Bernadette Glückmann (FW), die sich "irre froh" über das Projekt zeigte, und Pascal Lechner (SPD), der von einem "schönen Gebäude" sowie "voller Zustimmung" seiner Fraktion sprach. Als Sportbeauftragter des Stadtrats betonte er außerdem, dass die Belange der Sportler bei den Planungen durchaus berücksichtigt worden seien.
Wie mehrfach berichtet, will der Freistaat das Behördenzentrum im Zuge seiner „Heimatstrategie“ in der Wertachstadt bauen. In den Neubau soll ein Teil des Landesamtes für Finanzen integriert werden. Zudem sollen dort eine Servicestelle für Bürgerfragen der Staatskanzlei und das Bayern-Lab, eine Ausstellung zu den Möglichkeiten der Digitalisierung, einziehen. Teilweise sind diese Einrichtungen zur Miete bereits in anderen Immobilien in der Stadt untergebracht. Anfang November vergangenen Jahres hatte der Haushaltsausschuss des Landtags grünes Licht für die weitere Planung gegeben. Im Auftrag des Staatlichen Bauamts Kempten erarbeitete das Augsburger Architekturbüro Löhle-Neubauer seither einen Entwurf. Dieser sieht einen kompakten, quadratischen, viergeschossigen Baukörper mit 2700 Quadratmetern Nutzfläche und einem begrünten Innenhof vor. In großflächig verglasten Erdgeschoss, das zum Bahnhof hin orientiert ist, wird das Bayern-Lab unterkommen.
Nachdem nun rechtlich alle Voraussetzungen für das Projekt vorliegen, wolle das Staatliche Bauamt auch möglichst bald mit der Verwirklichung beginnen, berichtet Thomas Kieschke, der als Bereichsleiter Hochbau der Behörde für Kaufbeuren und das Ostallgäu zuständig ist, unserer Redaktion. Zuvor müsse allerdings der Haushaltsausschuss des Landtags endgültig die Gelder für die Bauarbeiten freigeben. Wann der zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommt, hänge nicht zuletzt davon ab, wie schnell nach den Landtagswahlen am 8. Oktober eine neue Regierung gebildet ist. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind die Bäume am Rande des Jordanparks, die für das neue Gebäude gerodet werden müssen. Dies könne wegen der Brutzeit der Vögel nur bis Ende Februar und dann erst wieder im Herbst eines Jahres erfolgen. Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiten laut Kieschke im Sommer 2024 starten und das Behördenzentrum bis Ende 2026 fertiggestellt werden.