Interview mit Thomas Gärtner. Der scheidende Abteilungsleiter des Bayernligisten SV Mauerstetten über die schwierige Zeit in der 3. Liga und die Pandemie - und die Momente der Freude.
06.05.2022 | Stand: 19:00 Uhr
Es gibt Dörfer, die Hochburgen in einer Sportart sind: Westendorf im Ringen oder Mauerstetten im Volleyball. Thomas Gärtner hat Verbindungen in beide Gemeinden: Er lebt in Westendorf und ist Sportfunktionär in Mauerstetten. Nach sechs Jahren wird Gärtner aber nun als Abteilungsleiter des SVM zurücktreten. Ein erstes Fazit zieht Gärtner im Interview in der Allgäuer Zeitung.
Gibt es einen bestimmten Grund für Ihren Rücktritt?
- Thomas Gärtner: Den Rückzug hatte ich zur Jahresversammlung 2021 schon angekündigt. Die Gründe liegen im persönlichen, insbesondere im gesundheitlichen Bereich.
Wie bewerten Sie Ihre Arbeit und worin bestand der Hauptteil?
- Gärtner: Ich komme ursprünglich aus dem Handballbereich und bin daher ein voller Teamplayer. Ich konnte daher zu sportlichen Entscheidungen im Volleyballbereich nur bedingt Aussagen treffen. Ich habe aber immer gesagt, dass ich dafür meine Trainer habe und mich auf diese voll verlassen kann und muss. Dadurch habe ich meine Aufgaben darin gesehen als ständiger Mittler und Brückenbauer zwischen den verschiedenen Interessen der Trainer, Mannschaften, Eltern, Spielerinnen oder auch zwischen den Interessen des Kleinfeldes zum Großfeld und Beachbereich zu vermitteln.
Was war die heikelste Angelegenheit in den sechs Jahren Ihrer Amtszeit?
- Gärtner: Die letzte Saison in der 3. Liga und der anschließende Rückzug in die Regionalliga fand ich sehr heikel. Leider ging das Konzept nicht auf, mit älteren und vor allem fremden Spielerinnen weiterhin die 3. Liga zu spielen und parallel unsere Nachwuchsspielerinnen soweit an diese Liga heranzuführen, dass wir dann beim Weggang der fremden Spielerinnen weiterhin die 3. Liga hätten halten können. Ich hatte dabei Kritik erhalten, zu lange auf die fremden Spielerinnen gebaut zu haben. Und natürlich war die letzten beiden Jahre in Sachen Corona eine riesige Herausforderung, alle bei der Stange zu halten. Aber das haben wir sehr gut gemeistert.
Und was war der Moment, in Sie sich gefreut haben, Abteilungsleiter des SVM zu sein?
- Gärtner: Da gibt es viele. Zum Beispiel die Zeiten, als unsere Damen 1 sich jeweils in der 3. Liga behauptet hatten. Oder die zahlreichen glücklichen Gesichter der Jugendspielerinnen auf den Turnieren zu sehen. Und vor allem, als wir Ausrichter der deutschen Meisterschaft der U14 (w) in Kaufbeuren/Mauerstetten im Mai 2019 waren. Wahnsinn wie toll das war: tolles Wetter, tolles Helferteam, tolle Mannschaften, tolle Spiele. Ein rundum gelungenes Wochenende – da ist man dann schon stolz, als Abteilungsleiter vorne dran stehen zu dürfen.
Der SVM wurde Vierter in dieser Saison: Wie lautet Ihr Resümee?
Neben dem Abteilungsleiter werden wohl auch einige Spielerinnen (zum Studieren) gehen. Wird der SVM nächste Saison ein komplett neues Gesicht bekommen?
- Gärtner: Nein es zeichnet sich ab, dass die Mannschaft im Kern zusammenbleibt. Aus der Ersten wurden Lisa Rizolli (Studium in Augsburg) und Lea Gärtner (Studium in Passau) „verabschiedet“. Wobei ich von Verabschiedung nicht sprechen will, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass den Spielerinnen die vermeintlich nicht mehr zu Hause sind, dann doch die Finger kribbeln und sie ihrem Heimatverein, wenn „Not an der Frau“ ist, immer aushelfen. Von daher bin ich mir sicher, man wird auch weiterhin „ehemalige“ Spielerinnen in der Mannschaft der D1 zukünftig antreffen.
Was liegt jetzt für Sie an – wie ist Ihr nächster Karriereschritt?
- Gärtner: Persönlich will ich mich jetzt wieder stärker auf die Zeit mit meiner Familie konzentrieren, gewonnene Zeitfenster aktiver nutzen und auf meine Gesundheit achten. Ich werde aber dennoch der Abteilung oder auch dem Hauptverein nicht verloren gehen, denn Arbeit gibt es immer und Ehrenamtliche viel zu wenig.