Mit einem Ergebnis des überhaupt ersten Bürgerentscheids in der Gemeinde Pforzen zeigten sich am Sonntagabend alle Beteiligten zufrieden: 76,77 Prozent der 1881 Stimmberechtigten hatten sich an der Abstimmung über das weitere Vorgehen bei der geplanten Umgehungsstraße im Nordosten des Ortes (Trasse „Nord 4“) beteiligt. Damit habe sich die intensive Informationsarbeit der beiden Bürgerinitiativen, aber auch der große Aufwand einer solchen Abstimmung für die Gemeinde ausgezahlt. Am Ende sprachen sich 61,86 Prozent dafür aus, dass die Gemeinde die Umfahrungspläne des Straßenbauamtes weiterhin unterstützt.
1444 Bürgerinnen und Bürger hatten ihre Stimme abgegeben. Rund 13 Prozent nutzten dafür am Sonntag die Urne in der Aula der Pforzener Grundschule, die anderen hatten bereits vorher per Briefwahl abgestimmt. 550 Wähler (38,14 Prozent) unterstützten das Bürgerbegehren der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Pforzen – Nein zu Nord 4“. 892 Bürger stimmten dagegen und sprachen sich damit für eine Fortführung der Umgehungspläne aus. Zwei Stimmen waren ungültig.
Bürgerentscheid in Pforzen: Das stand im Abstimmungsbogen
Für eine Ortsumfahrung, die die Dorfmitte von Durchgangsverkehr entlastet, setzt sich seit vielen Jahren die Bürgerinitiative „Pro Umgehungsstraße Pforzen“ ein, die entsprechend Wahlkampf gegen die Forderung des Bürgerentscheids gemacht hatte. Auf den Abstimmungsscheinen war nämlich folgende Frage zu lesen: „Sind Sie dafür, dass sich die Gemeinde Pforzen beim Straßenbauamt Kempten gegen die Fortführung der Planung der Vorzugsvariante Nord 4 der Nordumfahrung Kaufbeuren (Ortsumfahrung Pforzen) ausspricht?“ Die „Nord 4“-Gegner warben dagegen für ein „Ja“ zur Bürgerentscheid-Frage. Denn sie fürchten unter anderem eine Mehrbelastung der an der künftigen Umgehungstrasse liegenden Wohngebiete sowie eine Zerstörung des dortigen Naturraums.
Wäre der Bürgerentscheid erfolgreich gewesen, hätte Pforzen wohl „die nächsten 20 Jahre“ kaum mehr eine Chance auf eine Umgehung gehabt, vermuten die erleichterten Befürworter
Bürgerentscheid in Pforzen: Das sagen die Befürworter der Umgehung
Helmut Leonhart, Erster Vorsitzender von „Pro Umgehungsstraße Pforzen“, zeigte sich nach der Verkündigung des Ergebnisses erleichtert und dankte den Bürgern für ihre Entscheidung und seinen Mitstreitern für ihren großen Einsatz. Wäre der Bürgerentscheid erfolgreich gewesen, hätte Pforzen wohl „die nächsten 20 Jahre“ kaum mehr eine Chance auf eine Umgehung. Denn das Staatliche Bauamt habe klar angedeutet, dass dann andere Straßenbauprojekte forciert würden. Die Bürgerinitiative wolle die Gemeinde nun weiter dabei unterstützen, dass das Umgehungsprojekt „zügig weitergeführt“ wird, kündige Leonhart an.
Alexander Ludwig von den Initiatoren des Begehrens zeigte sich „überwältigt“ von der Resonanz auf die Abstimmung. Beide Seiten hätten das Ziel gehabt, die Bürger möglichst umfassend über das Umgehungsprojekt zu informieren. Das sei auch gelungen – wenn auch nicht mit dem von ihm und seinem Team angestrebten Ergebnis. Seine Bürgerinitiative wolle nun weiterhin kritisch die Planungen des Bauamtes begleiten.
Auch Pforzens Bürgermeister Herbert Hofer zeigte sich froh über die große Wahlbeteiligung und das klare Ergebnis. Er lobte, dass der Wahlkampf „fair“ abgelaufen sei, obwohl es um ein in der Gemeinde durchaus emotional diskutiertes Thema ging. Allerdings stehe Pforzen bei der Umgehung erst „am Anfang des Weges“. Es dürften noch etliche Jahre des Planens vergehen, bis die Bagger rollen.
Von einem „guten Tag“ für Pforzen sprach Landtagsabgeordneter Bernhard Pohl (Freie Wähler), der sich im Wahlkampf klar als Befürworter der Umgehungsstraße positioniert hatte. Mit dem Ergebnis erhalte das Projekt nun zusätzlichen politischen „Rückenwind“. Er wolle aber auch auf die Kritiker der Trasse zugehen und deren Argumente im weiteren Verfahren ernst nehmen. Allen Beteiligten zollte Pohl zudem „hohen Respekt“ für ihr Engagement.