Die Mannschaft hatte vor dem letzten Saisonspiel zunächst Trikots mit dem Konterfei des Trainers getragen.
Bild: Fotos: Harald Langer
Die Mannschaft hatte vor dem letzten Saisonspiel zunächst Trikots mit dem Konterfei des Trainers getragen.
Bild: Fotos: Harald Langer
Vier Jahre war Dariusz Chryplewicz Handballtrainer bei der SG Kaufbeuren/Neugablonz. Das große Ziel, die Erste Herrenmannschaft in die Landesliga zu führen, blieb ihm verwehrt. Denn während er sein Team darauf vorbereiten wollte, kam die Corona-Pandemie: „Das war eine schlechte Zeit für mich und den Verein. Denn wir konnten nicht richtig trainieren“, erzählt der 59-Jährige. Dennoch fällt sein Fazit versöhnlich aus: „Mir hat es insgesamt gut gefallen.“
Doch jetzt steht für Chryplewicz erst einmal die Gesundheit im Vordergrund – aus dem Grund hat er auch sein Traineramt aufgeben, erzählt er. Denn der Coach hat eine lange Geschichte als aktiver Spieler hinter sich, die seinen Körper belastet haben. Chryplewicz wurde in Polen geboren, ging dort zur Schule und zur Universität, die er als Diplom-Sportlehrer verlassen hat.
Aber schon seit seiner Jugend spielte er Handball. Noch während seines Studiums ging er für Slask Wroclaw (Breslau) aufs Parkett – mit 15 Meistertiteln einer der erfolgreichsten Vereine in Polen. Zugleich war er zwei Jahre in der polnischen Studentennationalmannschaft – für die er auch bei der Weltmeisterschaft in Rumänien mitgespielt hat. Bei Slask Wroclaw wiederum war er ab 1985 über zehn Jahre aktiv. Spitzenplätze in der Ersten Liga sprangen dabei heraus. „Und 1988/89 wurde ich mit Wroclaw Pokalsieger“, erzählt Chryplewicz.
Später schlossen sich Engagements in Baden-Württemberg und im Allgäu an – dorthin war er wegen seiner Frau gezogen. Noch 2004 ging er als Spielertrainer in die Halle, danach nur noch als Coach – zuletzt in Kaufbeuren: „Im März 2019 hat die Zusammenarbeit mit dem damaligen Trainer Mihaly More und der Mannschaft nicht mehr funktioniert, und wir konnten Darek Chryplewicz verpflichten“, berichtet Werner Schenk, Vorsitzender der SG Kaufbeuren/Neugablonz. Chryplewicz sollte die SG endlich in die Landesliga führen. „Ich denke, ich habe die Jungs auch entwickelt und nach vorne gebracht“, meint er. Doch dann kam eben die „blöde Corona-Zeit“: Das Training war nicht oder nur eingeschränkt möglich. „Alle mussten Abstand halten“, erklärt Chryplewicz, was für einen Kontaktsport wie Handball ungünstig sei. Dazu kamen noch viele Verletzte im Team. „Da hat der Aufstieg leider nicht geklappt“, bedauert der Coach.
Immerhin habe Chryplewicz aber die „Erste Herrenmannschaft grundsätzlich in der vorderen Tabellenhälfte der Bezirksoberliga etabliert“, erklärt Schenk. Heuer schloss die SG die Saison in der Bezirksoberliga mit einem Sieg auf Platz fünf ab.
Und die Epoche mit Chryplewicz hat wohl dem Team und Verein gefallen: „Zweiter Vorstand Markus Kreuziger bedankte sich mit blumigen Worten und einem Blumenstrauß“ bei dem Coach und Kapitän Julian Haggenmüller drückte ihm im Namen des Teams Hochachtung aus, berichtet SG-Pressesprecher Axel Vorbach.
Und die Mannschaft war bei der Würdigung vor dem letzten Spiel mit Trikots angetreten, auf denen ein Konterfei des 59-Jährigen prangte. Der wiederum bedankte sich „sichtlich bewegt“, erzählt Vorbach. Aber Chryplewicz werde Kaufbeuren nicht den Rücken kehren: „Ich will bei den Jungs auf jeden Fall wieder vorbeischauen“, erklärt er.
Zwar stehe für ihn nun die Gesundheit im Vordergrund, aber ganz loslassen könne er noch nicht, sagt Chryplewicz. „Vielleicht mache ich doch noch etwas. Handball ist mein Leben.“