Landtagswahl Bayern 2023

Das sagen die Kaufbeurer Kandidaten zum Wert der Landwirtschaft

Welchen Blick haben die Kandidaten im Stimmkreis 708 Kaufbeuren auf die Landwirtschaft? Wir haben nachgefragt bei (von links oben): Paul Meichelböck (Linke), Peter Wachler (CSU), Bernhard Pohl (Freie Wähler), (von links unten) Susanne Sorgenfrei (SPD), Patrick Herkommer (AfD), Christian Toth (FDP) und Holger Jankovsky (Grüne).

Welchen Blick haben die Kandidaten im Stimmkreis 708 Kaufbeuren auf die Landwirtschaft? Wir haben nachgefragt bei (von links oben): Paul Meichelböck (Linke), Peter Wachler (CSU), Bernhard Pohl (Freie Wähler), (von links unten) Susanne Sorgenfrei (SPD), Patrick Herkommer (AfD), Christian Toth (FDP) und Holger Jankovsky (Grüne).

Bild: Matthias Becker (Symbolbild)

Welchen Blick haben die Kandidaten im Stimmkreis 708 Kaufbeuren auf die Landwirtschaft? Wir haben nachgefragt bei (von links oben): Paul Meichelböck (Linke), Peter Wachler (CSU), Bernhard Pohl (Freie Wähler), (von links unten) Susanne Sorgenfrei (SPD), Patrick Herkommer (AfD), Christian Toth (FDP) und Holger Jankovsky (Grüne).

Bild: Matthias Becker (Symbolbild)

Jetzt mal konkret - Direktkandidaten für die Landtagswahl 2023 aus dem Stimmkreis 708 Kaufbeuren nehmen zu drängenden Fragen unserer Zeit Stellung.
08.09.2023 | Stand: 15:08 Uhr

Wer wird den Stimmkreis Kaufbeuren nach der Landtagswahl am 8. Oktober im Münchner Maximilianeum vertreten? Was bewegt die Wählerinnen und Wähler? Mit welchen Themen muss sich die Landespolitik beschäftigen? Im Vorfeld der Abstimmung fühlt unsere Redaktion den Kandidatinnen und Kandidaten der großen Parteien im Stimmkreis 708 Kaufbeuren in loser Folge zu Fragen aus den Bereichen Klima und Energie, Landwirtschaft, Gesundheit und Soziales sowie Wirtschaft auf den Zahn. Heute geht es um die Landwirtschaft und ihre Regulierung.

Immer strengere Regelungen in der Landwirtschaft, etwa beim Tierwohl, und sinkende Erzeugerpreise: Wie wollen Sie dieses Dilemma angehen?

Peter Wachler (CSU): Für mich ist nicht entscheidend, ob ein Landwirt konventionell oder biologisch produziert. Es muss eine Zukunft für familiengeprägte Betriebsstrukturen geben, die regional produzieren, regional vermarkten, für die es flexible Regeln bei der Direktvermarktung gibt - verbunden mit einer dauerhaft gesenkten Mehrwertsteuer für regionale Produkte. Ich stehe auch für eine Steuerbefreiung für Agrardiesel und für Landmaschinen. Gleichwohl müssen Land- und Forstwirtschaften bei der Gewerbesteuer außen vor bleiben. Beim Thema Tierwohl sehe ich ein Verbot der Anbindehaltung mit einer Frist von nur fünf Jahren kritisch. Das ist das Aus für viele Betriebe.

Bernhard Pohl (Freie Wähler): Die Landwirtschaft braucht eine stärkere Lobby. Sie ist systemrelevant. Hochwertige einheimische Nahrungsmittelerzeugung ist für mich alternativlos. Viele Vorschriften sind überzogen und teilweise auch falsch. Ein Beispiel aus meiner Praxis ist der Kampf gegen die Verpflichtung zur bodennahen und streifenförmigen Düngung ab 2025. Wir brauchen hier umsetzbare Lösungen, ansonsten werden viele kleine und mittlere Betriebe wegen der hohen Investitionen aufgeben. Ich will kein weiteres Höfesterben. Deshalb habe ich dafür gesorgt, dass wir Haushaltsmittel von 300.000 Euro für Düngeversuche bereitstellen, um hier eine gute Lösung zu finden.

