Nach zwei Jahren Pandemie hat Bayern Mitte November einen Grundpfeiler seiner Corona-Politik abgeschafft: die Isolationspflicht. Nur wer als Arbeitnehmer wirklich krank ist, solle daheim bleiben.
Bild: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)
Nach zwei Jahren Pandemie hat Bayern Mitte November einen Grundpfeiler seiner Corona-Politik abgeschafft: die Isolationspflicht. Nur wer als Arbeitnehmer wirklich krank ist, solle daheim bleiben.
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Das Ende der Isolationspflicht für Corona-Infizierte in Bayern hat viele Unternehmer überrascht. Ein paar Tage nach der Einscheidung der Staatsregierung ist nun aber klar, wie Arbeitgeber in der Region die neuen Regeln umsetzen, nach denen Corona-Infizierte ohne Symptome lediglich eine Maske bei der Arbeit tragen müssen und keine medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen betreten dürfen. Tenor: Die Eigenverantwortung rücke in den Mittelpunkt. Wer krank ist, soll wie bisher auch zu Hause bleiben. Droht aber nun eine Stigmatisierung von Menschen, die aus reiner Vorsicht bei der Arbeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen?
„Die Neuregelung bringt neue Herausforderungen für den Betrieb“, sagt Ferdinand Mayr, geschäftsführender Gesellschafter bei Mayr Antriebstechnik in Mauerstetten. Gleichzeitig berge dies eben auch Potenzial für Konflikte unter Kollegen.
„Wir möchten eine Stigmatisierung des Mundschutzes vermeiden“, so Unternehmerin Sonja Wiedemann von Sensor-Technik Wiedemann in Kaufbeuren. Generell dürfe jeder Beschäftigte zu jeder Zeit zum Selbstschutz eine Maske tragen. Die neue Maskenpflicht für positiv getestete Personen ändere aus der Sicht der Personalvertretung bei der Stadtverwaltung wenig an der geübten Praxis, sagt Peter Igel, der das Büro des Oberbürgermeisters leitet. Bisher und auch zukünftig werde das Tragen von Masken zum Selbstschutz und zum Schutz der Kollegen sowie Bürger akzeptiert, sogar begrüßt.
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In zahlreichen Unternehmen bleiben deshalb die Schutzvorkehrungen einfach bestehen. „Wir setzen weiterhin auf Sicherheit und offene Kommunikation“, sagt Mayr-Geschäftsführer Christian Illig. Oberstes Ziel bleibe, dass alle Mitarbeitenden einem möglichst geringen Infektionsrisiko im Unternehmen ausgesetzt sind. Das heißt, die Abstandsregeln, die Empfehlung zur Handhygiene, die bekannte Husten- und Niesetikette und die Vorgaben zum regelmäßigen Lüften gelten in dem Maschinenbauunternehmen weiter.
Zudem stünden auch künftig kostenlos Testkits, FFP2-Masken und medizinische Mundschutze zur Verfügung. Selbsttests und die Möglichkeit, wo umsetzbar, mobil zu arbeiten gibt es bei Sensor-Technik Wiedemann. Und auch die Stadt setzt auf Gewohntes: Bereits während der gesamten Zeit der Corona-Pandemie seien die Homeoffice-Möglichkeiten bei positiven Testungen ohne Symptomen oder bei Verdachtsfällen genutzt worden, teilt die Personalvertretung mit. Wie sich die Fehltage in den Unternehmen künftig entwickeln und auf welche Erkrankung sie zurückzuführen sind, lässt sich kaum feststellen.
Die Produktion bei Sensor-Technik Wiedemann sei in den vergangenen Monaten jedenfalls weitestgehend aufrechterhalten worden, teilt das Unternehmen mit. Da die Test- und Meldepflicht weggefallen ist, gebe es keine Zuordnung der Fehltage aufgrund von Corona. Zudem seien Beschäftigte nicht verpflichtet, die Art ihrer Erkrankung dem Arbeitgeber mitzuteilen. Peter Igel von der Stadt geht davon aus, dass in Zeiten statistisch hoher Fallzahlen auch ein hoher Anteil der Krankheitstage auf eine Covid-Infektion zurückzuführen sein dürfte. Wenngleich die Inzidenz ohne die Test- und Meldepflicht an Bedeutung verlieren dürfte.
Den Unternehmen bleibt nun vor allem eines: auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden zu setzen. Die freiwillige Selbstisolation zum Schutz der Kollegenschaft und Bürger werde dringend empfohlen, teilt die Personalvertretung der Stadt mit. Das heißt: Bei Krankheitssymptomen Kontakte vermeiden, Testmöglichkeiten wahrnehmen und zumindest ins Homeoffice wechseln.