Kaufbeuren

Corona-Hilfe: Gute Angebote, wenig Nachfrage - und wie sich das ändern soll

Bei der Stiftung Nächstenliebe im Neugablonzer Family Store werden Gesichtsmasken am laufenden Band genäht – eine besondere Form der Hilfe.

Bei der Stiftung Nächstenliebe im Neugablonzer Family Store werden Gesichtsmasken am laufenden Band genäht – eine besondere Form der Hilfe.

Bild: Mathias Wild

Bei der Stiftung Nächstenliebe im Neugablonzer Family Store werden Gesichtsmasken am laufenden Band genäht – eine besondere Form der Hilfe.

Bild: Mathias Wild

Viele Angebote zur Nachbarschaftshilfe sind während der Corona-Krise entstanden. Manchmal hapert es an der Nachfrage. Welche Angebote es im Allgäu es gibt.
02.06.2020 | Stand: 20:32 Uhr

Einkaufshilfe, Masken nähen, Besuchsdienste und Plauderstunden am Telefon – jeder, der während der Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen zu kämpfen hat und Unterstützung oder Abwechslung braucht, kann mittlerweile aus einer Reihe von Angeboten wählen. Der städtische Seniorenbeauftragte Felix Franke weiß, dass es eigentlich eine hohe Nachfrage geben müsste.

„Wir haben einiges zu bieten“, sagt er. „Aber viel zu wenig Menschen kennen unsere Angebote.“ Das soll sich nun ändern. Zumal die ein oder andere Institution, die Hilfe anbietet, nun noch einmal durchstarten kann. Denn die Stadt verteilt staatliche Mittel, um die Corona-Hilfe in Kaufbeuren auszubauen.

Auch viele Allgäuer Vereine engagieren sich in Corona-Zeiten. Hier eine Übersicht.

Vernetzung verschiedener Angebote in Kaufbeuren geplant

Einerseits sollen Senioren und Menschen mit Behinderung oder Vorerkrankungen geschützt werden, andererseits treiben die Sicherheitsvorkehrungen und Kontaktbeschränkungen genau diese Gruppe mitunter in die Isolation. Ältere Menschen sollen zwar größere Ansammlungen meiden, aber wie können Alleinstehende versorgt werden? Antworten auf solche Fragen bietet eine Reihe von Institutionen, die ehrenamtlich mit ganz neuen, aber auch schon vor Corona bewährten Angeboten Nachbarschaftshilfe bieten. Gemeinsam haben das Seniorenbüro, die städtischen Abteilungen Kaufbeuren-aktiv zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und Arbeit und Soziales eine Liste für jeden Bedarf zusammengestellt, die ständig ergänzt wird. Nun sollen die Angebote vernetzt werden. „Die Nachbarschaftshilfe funktioniert“, sagt Simone Schneble vom Seniorenbüro. Immer wieder stelle sich aber die Frage, wie die Betroffenen davon erfahren. Denn wiederkehrende Veranstaltungen sind in der Corona-Krise abgesagt oder werden mittlerweile wieder nur eingeschränkt angeboten.

Aktuelle Hilfsangebote und -gesuche im Allgäu finden Sie hier.

Gegen die Einsamtkeit während der Kontaktbeschränkungen: Plauderstunden am Telefon

Das Mehrgenerationenhaus vermittelt beispielsweise ehrenamtliche Helfer für Einkaufsdienste und hat einen kostenlosen Telefondienst eingerichtet. „Eine schöne Sache, die sich aber erst etablieren muss“, sagt Vorsitzende Angelika Lausser, „bei der über Gott und die Welt, aber auch über das ein oder andere Problem geredet wird.“ Dieses Angebot gegen Einsamkeit gebe es auch schon in anderen Städten und soll in Kaufbeuren noch ausgebaut werden. Lausser weiß aber auch, dass eine Plauderstunde am Telefon nicht von Anfang an jedermanns Sache ist. „Das läuft noch etwas schleppend“, sagt auch Angelika Dietz, die diese Aufgabe seit Ostern mit Kolleginnen ehrenamtlich übernimmt. Man kennt sich noch nicht, man sieht sich nicht. Noch ergreift derzeit vor allem sie die Initiative und ruft Senioren an, die zuvor von der Heimleitung von Angehörigen informiert worden sind. Es gibt Hinweise in den Einrichtungen, in der Zeitschrift Wertachbote und im Internet. Nun plant das Seniorenbüro, alle 3200 Menschen über 80 Jahre in Kaufbeuren anzuschreiben und über das Angebot zu informieren.

Zuschüsse winken: 60.000 Euro stehen für Hilfsprojekte in Kaufbeuren bereit

Die Stadt honoriert das Engagement ebenfalls. Derzeit werden elf Projekte mit insgesamt 24.000 Euro unterstützt. Das Geld stammt aus einem Topf, den das bayerische Sozialministerium mit seiner Initiative „Unser soziales Bayern: Wir helfen zusammen!“ für örtliche Organisationen in ganz Bayern zur Verfügung stellt. 60.000 Euro stehen für Kaufbeuren zur Verfügung. Verteilt wird auf Vorschlag der städtischen Abteilungen Arbeit und Soziales sowie Kaufbeuren-aktiv und des Seniorenbüros. Zustimmung gab es in der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses für diese Verwendung. Laut Stadtkämmerer Markus Pferner sind weitere Vorschläge für die Aufteilung der restlichen 32.000 Euro willkommen.

Großes Lob im Ausschuss

In den Genuss eines Zuschusses kommt beispielsweise die Stiftung Nächstenliebe in Aktion, die unter der Führung des früheren Humedica-Chefs Wolfgang Groß unkomplizierte Nachbarschaftshilfe anbietet und Mundschutze für den ganzen Landkreis produzieren lässt. Das Engagement des Helferkreises fand ebenfalls großes Lob im Ausschuss. Dringend notwendig ist eine finanzielle Unterstützung von Stadt und Staat beispielsweise auch für Gratislädle und Wärmestube, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen. Denn die Spendenbereitschaft ist in der Corona-Krise zurückgegangen. Auch dort freut man sich nun über Zuschüsse aus dem Hilfsfonds.

Zeitloses Engagement auch nach der Corona-Krise wichtig

Seniorenbeauftragter Felix Franke indes ist sich sicher, dass sich der Aufbau weiterer Angebot lohnt. „Die Hilfe ist langfristig ausgelegt und zeitlos“, sagt er. Das Engagement werde auch dann wichtig sein, wenn niemand mehr über Corona redet.

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