Lange waren Supermotos die Driftkönige in der Karthalle Kaufbeuren. Inzwischen sind immer mehr Fahrer auch auf den kleineren Pitbikes auf der Strecke.
Bild: Mathias Wild
Lange waren Supermotos die Driftkönige in der Karthalle Kaufbeuren. Inzwischen sind immer mehr Fahrer auch auf den kleineren Pitbikes auf der Strecke.
Bild: Mathias Wild
In der Karthalle in Kaufbeuren drehen immer mehr gestandene Männer auf geschrumpften Motorrädern ihre Runden. Das gab es zwar auch schon früher und gibt es auch noch jetzt auf Pocket- und Minibikes. Doch nun heißen die Maschinen Pitbikes. Ihre Charakteristika ist deutlich aggressiver als die der größeren Kollegen. „Für die Halle sind sie ideal“, meint Karthallenbesitzer Josef Scheibel.
Bereits Ende der 1990er Jahre trafen sich in der Karthalle ehemalige Motorradrennfahrer aus der Region wie Thomas Röder aus Kaufbeuren oder Willi Kögl aus Mindelheim, um 3-Stunden-Rennen auf Minibikes zu fahren – über 20 dieser Wettbewerbe sind bereits auf der 500 Quadratmeter großen Strecke in Kaufbeuren ausgetragen worden. Die Minibikes basieren auf alten Honda Dax, chinesischen Skyteam PBR oder reinen Eigenbauten. Der Reicholzrieder Rennfahrer Matthias Meggle trainierte einst in der Karthalle und wurde sogar deutscher Meister auf dem Gefährt.
Später kamen Pocketbikes hinzu. Die „Taschenmotorräder“ sind mit 110 cm × 50 cm × 50 cm etwas kleiner als Minibikes und lehnen sich beim Design an existierende (Straßen-)Motorräder an. In Kaufbeuren drehten die späteren Rennfahrer Sandro Cortese aus Berkheim oder Daniel Kartheiniger aus Boos ihre Trainingsrunden. Und zwar überaus erfolgreich, denn Cortese wurde Europameister, Kartheiniger deutscher Meister in der Disziplin. Gemeinsam haben Mini- und Pocketbikes, dass sie nicht im Straßenverkehr benutzt werden dürfen.
Das gilt auch für die neueste Version der miniaturisierten Motorräder. Die Pitbikes sind – wie auch Minibikes – bei Wettbewerben für größere Maschinen aufgekommen. Um dort die Distanzen zwischen den Boxen und der Rennstrecke schneller zu bewältigen, bauten Mechaniker oder Fahrer kleinere Motorräder um. Pitbikes basieren dabei auf Motocrossmaschinen oder den davon abgeleiteten Supermotos. Die Vehikel sind zwischen 125 und 190 Zentimeter groß, wiegen um die 70 Kilo, haben Slics und kosten ab 1000 Euro aufwärts. Hergestellt werden sie inzwischen von diversen Unternehmen – zunächst als Kindermotorräder, inzwischen auch für Erwachsene mit deutlich mehr Leistung. Während das Pitbiken in Deutschland eher unbekannt in Karthallen stattfindet, ist es in Frankreich oder den USA wie auch Motocross oder Supermoto populärer – wenngleich es hierzulande auch schon erste Rennserien gibt.
Wobei es in der Kaufbeurer Karthalle die Anhänger von Mini- und Pocketbikes zahlenmäßig überholt hat, berichtet Scheibel. Mittlerweile gebe es sogar mehr Fahrer beim Pitbiken als beim langjährigen Primus: „Supermoto läuft immer noch, aber Pitbiken hat bei der Anzahl der Fahrer der Disziplin den Rang abgelaufen“, erzählt er. Neben dem Fahrspaß sind viele Teilnehmer auch vom Driften auf den kleineren Maschinen angetan. Scheibel weiß auch den Vorteil: „Die Fallhöhe ist geringer.“ Denn die kleinen Renner mit den breiten Lenkern, geringem Gewicht und kurzem Radstand decken jeden Fahrfehler auf. Die Pitbiker müssen also erst einmal ein Gefühl für die Vehikel bekommen.
Bis zu 40 Männer und Frauen seien dann drei bis vier Mal wöchentlich in der Kaufbeurer Halle unterwegs. „Bei unseren Trainingszeiten ist die Strecke locker voll“, erklärt Scheibel. Er kann dem neuen Trend jedenfalls etwas abgewinnen. „Denn die Zweiradschiene bleibt auch weiterhin unser zweites Standbein.“