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Susanne Sorgenfrei (SPD): Die Herstellung von regionalen und saisonalen Produkten muss sich wieder lohnen. Kleine und mittlere bäuerliche Betriebe brauchen Unterstützung bei ihrer täglichen Arbeit. Ich bin ehrlich: Agrarpolitik ist nicht mein Hauptthema. Aber ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Landwirtinnen und Landwirte in der Region mit den steigenden Anforderungen nicht alleine gelassen werden. Sie brauchen faire Preise für ihre wertvollen Produkte, damit sich ihre Arbeit auch lohnt. Wenn ein Großteil der EU-Subventionen in Großbetriebe fließt und dadurch deren Entstehung gefördert wird, läuft in meinen Augen etwas falsch.

Holger Jankovsky (Grüne): Wer für uns verantwortungsvoll hochwertige Lebensmittel produziert und dabei hilft, unsere Lebensgrundlagen zu schützen, muss auch angemessen entlohnt werden. In einer zukunftsfähigen Landwirtschaft müssen Klimaanpassung, Artenvielfalt und Tierwohl zusammen gedacht werden. Wichtig ist, die Menschen zu sensibilisieren und den Wert von Lebensmitteln aufzuzeigen. Wegwerfkultur muss überwunden werden, der Groß- und Einzelhandel darf sich dabei nicht seiner Verantwortung entziehen. Regionale, ökologische und pflanzliche Produkte sollen gefördert werden, zum Beispiel mit 30 Prozent Biolandbau bis 2030.

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Christian Toth (FDP): Wir brauchen eine Stärkung der heimischen Landwirtschaft als regionale Lebensmittellieferanten. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn Landwirte mit ihren Produkten faire Erzeugerpreise erzielen können. Wenn wir die Landwirtschaft im Rahmen des Klimaschutzes, der Landschaftspflege und in Fragen der Tierhaltung verstärkt in die Pflicht nehmen, müssen wir diese dabei wirtschaftlich unterstützen. Zugleich braucht es ein Umdenken bei allen Beteiligten. Das reicht vom Verbraucher, der immer mehr für immer weniger Geld möchte, bis zur Lebensmittelindustrie, die sich Profitmaximierung ohne Rücksicht auf Verluste auf die Fahnen geschrieben hat.

Patrick Herkommer (AfD): Wir wollen mehr Wettbewerb und weniger Subventionen. Die AfD tritt dafür ein, dass landwirtschaftliche Flächen der Nahrungsmittelproduktion dienen und nicht zunehmend für andere Zwecke herangezogen werden. Wir sind überzeugt, dass moderne bäuerliche Betriebe mit Verwurzelung in den Regionen am besten geeignet sind, umwelt- und marktgerecht zu produzieren. EU-Subventionen und Überreglementierung sind zurückzufahren. Wir lehnen EU-Planwirtschaft und Handelsabkommen zu Lasten der heimischen Landwirtschaft ab, fordern Bestandschutz für familiäre Betriebe. Traditionelle Tierhaltung ist keine Tierquälerei - jeder Bauer liebt sein Vieh.

Paul Meichelböck (Die Linke): Tiere sind mit Respekt zu behandeln, nicht auf ihren Handelswert zu reduzieren. Ein Geschäftsmodell, das mit dem Leid von Tieren Gewinnmargen erzielt, ist nicht akzeptabel. Die Verbraucher würden höhere Preise akzeptieren, wenn sichergestellt ist, dass die Tiere nicht gequält werden. Das kann nur durch Kontrollen durchgesetzt werden. Der Einsatz von Düngemitteln hat sorgsam zu erfolgen. Große Viehbestände, die nicht durch eigenen Anbau ernährt werden, verursachen ein Abfallproblem. Das Zuviel an Dung darf nicht über Felder in das Grundwasser entsorgt werden. Oder anders: Es gibt auch für Landwirte kein Recht auf Brunnenvergiftung.

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