Sobeck:

„Bei uns gibt es überhaupt keine Panik“

Günter Sobeck Kino Kaufbeuren

Günter Sobeck Kino Kaufbeuren

Bild: Mathias Wild

Günter Sobeck Kino Kaufbeuren

Bild: Mathias Wild

Interview Ein Unternehmen hat ihm schon angeboten, sein Kino umzubenennen – doch Günter Sobeck bleibt bei Corona. Dem Virus begegnet er mit Humor, so wie auch viele seiner Besucher
10.03.2020 | Stand: 16:06 Uhr

Herr Sobeck, wie oft werden Sie gerade auf den Namen Ihres Kinos angesprochen?

Ich bekomme schon viele Anfragen, darunter auch spaßige E-Mails – etwa, ob das Virus bei uns zu Hause ist. Ein Münchner Unternehmen für Namensfindung hat sogar gefragt, ob ich den Namen „Corona“ nicht ändern möchte, und mir gleich ein Angebot unterbreitet.

Und?

Wir bleiben bei Corona. Es ist ja nur ein Name und hat nichts mit dem Virus zu tun, das wissen die Leute auch. In Kalifornien gibt es eine Stadt mit über 100 000 Einwohnern, die Corona heißt, was sollen die denn machen? Oder stellen Sie sich vor, das Virus hieße Monika oder Kevin. Corona ist eben ein ganz stinknormaler Name. Und genau genommen haben ja sowohl das Virus als auch die Lungenkrankheit offiziell andere Namen.

Als Sie Ihr Kino vor 22 Jahren gründeten, waren Sie in Gedanken weit weg von einer Krankheit. Welche Bedeutung verbirgt sich hinter Ihrem Corona?

Ich war mit meiner Frau im Urlaub und hatte ein Büchlein mit Fremdwörtern dabei. Darin stieß ich auf das Wort Corona, das beispielsweise eine Herzkrankheit bezeichnet. Der Begriff hat aber auch eine Verbindung zum griechischen Amphitheater. So hieß früher das Publikum, das in dem runden Theater auf den steil absteigenden Sitzreihen Platz nahm. Die Schauspieler sagten früher: „Die Corona sind da.“ Damit meinten sie die fröhlich gestimmten Zuschauer. Damals dachte ich: Das nehm’ ich her.

Ist das Publikum heute noch immer fröhlich gestimmt, oder wegen des Virus eher verunsichert?

Bei uns gibt es überhaupt keine Panik, eher Lacher über den Kinonamen. Jetzt am Samstag hatten wir zwei Kindergeburtstage: Die Kinder haben ganz normal miteinander gespielt und die Eltern wirkten nicht besorgt. Wegen einer Greenpeace-Veranstaltung am Samstag hatte ich mir im Vorhinein etwas Sorgen gemacht: Auweh, ob da überhaupt viele Besucher kommen? Doch schon um 11 Uhr waren 100 Leute da. Und auch für die Übertragung aus der Metropolitan Opera an diesem Samstag hat noch kein Einziger seine Karte zurückgegeben.

Also gehen die Menschen trotz Ansteckungsgefahr nach wie vor ins Kino?

Der ein oder andere wird bestimmt vorsichtiger sein, aber wir nehmen keinen wachsenden Besucherrückgang wahr. Wobei das immer schwierig zu sagen ist, weil wir jede Woche andere Filme haben – da kommen mal mehr, mal weniger Besucher. Aber das kann man nicht auf das Virus schieben.

Selbst James Bond musste vor Corona kapitulieren: Die Premiere von „Keine Zeit zu Sterben“ wurde von April auf November verschoben.

Auch der Filmstart von „Peter Hase 2“ Ende März ist wegen des Coronavirus kurzfristig abgesagt worden. Wann er stattdessen startet, weiß ich noch nicht.

Abgesehen vom Kino, wie stark wirkt sich das Virus auf den Alltag in Kaufbeuren aus?

Ich glaube, bei uns ist die Lage noch relativ entspannt, weil es in Kaufbeuren noch keinen einzigen Fall gegeben hat. Da sind wir bisher verschont geblieben. Das sieht im südlichen Ostallgäu schon anders aus, da machen sich die bestätigten Fälle bereits bemerkbar.Interview: Jessica Stiegelmayer