Gedenken an Opfer des Hitler-Regimes

Gegen das Vergessen: Neue Stolpersteine in Kaufbeuren und Irsee

Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine im September 2020 in der Kaufbeurer Altstadt.

Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine im September 2020 in der Kaufbeurer Altstadt.

Bild: Mathias Wild

Der Künstler Gunter Demnig bei der Verlegung der Stolpersteine im September 2020 in der Kaufbeurer Altstadt.

Bild: Mathias Wild

In Kaufbeuren und Irsee werden neue Stolpersteine verlegt. Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit seinem Projekt an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft.
19.03.2023 | Stand: 05:00 Uhr

Um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern, werden nächste Woche in Kaufbeuren und in Irsee weitere Stolpersteine verlegt. Initiator des Projekts ist der Künstler Gunter Demnig. Vor dem letzten selbst gewählten Wohn- oder Arbeitsort der NS-Opfer lässt er Gedenkwürfel ins Trottoir ein. In Kaufbeuren gibt es seit 2020 Stolpersteine. Als digitale Erweiterung wird das Stadtmuseum mithilfe des Förderprogramms „Demokratie leben!“ im Juni 2023 die App „Kaufbeurer Stolpersteine – ein Rundgang gegen das Vergessen“ vorstellen.

Bei den neuen Kaufbeurer Stolpersteinen stehen Mitglieder des kommunistischen Widerstands im Fokus, gewürdigt werden fünf Männer und eine Frau. Zwischen 1933 und 1936 bildeten sich in Schwaben kommunistische Widerstandszellen gegen das NS-Regime. In Kaufbeuren habe sich für die im Untergrund agierende KPD eine größere Gruppe von überzeugten und risikobereiten Kämpfern zusammengefunden, heißt es in einer Pressemitteilung des Stadtmuseums.

Stolpersteine für Mitglieder des kommunistischen Widerstands

Wegen ihrer Verbindungen zur illegalen Leitung der KPD in München flog das gesamte südbayerische Netzwerk im Sommer 1936 auf, in Kaufbeuren wurden 17 Personen verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ angeklagt. Die sechs Vertreterinnen und Vertreter der illegalen KPD, die am Dienstag, 21. März, einen Stolperstein erhalten, zählen zum Kopf der Kaufbeurer Widerstandszelle. Zwei Mitglieder der Gruppe, Johann Schmid und Johann Schaudig, kamen in der Haft ums Leben, die übrigen Widerstandskämpfer mussten alle jahrelange Haftstrafen verbüßen.

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Die Stolpersteine werden an fünf verschiedenen Orten in der Kaufbeurer Innenstadt verlegt. Dabei stellen das Stadtmuseum und eine Jugendgruppe der Kulturwerkstatt unter der Leitung von Simone Dopfer die Biografien der Opfer vor. Das Programm am Dienstag, 21. März, im Überblick:

  • 9 bis 9.30 Uhr, Müllergäßchen 3, Stolperstein für Johann Schaudig (1905 bis 1943).
  • 9.45 bis 10.05 Uhr, Kaiser-Max-Straße 38, Stolperstein für Stefan Leo Lutz (1904 bis 1988).
  • 10.15 bis 10.35 Uhr, Baumgarten 18, Stolperstein für Michael Rauch (1894 bis 1984).
  • 10.45 bis 11.05 Uhr, Forettle 7, Stolperstein für Klemens Sailer (1903 bis 1972).
  • 11.15 bis 11.35 Uhr, Johannes-Haag-Straße 6, Stolperstein für Johann Schmid (1907 bis 1942) und für Karolina Schmid, später verheiratete Trimmel (1911 bis 1990).

Gedenken an „Euthanasie“-Opfer in Irsee

Am Montag, 20. März, wird Gunter Demnig außerdem ab 17 Uhr vier Stolpersteine vor dem Konventbau des Klosters Irsee verlegen, um an die „Euthanasie“-Opfer der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt zu erinnern. Gewidmet sind sie Josefa Bühler (1884 bis 1940), Maria Faber (1894 bis 1944), Josefa Fries (1898 bis 1940) und Xaver Rager (1898 bis 1941), heißt es in einer Mitteilung des Schwäbischen Bildungszentrums. Fries wurde im August, Bühler im November 1940 von Irsee aus in die Gasmordanstalt Grafeneck (Württemberg) deportiert, Rager im Juni 1941 in die Vernichtungsanstalt Hartheim (bei Linz). Faber wurde im Dezember 1944 in der Anstalt Irsee Opfer der dezentralen „Euthanasie“.

Bei der Verlegung der Stolpersteine in Irsee werden auch Angehörige anwesend sein. Reden halten zudem Bezirkstagsvizepräsidentin Barbara Holzmann, Irsees Bürgermeister Andreas Lieb sowie Stefanie Krüger, geschäftsführendes Präsidialmitglied des Bayerischen Bezirketags. Die musikalische Gestaltung übernimmt der Musikverein Irsee. Bereits 2009 und 2015 wurden Stolpersteine in Irsee verlegt.

Informationen zu den Schicksalen der vier NS-Opfer gibt es auf der Homepage von Kloster Irsee unter „Kloster Irsee“ und „In Memoriam“.